ORNIS-PRESS
ORNIS-PRESS
ORNIS-RSSORNIS-RSS|ORNIS InfoBriefORNIS InfoBrief|  

Sie sind hier: Startseite ›› Wochenrückblick ›› 2008

Schrift: kleiner | normal | größer

17. bis 23. März

Erster Preis für Celler Jugendklub

Celle – „Mit elf Jahren kam ich aus Sibirien nach Celle und sprach kaum ein Wort Deutsch. Im Jugendklub habe ich einen Platz gefunden, an dem ich mich zu Hause fühle“, sagt die 19-jährige Anna Mordikov in einem Beitrag der «Hannoverschen Allgemeinen» vom 17. März. Anna ist eine von 200 Stammgästen des Jugendklubs Celle, der Menschen von 14 bis 40 aus verschiedenen Kulturen miteinander in Kontakt bringen will. Für seine Arbeit hat der Verein ‚Jugend-, Freizeit- und Kunst-Club Celler Land‘ jetzt in einem bundesweiten Integrations-Wettbewerb den 1. Preis in Höhe von 2.500 Euro von der Stiftung ‚Bürger helfen Bürger‘ bekommen. 40 Prozent der Klub-Besucher seien Spätaussiedler, zehn Prozent Einheimische. Aus insgesamt 20 Nationen stammen die Jugendlichen, die sich dort zu Computer- und Sprachkursen, zu Billard, Dart und Disko oder Boxen und Rap-Musik treffen. Bis 2009 sei die Finanzierung durch den Bund und die Stadt Celle noch gesichert.


Als Russlanddeutsche abgestempelt

Frankfurt/Oder – Erstmals seit dem Holocaust besitzt die jüdische Gemeinde in Frankfurt an der Oder wieder eine Thora, schreibt der Berliner «Tagesspiegel» am 17. März. Üblicherweise werde sie in Synagogen aufbewahrt, doch in Brandenburg bestand seit der Pogromnacht 1938 kein solches Gotteshaus mehr. Lebten zu DDR-Zeiten im heutigen Brandenburg kaum noch Juden, bekennen sich heute wieder rund 7.000 Menschen zum jüdischen Glauben. Es seien fast ausschließlich Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. In den neunziger Jahren mussten sie unter den weit verbreiteten Vorbehalten gegenüber Fremden leiden, berichtet die Zeitung. „Und bis heute sitzt in vielen Behörden und im Alltag das Vorurteil fest, alle jüdischen Einwanderer aus dem Osten als Russlanddeutsche abzustempeln.“


Akzentfreier Deutsch als mancher Bayer

München – Als 19-jährige war Veronika mit ihren Eltern und ihrem Bruder aus Kasachstan gekommen. Lange hatte die deutschstämmige Familie vom Leben in der Bundesrepublik geträumt. Als es soweit war, landeten sie zu viert in einem winzigen Zimmer in einer bayerischen Kleinstadt, heißt es bei «jetzt.de», der Jugendseite der Süddeutschen Zeitung am 17. März. „Die Zeit im Übergangswohnheim war schrecklich“, erinnert sich die 26-Jährige. Heute schreibe sie ihre Magisterarbeit in Theaterwissenschaft, und wenn man sie reden höre, käme man nie auf die Idee, dass sie in Zentralasien aufgewachsen sei, berichtet jetzt.de. Sie spreche akzentfreier Deutsch als mancher Bayer. An ihrem Wohnort München mache sie zweimal pro Woche mit der 30-jährigen Freundin Mascha, die als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland kam, einen Ausflug in eine Welt, die sie längst hinter sich gelassen habe: in ein Wohnheim für Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion. Dort unterstütze sie die Kinder bei Hausaufgaben und vermittle den Jugendlichen ‚Paten‘, die ihnen bei der Lehrstellensuche helfen. Außerdem leite sie ehrenamtlich eine deutsch-russische Theatergruppe. Mit Mascha und anderen organisiere sie zudem das alljährlich in München stattfindende Theaterfestival ‚Jula‘ sowie ‚Piroschki-Partys‘, zu denen Musikgruppen aus der ganzen ehemaligen Sowjetunion anreisen. Und nicht zuletzt mache sie im Vorstand des Verbands ‚Junge Leute aus dem Osten‘ (Junost) mit. Diese deutsch-russische Welt, so jetzt.de, „hat wenig zu tun mit den so genannten Russenclubs, in denen man riesige Mengen Wodka trinkt, kitschigen Pop hört und Mädchen pinken Lippenstift tragen“.


