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Berlin, im Februar 2010 – „An seine Kindheit erinnert sich David Repp nicht sehr gerne, es waren sehr schwere Jahre voller Qualen und Hunger.“ Der 84-Jährige lebt im kasachischen Ust-Kamenogorsk, und dass er dennoch über seine Kindheit sprach, ist einer Gruppe deutscher und kasachischer Schüler zu verdanken, die ihn und andere Russlanddeutsche für das Projekt „Deportiert und Vertrieben“ interviewt haben.
Sein Schicksal sowie das von zehn weiteren russlanddeutschen Kasachen und Spätaussiedlern haben die Jugendlichen in einer Broschüre beschrieben. „Wir erhielten Einblick in eine fremde Kultur und beurteilen jetzt unsere eigene anders, zum Teil auch kritischer“, schreiben darin die Schüler aus Gröbenzell bei München.
Zwei Wochen lang haben sie mit zwei Lehrern der Waldorfschule Gröbenzell und Gleichaltrigen des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums Nr. 12 im kasachischen Ust-Kamenogorsk Russlanddeutsche besucht, die unter Stalin aus der Wolgaregion und anderen Gebieten der Sowjetunion hierher deportiert worden waren.
Wenige Monate später kamen die Schüler aus Kasachstan nach Deutschland, um mit ihren Altersgenossen überwiegend junge russlanddeutsche Spätaussiedler zu treffen und zu befragen. Ihre Erfahrungen und Eindrücke haben die kasachischen und deutschen Gymnasiasten auf Russisch und Deutsch in einem täglichen Blog veröffentlicht. Darüber hinaus sind die Ergebnisse ihrer Arbeit sowohl in Ust-Kamenogorsk als auch in München in einer Ausstellung gezeigt worden.
Finanziell unterstützt wurde das Projekt von Europeans for Peace, einer Gründung der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, die internationale Jugendprogramme fördert. Im Dezember 2009 ist „Deportiert und Vertrieben“ als eines der sechs besten Projekte des Jahres von Europeans for Peace ausgezeichnet worden.