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10. bis 16. September

Deutsche Firmen - russische Unternehmenskultur

Berlin – Der Berliner Anzeigenverkäufer Peter Dröge ist nur einer von vielen tausend Deutschen, die für ein Unternehmen mit russischem Hintergrund arbeiten. Vor zwei Jahren kündigte er seinen Job bei einer Berliner Zeitung und wechselte zur Werner Media-Group, Deutschlands größtem Verlag russischsprachiger Printmedien. Die Zahl der Firmen mit russischem Hintergrund steigt stetig an, berichtet der «Tagesspiegel» am 16. September. Allein 2005 sei fast eine Milliarde Euro Direktinvestitionen aus Russland nach Deutschland geflossen – so viel wie nie zuvor. Noch häufiger machten sich russische Unternehmer am Standort Deutschland selbständig. Entgegen dem allgemeinen Trend seien die Existenzgründungen zwischen 2003 und 2006 um fast das Doppelte auf über 2.100 gestiegen. Wie viele russischstämmige Unternehmer selbständig seien und wie viele Arbeitsplätze sie geschaffen hätten, sei unbekannt. „Denn die Statistiken erfassen nur Gründer mit russischer Staatsangehörigkeit, nicht aber die rund 3,5 Millionen Spätaussiedler, die in den letzten zwölf Jahren eingewandert sind und einen deutschen Pass bekommen haben“, schreibt die Zeitung. Sollten sich nur zwei Prozent von ihnen selbständig gemacht haben, wären das noch einmal rund 70.000 Betriebe mit einer mehr oder weniger russischen Unternehmenskultur. Und die soll sich zuweilen deutlich von der deutschen unterscheiden. Werner-Media-Group-Gründer Nikolai Werner zum Beispiel besitze einen deutschen Pass. Doch sein Unternehmen sei so russisch, wie ein Unternehmen in Deutschland russischer kaum sein könne. Die Wachleute am Eingang sprächen Russisch, Hinweisschilder seien mit kyrillischen Buchstaben beschriftet, im Keller werde derzeit eine russische Sauna errichtet.


Talent entdeckt

Traunreut – Vor zwölf Jahren kam Anna Mehl mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter aus Kasachstan nach Deutschland. „Am Anfang war es brutal“, erzählt die heute 24-jährige Spätaussiedlerin im «Trostberger Tagblatt» vom 14. September. Als sie – zunächst in Ruhpolding – in die Schule kam, war sie die einzige „Russin“, trug vermeintlich die falsche Kleidung, hatte keine Freundinnen und traute sich über Monate hinweg nicht zu sprechen – und das, obwohl sie in ihrer Heimatstadt Semipalatinsk meist die Klassenbeste war. Besser wurde es nach dem Umzug ihrer Familie ins bayerische Traunreut. Hier traf sie auf zahlreiche russlanddeutsche Mitschüler und auf die Religionslehrerin Ulla Rieder, die Annas Talent Anna erkannte und sie förderte. Ihr hat sie auch den Mut zu verdanken, aufs Gymnasium zu wechseln. Gerade hat die künftige Sozialarbeiterin ihr Studium an einer Nürnberger Fachhochschule mit Bestnoten abgeschlossen. „Jetzt habe ich es geschafft“, sagt sie. In wenigen Monaten will sie ihre Diplomarbeit abgeschlossen haben zum Thema “Die Unbekannten aus dem Osten – Aus dem Leben von Deutschen aus Russland“.


Festanstellung winkt

Böblingen – Die Mitarbeiter des Bildungszentrums Böblingen, eine Niederlassung des Internationalen Bundes, haben sich zum Ziel gesetzt, Absolventen von Förderschulen „fit für den Beruf zu machen“, heißt es in der «Sindelfinger Zeitung / Böblinger Zeitung» am 10. September. Und das mit Erfolg. Weniger als zehn Prozent der Teilnehmer melden sich nach einer Berufsausbildung oder –vorbereitung arbeitslos, wie die lokale Bundesagentur für Arbeit bestätigt. Ein Team aus Lehrern, Sozialpädagogen, Mitarbeitern der Arbeitsagentur und Ausbildern kümmert sich gemeinsam um jeden Teilnehmer. Inzwischen gibt es schon Firmen aus dem Landkreis Böblingen, sie sich angehende Absolventen „reservieren“ lassen, berichtet das Blatt. Einer derjenigen, die hier aufgenommen wurden, ist der 20-jährige Russlanddeutsche Willi Schmidt, der 1995 mit seinen Eltern aus Kasachstan nach Deutschland kam. Eine Lehre als Metallbauer musste er wegen schlechter Leistungen in der Berufsschule nach zwei Jahren abbrechen. Nach Hilfstätigkeiten bot sich ihm die Gelegenheit, im Böblinger Bildungszentrum, die Lehre wieder aufzunehmen. Das dritte Ausbildungsjahr wird er bei einer Metallbaufirma absolvieren können. Anschließend winkt schon jetzt die Festanstellung in diesem Unternehmen.


