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Berlin, 12. September 2007 – Die Nebel lichten sich. Gerade noch hatte ein Vertreter der Landsmannschaft der Russlanddeutschen zu Protokoll gegeben, kaum ein Aussiedler werde wohl auf ein Angebot der russischen Regierung zur Rückkehr nach Russland eingehen, da wurde zur Gewissheit, dass ein solches Ansinnen offiziell überhaupt nicht existiert. Was war geschehen? Ministerpräsident Michail Fradkow hatte in Moskau ein Programm unterzeichnet, das für die deutsche Bevölkerungsgruppe Hilfen in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht vorsieht und zum kulturellen Überleben beitragen soll.
In dem Dokument heißt es, bisher habe man ein „systematisches Herangehen an die Probleme der Volksgruppe“ versäumt; die Abwanderung von Russlanddeutschen habe Russland wirtschaftlich und gesellschaftlich geschadet. Nachrichtenagenturen in Russland und Deutschland haben daraus gelesen, das Programm ziele auch darauf, Aussiedler in Deutschland zur Rückkehr nach Russland zu bewegen. Immerhin hatten sich in jüngster Vergangenheit Gebietsverwaltungen in Russland für die Anwerbung von Aussiedlern stark gemacht.
So wirbt die Enklave Kaliningrad, wo nach Verwaltungsangaben über eine halbe Million Fachkräfte benötigt werden, um Zuwanderer auch aus Deutschland. Doch das jüngst unterzeichnete Zielprogramm zur Unterstützung der Russlanddeutschen enthält eine solche Komponente offenbar nicht. Darauf haben vor allem Vertreter russlanddeutscher Verbände in Moskau hingewiesen. Vielmehr gehe es darum, Angehörigen der deutschen Minderheit Perspektiven in Russland zu vermitteln und dadurch den Willen zu stärken, die russische Heimat nicht in Richtung Deutschland zu verlassen.
Doch das hindert manche Beobachter nicht daran, Zahlenspiele um das vermeintliche Interesse Russlands an einer Rückkehr von Aussiedlern anzustellen. Über zwei Millionen Russlanddeutsche leben in Deutschland; nach einer Studie der Vereinten Nationen benötige Russland ebensoviele Zuwanderer, um seinen Bevölkerungsschwund aufzuhalten. So hat die russische Regierung ein Ansiedlungsprogramm aufgelegt, das Landsleute im Ausland für eine Rückkehr gewinnen will. Das Programm, das formal bereits gestartet ist, soll voraussichtlich ab 2008 verwirklicht werden.
Es soll Landsleuten die Ansiedlung in Russland erleichtern und besonders Gebieten helfen, in denen Arbeitskräftemangel herrscht. An diesem Programm können sich auch Russlanddeutsche im Ausland beteiligen. Das neue Zielprogramm für die Russlanddeutschen dagegen, das mit 83 Millionen Euro ausgestattet ist und eine Laufzeit von fünf Jahren haben soll (2008-2012), richtet sich ausschließlich an die Bevölkerungsgruppe in Russland, und zwar vor allem in den Siedlungsgebieten an der Wolga (Gebiete Uljanowsk und Samara) und in Westsibirien (Nowosibirsk, nationale Landkreise Halbstadt und Asowo). (us)
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