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Die Region Tjumen gilt als das Saudi-Arabien Russlands. 67 Prozent der Erdölvorkommen und 91 Prozent der Erdgaslagerstätten liegen in einem Gebiet von der vierfachen Fläche Deutschlands, das von gerade 3,2 Millionen Menschen – knapp der Einwohnerzahl Berlins - besiedelt ist. Der stellvertretende Gouverneur Alexander Moor (Bild) hatte bei der Präsentation für die deutschen Unternehmen ein besonderes Angebot: Firmen, die in der Erdöl- und Gasindustrie tätig sind, bekommen acht Prozent ihrer Ausgaben für Ausrüstungen und Material aus dem Gebietshaushalt erstattet, wenn die Produkte in Tjumener Betrieben hergestellt wurden. Auch die Rahmenbedingungen scheinen für ausländische Investoren zu stimmen: Der Reichtum an Öl und Gas wirkt sich auf nahezu alle Wirtschaftszweige der Region aus - die Infrastruktur ist gut entwickelt, die Kaufkraft der Bevölkerung hoch.
Als wichtigster Förderstandort der russischen Erdöl- und Gasindustrie erwirtschaftet Tjumen nach Moskau die höchsten Einnahmen aller russischen Gebietskörperschaften und könne der deutschen Wirtschaft vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit bieten, so der Vizegouverneur. Der Außenhandelsumsatz habe mit 4,3 Milliarden Euro ein hohes Niveau, und das regionale Gesamtprodukt von 5,8 Milliarden Euro im Jahr 2004 werde sich voraussichtlich auf 10 Milliarden Euro im Jahr 2007 nahezu verdoppeln.
Organisiert wurde die Veranstaltung von der COMMIT GmbH in Zusammenarbeit mit dem Bundeswirtschaftsministerium, dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft und dem Deutsch-Russischen Forum.
Dass es sich lohnt, in Sibirien zu investieren, unterstrich ein Vertreter des deutsch-schottischen Erdöl- und Erdgasausrüsters KCA Deutag Drilling, der im Gebiet Tjumen mit einem Auftragsvolumen von 15 Millionen Euro tätig ist. „In Tjumen sind wir auf keine Probleme gestoßen und waren uns immer der Hilfe der Administration gewiss.“ Mittlerweile gebe es gut ausgebildetes Personal in der Region, so dass die Firma auch ein zentrales Büro vor Ort errichtet habe.
Ein Mitarbeiter der niedersächsischen Firma Bentec, die Bohrausrüstungen liefert, wollte nur bedingt ein Loblied auf den Wirtschaftsstandort Tjumen anstimmen. Das Investitionspotential sei zwar riesig – allein bis 2012 müssten bis zu 400 Bohranlagen ersetzt oder modernisiert werden. Auch seien zahlreiche Vergünstigungen seitens der Gebietsadministration gute Argumente für Investitionen. Allerdings: „Es gibt einen Mangel an qualifizierten Facharbeitern, und Baudienstleitungen werden immer teurer.“ Auch sei die Stromversorgung auf Dauer nicht gesichert. Bisweilen hat Bentec die drohende Gefahr abwenden können. Ihr Produktionsstandort befindet sich auf dem Gelände von „Tjumenskij Motorstroitell“, einem ehemaligen Militärbetrieb. Der notwendige Strom kommt direkt vom Kraftwerk nebenan.
Alexander Moor räumte ein, dass es ab 2009 bei der Stromversorgung Engpässe geben könnte. Allerdings liege eine Zusicherung des halbstaatlichen Stromkonzerns EES Rossii vor, wonach seine Region in den nächsten fünf Jahren ununterbrochen mit Strom versorgt werde. Zudem seien fünf weitere Kraftwerke geplant sowie die Modernisierung bestehender Elektrizitätslieferanten.
In Deutschland hat Sibirien eine Aufwertung erlebt, so auch im Bundesland Niedersachsen. „Für Niedersachsen ist Sibirien ein wichtiger Außenhandelspartner“, betonte Hannovers Wirtschaftsminister Walter Hirche. Ministerpräsident Christian Wulff hatte im vergangenen Jahr die Region mit einer Wirtschaftsdelegation besucht. Anlässlich der Deutsch-Russischen Regierungskonsultationen im April 2006 in Tomsk wurde mit dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft eine Vereinbarung getroffen, in der 2007 zum „Jahr Sibiriens in Deutschland“ erklärt wurde. Die Auftaktveranstaltung findet im Rahmen der Hannover Messe am 16. April statt. Nahezu alle sibirischen Gouverneure werden zu dieser Veranstaltung erwartet. (© ORNIS/Wilhelm Siemers, 27. März 2007)
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