Zuwanderer nehmen Einheimischen keine Arbeitsstellen weg

Düsseldorf – Zuwanderer nehmen Deutschen die Arbeit weg - mit dieser „dumpfen Parole“ gehen Rechtsextreme seit Jahren auf Wählerfang, schreibt das «Handelsblatt» am 17. März. Auch Politiker folgten zum Teil ähnlichen Reflexen. So sei Deutschland eines der wenigen EU-Länder, das so lange wie möglich seinen Arbeitsmarkt abschotten wolle. Tatsächlich aber sei die Angst vor Migranten „weit überzogen“. Zu diesem Schluss kommen zwei neuere Studien von Wirtschaftswissenschaftlern, so die Zeitung. Eine von ihnen beschäftige sich mit der Situation in den USA, die andere stamme von einem dreiköpfigen italienischen Forscherteam und beschäftigt sich mit der Situation im Deutschland der neunziger Jahren. In dieser Zeit habe es – unter anderem aufgrund der Spätaussiedler – auf dem westdeutschen Arbeitsmarkt erhebliche Zuwanderung gegeben. Für die einheimische Bevölkerung habe die Zuwanderung selbst kurzfristig keinerlei Nachteile auf dem Arbeitsmarkt gebracht. Auch an den Löhnen für Deutsche sei die Zuwanderungswelle spurlos vorbeigegangen. Für eine spezielle Gruppe des deutschen Arbeitsmarktes habe die Sache allerdings sehr wohl Konsequenzen gezeitigt: für Ausländer, die schon länger in Deutschland lebten. Neue und alte Migranten stünden in einem relativ harten Wettbewerb. Wenn zehn neue Zuwanderer auf den deutschen Arbeitsmarkt kämen, verlören zwei bereits hier lebende, ähnlich qualifizierte Ausländer ihren Job. Auch ihre Löhne gerieten unter Druck.


Mehr Transparenz gefordert

Schwerin – Die Integration der deutschen Spätaussiedler in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt bleibt eine der wichtigen Herausforderungen der Aussiedlerpolitik der nächsten Jahre, heißt es bei «MVregio» am 18. März. Der Online-Dienst bezieht sich auf Äußerungen des Landesvorsitzenden der Jungen Union Mecklenburg-Vorpommern, Sebastian Ehlers, nach einer Aussiedlerbeauftragten-Konferenz der Bundes-CDU. Auf der Konferenz sei deutlich geworden, dass die Anerkennung von Ausbildungs- und Studienleistungen nach wie vor eine hohe Hürde bei der Aufnahme einer angemessenen Tätigkeit darstelle. Eine Arbeitsgruppe werde unter Mitarbeit von Integrationsprogrammgestaltern und Vertretern berufsständischer Organisationen wie der Bundesärztekammer an Lösungen arbeiten. Unter anderem soll die Transparenz der Anerkennungsverfahren für Ausbildungs- und Studienabschlüssen verbessert werden.


Gezeichnete Geschichte der Russlanddeutschen

Bodelschwingh – „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Mit diesem häufig zitierten Sprichwort eröffnete Bürgermeister Adolf Miksch die Ausstellung ‚Schicksal in Bildern‘ in der evangelischen Kirchengemeinde Bodelschwingh, berichten die «Ruhr-Nachrichten» am 19. März. Die schlichten Schwarz-Weiß-Zeichnungen des Künstlers Günther Hummel zeigten drastisch die grausame Geschichte der Russlanddeutschen. „Die Menschen wissen kaum etwas über unsere Geschichte und unsere Erfahrungen“, sagte Irina Eisele, Geschäftsführerin des örtlichen Spätaussiedlervereins, zur Ausstellungseröffnung. „Das soll sich ändern.“ Hungersnot, Deportationen und Zwangsarbeit – die Bilder ließen nichts aus, heißt es in der Zeitung. Der Künstler habe vieles von dem, was er auf den Zeichnungen darstelle, selbst erlitten.


Zurück

Nach oben
Artikel bookmarken:
Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen My Yahoo