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16. bis 22. Juni

Ärztekammer lehnt Umschulung ab

Berlin – Kristina Regel dachte, sie hätte es geschafft. Die 27-jährige Mutter von drei Kindern glaubte, nach den Jahren zuhause nun doch noch einen Beruf erlernen zu können, berichtet die Berliner «Tageszeitung» (taz) am 16. Juni. Das Jobcenter hatte eingewilligt, ihr die Umschulung zur Arzthelferin zu finanzieren. Die Spätaussiedlerin, die 1998 aus Kasachstan nach Deutschland gekommen war, hatte auch eine Praxis in Kreuzberg gefunden und die Ausbildung bereits begonnen, als die Berliner Ärztekammer intervenierte: Nach der neuen Prüfungsordnung dürfe sie nicht zugelassen werden. Da sie keine andere Ausbildung abgeschlossen habe, hätte sie vor der Umschulung mindestens viereinhalb Jahre erwerbstätig sein müssen. Kristina Regel hat bisher insgesamt nur drei Jahre gearbeitet, unter anderem als Putzfrau. Hätte sie anderthalb Jahre länger geputzt, wäre sie zugelassen worden. Das Blatt zitiert Lutz Basse, Berufsberater für Migranten im Beratungszentrum ‚Club Dialog‘, er habe sich die Prüfungsordnungen anderer Bundesländer angeschaut: „Nur die Berliner Ärztekammer hat besondere Voraussetzungen für Umschüler festgeschrieben.“


Gegen Russlanddeutsche und Türken die größten Vorbehalte

Berlin – Für viele Menschen in Deutschland sind ausländerfeindliche Ansichten selbstverständlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, berichtet wie viele andere Medien auch «Die Welt» am 18. Juni. Die Untersuchung mit dem Titel ‚Ein Blick in die Mitte‘ knüpft an eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2006 an. Diesmal führten Wissenschaftler der Universität Leipzig mit 60 der damals befragten Personen, darunter Anhänger unterschiedlicher politischer Richtungen, zwölf Gruppendiskussionen. Dabei stellte sich heraus, führt die Zeitung fort, dass ausländerfeindliche Ressentiments mit besorgniserregender Selbstverständlichkeit geäußert wurden, auch bei Personen, die in der ersten Studie nicht durch rechtsextreme Äußerungen aufgefallen waren. Oft werde zwischen „guten und schlechten Migranten“ unterschieden. Die größten Vorbehalte seien gegen Russlanddeutsche und Türken geäußert worden.


Familien werden auseinander gerissen

Berlin – Die verschärften Einreisebedingungen für Angehörige, die aus dem Ausland zu ihren Familien nach Deutschland ziehen wollen, haben im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zu zahlreichen Eingaben geführt, berichtet Josef Winkler, für die Grünen Mitglied des Ausschusses, in einem Gespräch mit dem Berliner «Tagesspiegel» am 18. Juni. Den „nicht überraschenden“ Zuwachs führt er auf die Einführung von Sprachanforderungen zurück. Die Rechtslage sei schikanös. Es fehle zum Beispiel eine Härtefallregelung, so dass der Petitionsausschuss für viele Betroffene die einzige Hoffnung darstelle. Winkler bestätigt, dass sich auch Spätaussiedler mit Eingaben zu Wort gemeldet hätten. „Da das Gesetz keine Übergangsfristen kennt, wurden Familien auseinander gerissen – ein Teil durfte nach altem Recht einreisen, die anderen nach neuem Recht nicht.“


Vorurteile abbauen

Lübeck – “Einfach ist es nicht, in Deutschland so einfach akzeptiert zu werden”, sagte Jakob Fischer, früher Lehrer in Kasachstan, vor Schülern der Lübecker Thomas-Mann-Schule, wie die Online-Zeitung «HL-live» am 20. Juni berichtet. Fischer ist derzeit in der Bundesrepublik unterwegs, um im Auftrag des Bundesinnenministeriums, des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sowie der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland über Werdegang und Schicksal Deutschstämmiger in Osteuropa aufzuklären. Dem Referenten gehe es vor allem um den Abbau von Vorurteilen, heißt es weiter. Oftmals litten Russlanddeutsche darunter, dass sie in der Bundesrepublik als Russen angesehen würden. Außerdem würde ihnen „Sozialschmarotzertum“ unterstellt. Das Aufklärungs-Projekt wird von einer Ausstellung über die Russlanddeutschen begleitet, die jetzt von der Thomas-Mann-Schule in die Luther-Kirche umgezogen und bis Monatsende noch täglich geöffnet ist.


Distanz ist größer geworden

Neuss – Bis zu tausend Besucher werden zum Familien-, Sport- und Kulturtag der Deutschen aus Russland in Neuss erwartet, schreibt die «Neuß-Grevenbroicher Zeitung» am 18. Juni und führt ein Interview mit Ella Kühl, der Mitorganisatorin des Festes. Kühl war bereits 1987 mit ihrer Familie als Aussiedlerin nach Deutschland gekommen. Damals seien die wenigen russlanddeutschen Aussiedler von den Einheimischen noch sehr herzlich aufgenommen worden. „Dadurch konnten wir uns schnell eingewöhnen.“ Später, als immer mehr Aussiedler folgten, sei die Distanz zu den Zuwanderern größer geworden. „Es entstanden Konfrontationen – warum auch immer - gerade zwischen russlanddeutschen und türkischen Jugendlichen.“


Migranten stärken die Kommunen

Leipzig – Leipzig bekommt einen Migrantenbeirat. Dieses Gremium soll die Stadt bei kommunalen Entscheidungsprozessen beraten, berichten die «Leipzig-Seiten» am 17. Juni. Leipzig erhoffe sich, mithilfe des Beirats die Migranten stärker einbeziehen und deren Potentiale als Bereicherung für die kommunale Entwicklung aufzeigen zu können. Das neue Gremium wird aus 22 Mitgliedern bestehen, davon 16 Migranten und sechs Mitglieder des Stadtrats. Um eine Mitgliedschaft sollen sich nach der Ausschreibung Nichtdeutsche, Eingebürgerte und Aussiedler bewerben, die unter anderem mindestens seit sechs Monaten ihren Hauptwohnsitz in Leipzig haben und gut deutsch sprechen.


Selbständig auf dem Arbeitsmarkt bewegen

Eberbach – „Heimat ist der Ort, an dem man akzeptiert wird, so wie man ist“, haben Teilnehmer des neu eingerichteten Integrationskurses auf ein Plakat an der Wand ihres Unterrichtsraums geschrieben. Dass Deutschland und insbesondere Eberbach zu solch einer Heimat für die 24 Spätaussiedler und Ausländer aus Kasachstan, Russland oder der Türkei werde, dazu wollen die Mitarbeiter des Internationalen Bundes (IB) als Träger des Kurses beitragen, heißt es in der «Rhein-Neckar-Zeitung» am 20. Juni. Der Kurs biete zusätzliche berufsorienterte Bestandteile und sei deshalb der erste seiner Art in Eberbach. Die Teilnehmer sollen in die Lage versetzt werden, sich auf dem Arbeitsmarkt selbständig bewegen zu können.


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