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30. Juli bis 5. August

Schulpflicht gilt für alle

Stuttgart – Die Gegner der Schulpflicht haben eine weitere Niederlage erlitten, schreibt «Die Welt» am 2. August. Ein Spätaussiedler-Ehepaar hatte vor dem Stuttgarter Verwaltungsgericht auf Befreiung ihrer elfjährigen Tochter von der allgemeinen Schulpflicht geklagt. Zur Begründung führten sie an, an öffentlichen Schulen sei eine religiöse Erziehung in ihrem Sinne nicht gewährleistet. Dort werde auch nicht die Unterordnung unter die Obrigkeit gelehrt, sondern unter dem Etikett des mündigen Bürgers das unablässige Hinterfragen von Autorität. Das russlanddeutsche Ehepaar aus Windischenbach in Baden-Württemberg gehört den Evangeliums-Christen/Baptisten an. Das Gericht gab der Klage nicht statt. „Die Gesellschaft hat ein berechtigtes Interesse daran, der Entstehung von religiös oder weltanschaulich motivierten Parallelgesellschaften entgegenzuwirken und Minderheiten auf diesem Gebiet zu integrieren“, zitiert die Berliner «Tageszeitung» ebenfalls am 2. August aus der Begründung. Für die Schulpflicht spreche insbesondere der Umstand, dass die Eltern ein Erziehungskonzept vertreten, bei dem die Selbstverantwortlichkeit des Kindes abgelehnt wird. Die Kläger lassen ihre Tochter an einer privat organisierten „Christlichen Grund- und Hauptschule“ unterrichten, die von den Behörden allerdings nicht zugelassen ist. In einem gesonderten Verfahren soll auch noch über die Zulassung der Schule entschieden werden.


Peinlich - alte Politikeräußerungen

Köln – Die schärfste Waffe gegen jemanden, der sich gerne verbal weit aus dem Fenster hängt, ist das Zitat, schreibt der «Kölner Stadtanzeiger» am 2. August. So erinnerten sich SPD-Mitglieder dieser Tage an Äußerungen ihres ehemaligen Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine, die den heutigen Aussagen des jetzt als Linke-Chef tätigen Politikers oft genug widersprächen und ihn deshalb „entlarven sollen“, so das Blatt. Negative Äußerungen über Aussiedler aus dem Jahr 2002, die die SPD dem Abtrünnigen jetzt vorwerfe, „sind eher für die Partei peinlich – denn so sprach der Saarländer schon, als er noch in der SPD war“.


Integration im Verein

Traunreut – Die Integration von russlanddeutschen Mitbürgern könnte über die Vereine laufen, die immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern sind, schreibt das «Trostberger Tagblatt» am 3. August. In den Sportvereinen in Traunreut beispielsweise habe man gute Erfahrungen mit der Integration gemacht. Ein Paradebeispiel sei Erich Fritzler, der vor zwölf Jahren aus Kasachstan kam und seit acht Jahren beim TuS Traunreut und TSV Stein/St. Georgen als Volleyball-Trainer aktiv ist. Ganz bewusst sei er schnell Vereinsmitglied geworden und habe auch seinen Sohn angemeldet, „und er fand dort schnell Freunde“. Spätaussiedler für Aktivitäten in Vereinen zu gewinnen, sei allerdings nicht immer einfach, da sie das Vereinswesen aus ihrer früheren Heimat nicht kennen. Die Traunreuter Aussiedlerberaterin Galina Kopp kann ihre zurückhaltenden Landsleute verstehen: „Ihre große Familie ist ihr Verein, darüber hinaus brauchen sie niemanden.“ Sie müssten einzeln und persönlich angesprochen werden. Nach und nach kämen sie dann auch zu den Vereinen.


