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21. bis 27. Mai

Unnötige Hindernisse

Wiesbaden – Klagen über fehlende Anerkennung in Deutschland stehen im Mittelpunkt der Berichterstattung über das 29. Bundestreffen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, das am 26. Mai in Wiesbaden stattfand. Der Fernsehsender «NTV» berichtet am Abend des Veranstaltungstages, rund 5000 Teilnehmer seien in die hessische Landeshauptstadt gekommen. Der Sender zitiert den Vorsitzenden der Landsmannschaft, Adolf Fetsch, russlanddeutsche Arbeitskräfte stünden vor „völlig unnötigen Hindernissen bei der beruflichen Eingliederung in Deutschland“. Der «Hessische Rundfunk» berichtet in seinem Online-Auftritt am 26. Mai unter der Überschrift „Russlanddeutsche fühlen sich diskriminiert“, nach Ansicht der Landsmannschaft sie die „Überbetonung deutscher Sprachkenntnisse“ mit dafür verantwortlich, dass der Zuzug von Aussiedlern so drastisch zurückgegangen sei.
       In einem Interview mit dem «Wiesbadener Kurier» vom 25. Mai hatte Fetsch erneut beklagt, die Medien transportierten hauptsächlich Vorurteile gegenüber Russlanddeutschen: „Es wird immer nur das Negative herausgestellt, das Positive als selbstverständlich angesehen.“ In einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur, der von «Glaube Aktuell» am 28. Mai wiedergegeben wird, heißt es, Eltern verböten ihren Kindern aus Furcht vor Diskriminierung, ihre Herkunft aus Russland oder Kasachstan zu erwähnen.


Hort-Ersatz

Geretsried – Eigentlich hätten die Mitarbeiterinnen von ‚Samowar’ noch reichlich Ideen für weitere Aktivitäten des Vereins. Doch weil Verwaltung und Behördengänge viel Zeit beanspruchen, beschränkt man sich derzeit noch auf Sprachkurse für junge Frauen, vornehmlich Aussiedlerinnen. Die aus Sibirien stammende Deutschlehrerin Irma Müller ist eine von drei Frauen, die ihr Projekt kürzlich bei einer Veranstaltung im bayerischen Geretsried der Öffentlichkeit vorstellten. Nach einem Bericht des «Münchner Merkur» vom 26. Mai verbindet der Verein die Sprachausbildung für die Mütter mit Hausaufgabenbetreuung für ihre Kinder. „Wir versuchen, eine Art Hort-Ersatz zu bieten“, sagt Miller. Derzeit werden noch Interessenten gesucht, die ehrenamtlich zweimal in der Woche Deutsch- und Englischunterricht erteilen.


Sprache und Beruf

Offenburg – ‚Fit für Arbeit und Beruf’ nennt sich ein Projekt der Volkshochschule von Offenburg gemeinsam mit weiteren Organisationen. Nach einem Bericht des «Offenburger Tageblatts» vom 21. Mai geht das Angebot weit über den klassischen Deutschkurs hinaus mit dem Ziel, die Kursteilnehmer „dauerhaft in die Arbeitswelt zu integrieren“, wie ein Projektverantwortlicher erläuterte. Der erste Kurs startete im November vergangenen Jahres mit 16 Aussiedlern. Derzeit bewerben sich die Teilnehmer um künftige Arbeitsstellen – auch das ist Teil des Kursprogramms. Während der sechs Monate dauernden Ausbildung lösen die Teilnehmer eine Reihe von Aufgaben, die sie auf den Wiedereinstieg in die Berufswelt vorbereitet. Dazu gehört auch ein einmonatiges Praktikum. Die Lernschritte werden stets mit der Videokamera dokumentiert und später gemeinsam analysiert. Das Konzept von ‚Fit für Arbeit und Beruf’ soll demnächst auch über Offenburg hinaus angewandt werden.


„Freunde, Respekt, Arbeit“

Torgau – Anfangs hatten Viktor und Elena Kusmin noch hochfliegende Pläne. Vor sieben Jahren waren sie gemeinsam mit Sohn Roman aus Barnaul nach Deutschland ausgereist. Doch dann kam das Erwachen: Die Hochschulausbildung wurde nicht anerkannt, die Berufserfahrung galt nichts, Bewerbungen blieben erfolglos. Heute sagen beide übereinstimmend: „Niemand braucht uns hier.“ Wenn nicht der heute 14-jährige Roman inzwischen ein Sport-Internat besuchen und fließend deutsch sprechen würde, die Kusmins wären wohl nicht abgeneigt, wieder zurück nach Sibirien zu gehen, wo es Freunde und Verwandte teils zu bescheidenem Wohlstand gebracht haben. Roman ist der Ansicht, es wäre besser für seine Eltern zurückzukehren, er selbst will allerdings in Deutschland bleiben. Der Berliner «Tagesspiegel» berichtet am 22. Mai über die in Torgau lebende Familie, und der Reporter fragte Viktor Kusmin, was er denn am meisten vermisse. Seine Antwort: „Freunde, Respekt, Arbeit.“


Denksport im Fitnessstudio

Brandenburg – In der Sporthalle des Jugendclubs Kiju zählen nicht allein Muskeln und Ausdauer. Hier im Problembezirk Hohenstücken, Stadt Brandenburg, wird demnächst ein Kraftsportwettbewerb stattfinden, bei dem auch Allgemeinwissen und Deutschkenntnisse gefragt sind. Die Idee stammt von Dimitri Steiz und Alex Juckert, 22 und 21 Jahre alt, die hier mehrere Male in der Woche trainieren. Die beiden jungen Leute, berichtet die «Märkische Allgemeine» am 23. Mai, sind vor zehn Jahren aus Kasachstan gekommen und haben in der Übungshalle neben dem Sport auch Deutsch gelernt und dank ihrem Trainer Thomas Goldschmidt eine Menge Allgemeinbildung erfahren. Der Geschichtsstudent Dmitri Steiz weiß daher, „es ist unglaublich wichtig, die Sprache regelmäßig zu sprechen“.


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