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20. bis 26. November

Mit Blutspenden Goethes Faust gekauft

Kirchheim – Die russische Lyrikerin Anna Achmatowa (1889 – 1966) ist zweifelsohne eine der markantesten Gestalten der russischen Literatur, schreibt der «Teckbote» am 21. November. Aus ihren Werken hat Katharina Weitz dieser Tage in der Kirchheimer Frauenlesenacht Gedichte vorgetragen. Vor vielen Jahren kam die Russlanddeutsche aus Wladiwostok nach Deutschland und berichtete davon, dass sie schwierige Zeiten durchgemacht habe. „Für zwanzig Rubel bin ich regelmäßig zum Blutspenden gegangen, dafür habe ich mir dann für mein Studium Goethes Faust kaufen können.“ Zum siebten Mal hat die Frauenlesenacht jetzt stattgefunden, organisiert vom Pädagoginnentreff und dem Kirchheimer Bürgerbüro. Die Veranstaltung will einen Einblick in das kulturelle Leben von zugewanderten Frauen geben. Diesmal kamen Migrantinnen aus Russland, China, Korea und Finnland zu Wort.


Zurück ins normale Leben

Norderstedt – Ein Russlanddeutscher hat sich im Alkoholrausch hier selbst verstümmelt, andere gingen mit Messern aufeinander los, ein 55-Jähriger starb nach gewalttätigen Auseinandersetzungen – die Obdachlosenunterkunft von Norderstedt tauchte in den vergangenen drei Jahren immer wieder im Polizeibericht auf. Damit sich das ändert, wollen Stadt- und Kreisverwaltung ab 2007 einen Betreuer finanzieren, den das Diakonische Werk stellen soll, berichtet das «Hamburger Abendblatt» am 24. November. Die „gestandene Persönlichkeit“ soll die Obdachlosen „zu einem normalen Leben“ zurückführen, wie die Zeitung schreibt.


„Die Deutschstämmigen kommen jetzt aus hinteren Republiken“

Weststadt – Der Name hat es in sich: Weststadt. Da denkt man spontan an Wilden Westen, an grenzenlose Freiheit, an coole Zigarettenmarken, die auch in Russland gern geraucht werden, glaubt die «Braunschweiger Zeitung» in einem Bericht vom 23. November. Deshalb sei der Ort seit langem schon begehrtes Ziel für Zuwanderer aus Osteuropa. So sieht es jedesfalls Hartmut Lägel von der Arbeitsgemeinschaft Weststadt. Der Lehrer hat sich intensiv mit dem Zuzug von Osteuropäern beschäftigt und erläutert dem Blatt, dass er Bezeichnungen wie Russe oder Russlanddeutscher für falsch hält. „Das sind alles Deutschstämmige, die unter Zarin Katharina II. dorthin gelockt wurden.“ In jüngster Zeit sei die Zahl der Aussiedler überall spürbar zurückgegangen, nur in Weststadt nicht. Allerdings kämen die Menschen jetzt nicht mehr aus der sibirischen Region, wo nach seiner Darstellung angeblich kaum noch Deutschstämmige leben, sondern aus den „hinteren, zentralasiatischen Republiken, aus Kasachstan, aus Tadschikistan, Kirgisien, Usbekistan“.


Lions- und Rotarier-Club fördern Deutschunterricht

Bad Arolsen – 40 Prozent der Schüler an der Bad Arolsener Grundschule Zolderstraße kommen aus Zuwandererfamilien, und die meisten von ihnen sprechen schlecht Deutsch. Um diesen Kindern dennoch eine Chance auf einen guten Schulabschluss zu geben, fördern der örtliche Lions-Club zusammen mit dem Rotary-Club nun zusätzlichen Deutschunterricht, schreibt die «Waldeckische Landeszeitung» am 20. November. Schulleiterin Petra Mies berichtet in dem Beitrag, dass auch das Staatliche Schulamt den Bedarf erkannt und deshalb 32 Lehrerstunden für den benötigten Deutschunterricht von zugewanderten Kindern zur Verfügung gestellt habe. Doch das reiche nicht aus. Die Schüler aus Georgien, Tschetschenien, Kasachstan, Thailand, Iran und Afghanistan brauchten zur Integration dringend zusätzliche Förderung. Die werde nun von den beiden Clubs finanziert.


Diskriminierung mitschuld an misslungener Integration

Jena – Was behindert die Integration von jugendlichen Aussiedlern? Wie lässt sich bei ihnen eine kriminelle Karriere aufhalten? Über die Ursachen von Anpassungsschwierigkeiten jugendlicher Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion hat Professor Rainer K. Silbereisen, Entwicklungspsychologe an der Universität Jena, mit Kollegen der israelischen Universität Haifa geforscht, berichten die «uni-protokolle» am 23. November. „Uns interessierten die Unterschiede, die es zwischen einem traditionellen Einwanderungsland wie Israel und Deutschland gibt, wo wir auf Zuwanderung weniger eingestellt sind“, erläuterte Silbereisen das Projekt. Herausgekommen seien zum Teil überraschende Ergebnisse. Anders als erwartet, erfolge eine Integration in Israel keineswegs schneller und problemloser. Insgesamt scheinen sich jugendliche Einwanderer in Deutschland besser zu integrieren, wie die geringere Zahl an Rechtsverstößen zeige. Ein anderer überraschender Befund des deutsch-israelischen Projekts sei, dass unter den Zuwanderer aus der früheren Sowjetunion die Wahrscheinlichkeit, straffällig zu werden, mit zunehmender Aufenthaltsdauer in der neuen Heimat eher zu- als abnehme. Eine der Ursachen sei anhaltende Diskriminierung.


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