Sie sind hier: Startseite ›› Wochenrückblick ›› 2006
„Soziales Lernen“
Kirchheim – Künftige Autoschlosser der örtlichen Berufschule haben in Kirchheim jungen Spätaussiedlern Tipps für die Computerarbeit gegeben und mit ihnen gemeinsam Grundlagen der PC-Arbeit erschlossen. Doch um die Wissensvermittlung ging es nicht vorrangig. Nach einem Bericht des «Teckboten» vom 29. März kam es vor allem darauf an, die jungen Leute miteinander in Kontakt zu bringen. „Soziales Lernen“ heißt das Projekt: Acht Berufschüler treffen sich alle zwei Wochen mit 20 jungen Spätaussiedlern in kleinen Gruppen, um am Computer zu arbeiten. Das Projekt hat offenbar schon Wirkung gezeigt. Die PC-Neulinge bemühten sich, intensiver die deutsche Sprache zu verwenden; die einheimischen Jugendlichen lernten, Vorurteile gegenüber Spätaussiedlern zu korrigieren. Zuvor hatte es nämlich zahlreiche Absagen von Berufschülern gegeben. Ein Teilnehmer: „Aber die Angst und die Kritik an den Russlanddeutschen kann ich im Nachhinein nicht nachvollziehen. Das sind ganz normale Jugendliche wie wir auch, nur mit ein paar Problemen mehr.“
Einreise abgelehnt
Wolfsburg – 14 Jahre lang hat Helene Tarasenko offenbar versucht, ihren Sohn Alexander aus Kyrgyzstan nach Wolfsburg zu holen. Jetzt hat Oberbürgermeister Rolf Schnellecke ihr mitteilen müssen, dass die Einreise Alexanders nicht möglich ist. Mehrere Verwaltungsgerichte hatten die Anträge der Familie abgelehnt, weil „erforderliche Fristen nicht eingehalten wurden“. Das berichtet die «Braunschweiger Zeitung» am 31. März und fügt hinzu, die resolute 69-jährige Russlanddeutsche wolle sich mit dem Urteil nicht abfinden. Im Juni vergangenen Jahres war sie sogar in den Hungerstreik getreten, bis ihr der Oberbürgermeister zusagte, sich für sie einzusetzen. Schnellecke ließ es sich nicht nehmen, die Rentnerin persönlich über die Entscheidung zu informieren.
Gesamtsieger
Wik – Ohne Elena Kraft gäbe es „K-System“ nicht. Als die 39-Jährige vor sechs Jahren mit ihrer Familie aus Kasachstan nach Deutschland kam, stand für die Tanzpädagogin und Choreographin fest, dass sie dem Tanz auch in der neuen Heimat verbunden bleiben werde, denn „ich kann nichts besser“. In der Tat: Die 40 Tänzer der Dance Company „K-System“ haben sich weit über das schleswig-holsteinische Kiel einen Namen gemacht. Kürzlich nahmen sie erfolgreich an dem größten Tanzamateur-Festival in Nordrhein-Westfalen teil und wurden prompt Gesamtsieger mit hundert Prozent aller zu vergebenden Punkte. Nach einem Bericht der «Kieler Nachrichten» vom 1. April trainiert Elena Kraft derzeit 120 Amateure im örtlichen Polizeisportverein. Nach ihrer Tanzausbildung in St. Petersburg führte sie in Rudniy in Kasachstan eine Tanzschule und war zudem Leiterin des örtlichen Kulturpalastes.
Aufklärung auf Russisch
Schwalm-Eder – Eine Gruppe namens „Freundeskreis“ kümmert sich im hessischen Schwalm-Eder-Kreis um die Betreuung von Suchtkranken, allen voran Alkoholiker. Da immer häufiger Russlanddeutsche Rat suchen, hat die Gruppe eine Broschüre über Alkoholabhängigkeit in russischer Sprache herausgebracht. Nach einem Bericht der «Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen» vom 30. März wurde der Text von der Mitarbeiterin einer Beratungsstelle übersetzt und ist in einer Auflage von 300 Stück gedruckt worden.
Keine Milde
Weiden – Für drei Jahre muss ein 23-jähriger Mann aus dem oberpfälzischen Weiden hinter Gitter, weil er in großem Stil mit Drogen gehandelt hat. Da er selber drogenabhängig ist, hatte das Gericht auch darüber zu befinden, ob die Taten eher der eigenen Versorgung mit Heroin dienten oder aus Gewinnsucht begangen wurden. Das berichtet der Internet-Dienst «Oberpfalznetz» am 28. März. Der aus Kasachstan stammende Täter ist seit fast drei Jahren ohne Arbeit. Vor Gericht schwieg sich der einschlägig Vorbestrafte über seine Lieferanten und Auftraggeber aus, wodurch er sich um eine mildere Strafe gebracht hat.
Zu guter Letzt
Cottbus – Sven Petke, Generalsekretär der brandenburgischen CDU, ist dafür, sehr streng bei der Einbürgerung von Zugewanderten zu prüfen, ob der künftige Deutsche auch ausreichend Kenntnis über seine neue Heimat besitzt. Als die „Lausitzer Rundschau“ den Politiker nach der Anfangszeile der deutschen Nationalhymne fragte, patzte Petke. Nach einem Bericht der «Berliner Morgenpost» vom 26. März zitierte er die in der Öffentlichkeit verbotene erste Strophe („Deutschland, Deutschland über alles“). Die offizielle Hymne der Bundesrepublik beginnt mit der dritten Strophe („Einigkeit und Recht und Freiheit“). Petke: „Ich bin für einen strengen Einbürgerungstest.“