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24. bis 30. Dezember

Immer mehr Obdachlose aus Osteuropa

Berlin – Der 38-jährige Karsten Krampitz studierte Geschichte, Politik und Literatur, veröffentlichte zwei Romane und etliche Erzählungen, deren Helden Obdachlose und andere Unbedachte sind, berichtet «Neues Deutschland» am 24. Dezember. Seit Anfang der 1990er Jahre arbeitet er im Nachtcafé ‚Landowsky‘ der Bekentniskirche im Ostberliner Stadtteil Treptow, das aus dem früheren grün-ökologischen Netzwerk Arche hervorgegangen ist und sich um Obdachlose kümmert. Über die Gründung sagte Krampitz der Zeitung: „Wir waren alle sehr erschrocken über diese Armut, und irgendwie lag unsere Idee auf der ursprünglichen Arche-Linie, den Menschen zu helfen, die die DDR verlassen wollten. Da war es nur recht und billig, im wiedervereinten Deutschland denen zu helfen, die im Westen nicht Fuß fassen konnten.“ Die Ursachen der Obdachlosigkeit in Deutschland haben seiner Meinung nach eine starke seelische Komponente. Oft genug seien Ehen zerstört und Karrieren gescheitert, der Alkohol tue dann das Übrige. „Auch Scheitern will gelernt sein.“ Es gebe Obdachlose mit deutschem Pass, die könnten nicht ein Wort Deutsch sprechen, etwa Russlanddeutsche, berichtet Krampitz weiter. Dann gebe es welche, die sprächen perfekt Deutsch und seien aus Polen. „Auf jeden Fall suchen immer mehr Menschen aus Osteuropa die Notübernachtungen in Berlin auf. Oft genug komme es zu Schlägereien mit den Einheimischen. Auf diesen Konflikt „müssen wir reagieren, allein schon, weil das erst der Anfang ist“, sagte Krampitz.


Jolkafest in Deutsch und Russisch

Forst – Rund 120 Besucher kamen kurz vor Weihnachten ins Forster Gemeindezentrum der Evangelischen Kirche, um das Jolka-Fest zu feiern, heißt es in der «Lausitzer Rundschau» am 24. Dezember. Nach der Premiere im vergangenen Jahr sei die Feier erstmals in russischer und deutscher Sprache moderiert worden. Der Abend solle eine Begegnung zwischen russischer und deutscher Kultur sein, erläuterten Pfarrer Matthias Vogt und Irma Nasarow, die an der Forster Grundschule Mitte muttersprachlichen Russisch-Unterricht gibt. Die einheimischen Forster könnten das Jolka-Fest kennenlernen, während sich die zugezogenen Spätaussiedler mit dem deutschen Weihnachtsfest vertraut machen sollten, schreibt die Zeitung und fährt fort, das Jolka-Fest werde in Russland als atheistischer Ersatz des traditionellen christlichen Weihnachten am 7. Januar begangen. Als Spätaussiedler, Deutsche oder Russen – in welcher Identität sehen sich die Jolka-Fest-Feiernden selbst?, hat das Blatt die Anwesenden gefragt. Die Tanzpädagogin Lilia Wolf antwortete: „Das betrifft nicht unsere Nationalität, jedoch sind unsere Kultur und Bildung russisch geprägt.“ Die russische Sprache werde in den Familien als bereicherndes Erbe empfunden und deshalb gepflegt. Deutsche Weihnachtslieder sollten aber auch in deutscher Sprache gesungen werden.


Problem: Arbeitsplatz

Hermsdorf – Seit Juli 2007 läuft das Projekt ‚Sputnik‘ des im ostthüringischen Hermsdorf angesiedelten Vereins ‚Ländliche Kerne Crossen“, berichtet die «Ostthüringer Zeitung» am 27. Dezember über die erste Phase des Versuchs, Spätaussiedler der Region in den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Als „größten Knackpunkt“ habe die Sozialpädagogin Anne Schwedat die mangelnden Deutschkenntnisse benannt. Deshalb habe man im Dezember beim Bewerbertraining den Schwerpunkt auf einen intensiven Sprachunterricht gelegt. Andreas Stammwitz vom Verein Refit, der im Rahmen des Projekts ein Existenzgründungs-Seminar leitete, habe auch die fehlende Anerkennung von Berufsabschlüssen, den schwierigen regionalen Arbeitsmarkt sowie das schwer vermittelbare Alter der Teilnehmer als zusätzliche Probleme benannt. ‚Sputnik‘ werde noch bis September 2008 weiterlaufen, schreibt das Blatt. Bis dahin werden die Spätaussiedler Betriebspraktika durchführen, die sie sich zum großen Teil selbst gesucht hätten. „Dann werden wir sehen, wie sich die Integration vollzieht“, zitiert die Zeitung eine Projektbetreuerin.


