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„Unsere Kontakte werden von Jahr zu Jahr enger“

An der Wolga wird die deutsche Sprache noch geschätzt

Alla Kargina ist Deutschlehrerin in der Wolgastadt Balakowo. Seit 23 Jahren unterrichtet sie an der Schule Nr. 20. Ihre perfekten Deutschkenntnisse lassen nicht ahnen, dass die 45-Jährige noch keine Gelegenheit hatte, Deutschland zu besuchen.

Balakowo, im Juni 2009 – Balakowo liegt 160 Kilometer nordöstlich der Gebietshauptstadt Saratow. Hier ist Alla Kargina eine bekannte Persönlichkeit – zumindest bei allen, die Deutsch lernen. Seit 23 Jahren unterrichtet sie  Deutsch an der Allgemeinbildenden Schule Nr. 20. Vor elf Jahren gründet sie zudem den Deutschklub „Frieden“. Hier wird nicht nur fleißig Deutsch gelernt und deutsch gesungen, zu besonderen Feiertagen werden auch kleine Theaterstücke aufgeführt. Häufig unternimmt man auch Bildungsreisen. „Das Wappen unseres Klubs ist die weiße Taube auf dem goldenen Grund. Sie trägt zwei kleine Fähnchen - weiß-blau-rot und schwarz-rot-gold“, erläutert die Russin.

Aus ihrer Sicht kann sich Deutsch als zweite Fremdsprache nach Englisch in der Wolgaregion sehr gut behaupten. Im Saratower Gebiet gebe es nämlich viele russisch-deutsche Betriebe und Organisationen mit Bedarf an sprachkundigen Arbeitskräften. Schließlich sei das Gebiet an der Wolga mit Sprache und Kultur der Russlanddeutschen stark verbunden.

Aber auch sonst werde an den Schulen und Hochschulen des Saratower Gebiets Deutsch unterrichtet. In der Stadt Saratow gibt es einen Deutschen Lesesaal des Goethe-Instituts, und auch die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit unterstützt den Deutschunterricht in der Region. Alla Kargina: „Zurzeit gibt es den Grundkurs Deutsch ,Hallo, Nachbarn!‘. Der Kurs vermittelt nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch deutsche Kultur und Geschichte.“
Alla Kargina erlernte die deutsche Sprache bereits in der Schule. Damals gab es noch die Sowjetunion und die Deutsche Demokratische Republik. So habe es an jeder Schule einen Klub für internationale Freundschaft gegeben, in dem auch Briefwechsel mit ausländischen Schülern organisiert wurden, sagt Alla. „Mit einer Brieffreundin aus Bleicherode hatte ich jahrelang guten Kontakt. Leider habe ich diesen lieben Kontakt verloren.“ Bisher blieb die Suche nach ihrer Brieffreundin von damals erfolglos. Später studierte sie an der Saratower Universität Deutsch und deutsche Literatur. Seit 1986 wohnt und arbeitet sie in der 200.000-Einwohner-Stadt Balakowo.

Um junge Menschen aus Russland mehr für die deutsche Sprache und Deutschland zu interessieren, solle man den Austausch von Schülern und Jugendlichen stärker unterstützen, meint Alla: „Der Schüleraustausch ist besonders wichtig.“ Nicht alle begabten Kinder hätten auch reiche Eltern, die solche Reisen nach Deutschland finanzieren könnten. Deshalb müsse in solchen Fällen von deutsch-russischen Organisationen geholfen werden. Generell, so die Lehrerin, habe sich die Situation in den letzten Jahren verbessert. „Unsere Kontakte mit deutschen Jugendlichen sind von Jahr zu Jahr enger und kreativer geworden. Dazu gehören auch Internetkontakte, kostenlose Deutschkurse, internationale Ferienlager und Bildungsreisen“, führt die Deutschlehrerin weiter aus.

Schließlich solle es den Kindern nicht so ergehen wie ihr selbst. „Ich war noch nie in Deutschland, aber es ist mein Lebenstraum, dorthin zu fahren“, sagt Alla. Bestimmt werde sich in absehbarer Zeit Gelegenheit bieten, das Land ihrer Lieblingsfremdsprache zu besuchen. (Wilhelm Siemers)

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