Soziale Projekte werden bewertet

Belm/Münster – „Da werden europaweit Milliarden ausgegeben, aber unterm Strich stehen keine Erfolge.“ Spyridon-Paul Marinos, Vorsitzender des Ausländerbeirats der Stadt Münster, meint die öffentliche Unterstützung sozialer Institutionen, deren Wirksamkeit bislang selten überprüft worden sei. Nun wollen Münster, die niederländische Kommune Almelo und die Gemeinde Belm den Nutzen ihrer sozialen Investitionen ermitteln, berichtet die «Neue Osnabrücker Zeitung» am 13. September. Die Methode dazu nennt sich SROI – Social Return on Investment. In den USA wird das SROI-Verfahren, so das Blatt, schon seit längerem eingesetzt. Mit der Kosten-Nutzen-Analyse soll herausgefunden werden, welche (Geld-)Werte soziale Unternehmen schaffen. In Belm wird die Arbeit der örtlichen Integrationswerkstatt (BIW) untersucht und die Frage beantwortet, „die meist leise gestellt wird“: Zahlen sich soziale Projekte in Euro und Cent aus? Die BIW fördert die soziale und berufliche Integration benachteiligter Menschen. Am Ende der Untersuchung steht dann ein Wert, der besagen soll, ob jeder in die BIW investierte Euro als Gewinn oder Verlust eingestuft werden muss. Jochen Köhnke, Aussiedler-Dezernent der Stadt Münster: „Das wird eine größere Dimension einnehmen.“


„Displaced“

Plön – Zwei Betten mit bunten und schwarzen Häkelarbeiten setzen einen seltsam anmutenden Akzent in der Plöner Nikolaikirche, heißt es in den «Lübecker Nachrichten» am 13. September. Die beiden Objekte des Künstlerpaars Juliane und Wolfgang Buchholz lenken das Auge unwillkürlich auf die bunten gehäkelten Decken, Kissen, Schwäne und Eulen, die ein altes Bett aus Bundeswehrbeständen bedeckten. Darüber pendelten mit Wolle ummantelte Kleiderbügel als Mobile. In zwei Metern Entfernung das zweite Bett: mit Feldsteinen beladen und dicken Ästen, die netzartig mit schwarzer Wolle umwirkt sind. „Displaced“ nennt sich die Installation in Anlehnung an den Begriff „displaced persons“ aus dem Zweiten Weltkrieg. Damit wurden Menschen bezeichnet, die nach Deutschland oder in die von Deutschen besetzten Gebiete verschleppt wurden. In der Plöner Kirche geht es allerdings um Russlanddeutsche. Zum Zeitvertreib häkelten einige älteren Frauen Textilobjekte für die Installation, berichtet die Zeitung. „Sie häkeln ihre Zeit weg“, sagt Juliane Buchholz. Hintergrund der künstlerischen Arbeit sei das schwere Schicksal der Russlanddeutschen. Die bunten Häkelobjekte stünden für die Sehnsucht nach Heimat und Wohlbefinden, die gegenübergestellte schwarze Schwere für die Kälte und Düsternis, die ihnen auch hierzulande entgegenschlage.


Perspektiven für Jugendliche

Riedlingen – In der schwäbischen Stadt Riedlingen wird es wieder Sozialarbeiter für Jugendliche geben. Zwei Streetworker sollen sich eine Stelle teilen, die je zur Hälfte vom Bundesamt für Integration sowie vom Europäischen Sozialfonds getragen werden. Aufgabe der neuen Mitarbeiter wird sein, sich hauptsächlich um junge Aussiedler und Ausländer zu kümmern, berichtet die «Schwäbische Zeitung» am 16. September. Eines habe Projektleiter Klaus Hagmann aber schon klargestellt: „Wir sind nicht bereit, das Animationsprogramm für Aussiedler in der Stadt zu machen.“ Ziel werde eher sein, jungen Leuten Perspektiven aufzuzeigen.


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