Aufnahmestelle Unna-Massen wird verkleinert

Unna – Für mehr als 2,5 Millionen Zuwanderer nach Nordrhein-Westfalen war die Aufnahmestelle Unna-Massen über 50 Jahre lang ihre erste Adresse in der neuen Heimat, schreibt die «Aachener Zeitung» am 27. Dezember. Die Landesstelle beherbergte in der Vergangenheit Übersiedler aus der DDR, Bürgerkriegsflüchtlinge vom Balkan und zuletzt vor allem Spätaussiedler aus Osteuropa. Zum 1. Januar 2008 werde sie erheblich verkleinert und zum ‚Kompetenzzentrum für Integration‘ werden, wie der Integrationsminister Armin Laschet mitgeteilt habe, heißt es in dem Blatt. Das Zentrum werde aber weiterhin für den Erstkontakt von Spätaussiedlern und jüdischen Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion zuständig sein sowie für die Beratung von Kommunen und Verbänden. Von Anfang Januar bis Ende November 2007 seien knapp 1.200 Spätaussiedler in Unna-Massen aufgenommen worden. Zehn Jahre zuvor lag die Zahl noch bei rund 30.000.


Auszeichnung für Ost-West-Integrations-Projekt

Freudenstadt – Für Wolfgang Jokerst war es ein besonderes Erlebnis, als er kürzlich in Bonn eine Auszeichnung des Bundesinnenministeriums entgegen nahm, berichtet der «Schwarzwälder Bote» am 28. Dezember. Der 51-jährige Leiter der Kreisvolkshochschule von Freudenstadt erhielt für sein ‚Ost-West-Integrations-Projekt‘ (OWI) die Anerkennung als eines der besten Projekte des Jahres 2007. Das OWI-Konzept stellte die Integration von jungen Spätaussiedlern in den Mittelpunkt. 2004 vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zum Modellprojekt ernannt, verband es von Anfang an präventive Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche mit der Förderung ehrenamtlichen Engagements unter den beteiligten Eltern. Schon damals war klar, dass das Projekt drei Jahre nach seiner Entstehung ehrenamtlich weitergeführt werden sollte. „Dieses Ziel ist erreicht“, schreibt die Zeitung. Das ursprünglich mit 410.000 Euro ausgestattete OWI sei inzwischen in den Bürgerverein ‚Miteinander – Füreinander‘ aufgegangen, der von Einheimischen und Migranten getragen werde. Es habe sich als richtig erwiesen, eine der beiden Stellen für Vollzeitkräfte mit einer Aussiedlerin zu besetzen. Jokerst: „Die Erfahrung zeigt, dass das Erreichen der Zuwanderer eine der schwierigsten Aufgaben ist. Es ging fast nur über die persönliche Ansprache und Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Bei den insgesamt 428 Tanz-, Musik- und Computerkursen, dem Anti-Gewalttraining, den Exkursionen, Gesprächskreisen, den Sportveranstaltungen, der eigenen Radiosendung sowie der Projektzeitung seien rund 13.000 Teilnehmer gezählt worden, davon mehr als die Hälfte Spätaussiedler. Wie die Polizei bestätigte, habe die Gewaltbereitschaft bei jungendlichen Russlanddeutschen spürbar nachgelassen. „Vielleicht der schönste Erfolg“, sagte Jokerst.


Eigenheim statt Plattenbau

Schwerin – Mitten im Mueßer Holz soll eine neue Eigenheimsiedlung entstehen. Gebaut auf den Abrissflächen eines schlecht beleumdeten Plattenbau-Quartiers, will die Schweriner Stadtverwaltung dort „die Menschen zurückholen in die großen Wohnviertel, wieder eine gesunde soziale Mischung schaffen“, berichtet die «Schweriner Volkszeitung» am 29. Dezember. Seit wenigen Tagen liege das Konzept auf dem Tisch, Resultat einer „Wohnungsbau-Werkstatt“ mit Vertretern von Stadt, Politik, Wohnungsgesellschaften und Architekten, wie Baudezernent Wolfram Friedersdorff dem Blatt mitteilte. Rund 80.000 bis 100.000 Euro soll ein Haus kosten. Fünf potentielle Interessengruppen hätten die Experten ermittelt: Aussiedler, junge Paare mit Kind oder Kinderwunsch, Ehepaare über 45 Jahre oder Freunde des Mehrgenerationenwohnens. Bis 2009 sollten zumindest Musterhäuser stehen, um auch überregional für das Projekt zu werben.


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