Erinnerung an DDR-Zeiten

Rathenow – Vor fünf Jahren haben die beiden Aussiedler Anatolij und Lida Buchanez im brandenburgischen Rathenow ihren Laden eröffnet und verkaufen  Lebensmittel aus Osteuropa. Inzwischen hätten sie mehr einheimische Kunden als Russlanddeutsche, berichtet Anatolij in der «Märkischen Allgemeine» vom 2. August. Die Rathenower würden viele Waren noch aus DDR-Zeiten kennen und sich darüber freuen, sie nun in seinem Laden wieder zu finden. Die beiden Buchanez kamen aus Kasachstan nach Rathenow und fühlen sich, wie sie der Zeitung versichern, wohl in ihrer neuen Heimat. Dass sie trotzdem osteuropäische Waren verkaufen, sei kein Widerspruch. „Es ist ja das, womit wir uns am besten auskennen.“ Anatolij Buchanez ist Betriebswirt und hatte schon zuvor im Lebensmittelhandel gearbeitet. Mittlerweile gebe es in Rathenow drei „russische Läden“, doch die Buchanez sehen die Konkurrenz offenbar gelassen. „Mit der Zeit wird sich zeigen, wer sich behaupten kann“, sagt Anatolij.


Erst Elena – jetzt Lena

Suhl – Wenn sie übersetzt, vom Russischen ins Deutsche oder umgekehrt, bekommt sie oft Komplimente - prima habe sie Russisch gelernt. „Auf die Idee, dass Elena Deutsch gelernt hat, dass sie vor sieben Jahren als Sechstklässlerin hier landete mit einer 20-Kilo-Tasche auf dem Flughafen Frankfurt am Main, ist bislang niemand gekommen“, heißt es im «Freien Wort» am 2. August. Mit ihren knielangen Leggins und langen Fingernägeln mit auflackierten Sternchen sehe sie aus wie „Suhl-Nord sucht den Superstar“. Nichts erinnere daran, dass die 18-jährige aus einem kleinen „typisch deutschen“ Dorf in Russland an der Grenze zu Kasachstan stamme. Elena Ajtkulov, die sich lieber Lena nennt, verschlug es mit ihren Eltern, drei Schwestern und Schwagern ins thüringische Suhl-Nord. 70 Familienmitglieder leben heute in Deutschland, berichtet Mutter Galina Ajtkulov. Galina hilft ihren Landsleuten im Jugend- und Vereinshaus „Nordlicht“ beim Ausfüllen von Behördenformularen oder begleitet sie auf Ämter, um zu dolmetschen. Mittlerweile unterrichtet sie auch in Integrationskursen andere Zugewanderte die deutsche Sprache. Tochter Lena schreibt in der Schule gerade eine Projektarbeit über Aussiedler in Suhl. Sie hat eine Umfrage entworfen um herauszufinden, wie ihr Alltag aussieht und warum sie nach Deutschland gekommen sind.


Deutschland Auswanderungsland?

Frankfurt am Main – „In Brandenburg gibt es Gebiete, die gelten nach UN-Standard als unbewohnt“, sagt Armin Laschet in einem Gespräch mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» am 8. August. Der CDU-Politiker, Familienminister in Nordrhein-Westfalen, glaubt nicht, dass sich der Bevölkerungsrückgang in Deutschland allein durch Zuwanderung beheben lässt: „Das würde die Integrationsfähigkeit einer Gesellschaft überfordern.“ Deutschland bräuchte 3,2 Millionen Zuwanderer pro Jahr, um den Altersquotienten zu halten. Abgesehen davon gebe es ja kaum noch Einwanderer. „Es kommen praktisch keine Spätaussiedler mehr“, und bei den Asylbewerbern seien die Zahlen so niedrig wie seit 25 Jahren nicht mehr, so Laschet zur FAZ. Von den Eliten der Welt, die das Zuwanderungsgesetz einladen wollte, hätten 2006 bundesweit 456 Gebrauch gemacht – 383 davon waren schon im Land. Junge Deutsche „ziehen ja auch in Scharen ins Ausland. Von den Zahlen betrachtet, sind wir ein Auswanderungsland.“

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