Seit Beginn des Jahres ist neben den westsibirischen Gebieten Nowosibirsk und Altai auch Omsk in das Programm der deutschen Bundesregierung zur Bekämpfung von Tuberkulose (TBC) aufgenommen worden. Allein im Gebiet Omsk treten statistisch jährlich über 2000 neue Tuberkulose-Fälle auf – das entspricht einer Rate von 110 Erkrankten auf 100.000 Einwohnern. Wie in den anderen russlanddeutschen Siedlungsgebieten der Region engagiert sich das Bundesinnenministerium in der Millionen-Stadt Omsk in enger Absprache mit den russischen Behörden gegen die Ausbreitung der heimtückischen Krankheit, die auch unter der Bezeichnung Schwindsucht bekannt ist.
1999 hatte das Anti-Tuberkulose-Programm begonnen, angelegt zunächst auf vier Jahre. Mit insgesamt rund 2,5 Millionen Euro fördert die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Auftrag der Bundesregierung in den drei Pilot-Regionen hauptsächlich Weiterbildung und Beratung von medizinischem Personal, Aufklärungsaktionen unter den Deutschstämmigen und ihren russischen Nachbarn, finanziert Laboreinrichtungen und Arzneimittelbeschaffung. Unter anderem wurden über 250 medizinische Labors mit modernem Gerät ausgerüstet und etwa 335 Ärzte sowie 511 Mikrobiologen mit neuen Behandlungsmethoden vertraut gemacht, die Operationen überflüssig machen. Medikamente werden kostenlos bereitgestellt. Ebenso wichtig wie die Therapie ist die Aufklärung der Bevölkerung über Symptome der Tuberkulose und die Gefahr, sich selbst und andere anzustecken, wenn erste Anzeichen einer Erkrankung nicht erkannt und zu spät behandelt werden.
Grundlage der TBC-Therapie ist eine etwa zweijährige Behandlung, die von der Weltgesundheitsorganisation unter der Bezeichnung DOTS (englisch für Directly Observed Treatment Short-Course, deutsch: Kurzbehandlung unter ständiger Beobachtung) derzeit weltweit gegen die Erkrankung empfohlen wird. Dabei wird nach einer Laboranalyse des Erreger-Typs darauf geachtet, dass die Erkrankten ihre Medikamente über eine festgelegte Dauer ohne Unterbrechung einnehmen. Jede Unterbrechung der Behandlung, auch wenn nur für kurze Zeit, gefährdet die Heilung. In der ersten Patientengruppe, die nach DOTS behandelt wurde, sind 70 Prozent der Kranken geheilt worden.
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