ORNIS-PRESS
ORNIS-PRESS
ORNIS-RSSORNIS-RSS|ORNIS InfoBriefORNIS InfoBrief|  

Sie sind hier: Startseite ›› Wochenrückblick ›› 2006

Schrift: kleiner | normal | größer

6. bis 12. März

„So weit voneinander entfernt“

Schweinfurt – Vor allem die Schweinfurter Schüler sollten sich die Wanderausstellung „Kennenlernen – Deutsche aus Osteuropa“ anschauen. Für Schulklassen können nämlich eigene Führungen veranstaltet werden, heißt es im Online-Dienst «Schweinfurt im Internet» am 7. März. Die Tafeln im Alten Rathaus von Schweinfurt beschäftigen sich mit Geschichte und Gegenwart der Menschen, die vor mehr als 200 Jahren Deutschland verließen und deren Nachkommen heute teils wieder hier leben. Die Ausstellung will den Besuchern helfen, Vorurteile abzubauen, um die Einbürgerung von Aussiedlern zu erleichtern. „Wir müssen uns die Hände reichen“, sagte Luba Hurlebaus von der Initiativgruppe „Freundschaft“ bei der Ausstellungseröffnung. Denn bei der Ost-West-Integration sei man oft noch „so weit voneinander entfernt, dass keine Freundschaft entstehen kann“.


„Lagebild Spätaussiedler“

Hamburg – Bei Delikten und Verbrechen unterscheiden sich junge Einheimische und russlanddeutsche Aussiedler kaum voneinander. Zu diesem Ergebnis kommt eine polizeiinterne Studie in Hamburg. Polizeichef Werner Jantosch hofft laut «Hamburger Abendblatt» vom 7. März, „dass unsere Studie dazu beiträgt, Vorurteile zu entkräften“. Die Untersuchung bestätigt Erkenntnisse, die auch in anderen Städten – Wolfsburg, Hannover – gesammelt wurden. Mitte 2004 hatte der Hamburger Polizeipräsident die Studie in Auftrag gegeben, nachdem immer häufiger über Straftaten von jungen Aussiedlern berichtet worden war. Das jetzt erstellte ‚Lagebild Spätaussiedler’ ergibt, dass allgemein von jeweils 100.000 Personen der jeweiligen Bevölkerungsgruppe etwa gleich viele jugendliche Aussiedler straffällig werden wie einheimische Jugendliche. Unterschiede gibt es dennoch bei einzelnen Gruppen von Delikten, etwa bei Raub, Körperverletzung und Diebstahl, wo sich junge Aussiedler stärker hervortun.


Ein trauriges Bild

Hamburg – Eigentlich ist Neu-Allermöhe-West eine ruhige Vorstadt Hamburgs mit großzügig angelegten Grünflächen, umgeben von mehreren Badeseen, die im Sommer zum Schwimmen einladen, und einer fast dörflichen Stille, die nur durch gelegentliches Geschrei von Enten und Möwen unterbrochen wird.  Und doch ist der Ort keine Idylle, schreibt das «Hamburger Abendblatt» am 8. März. Auf dem Marktplatz treffen sich abends russlanddeutsche Jugendliche und trinken Wodka. Der Kinderspielplatz bietet ein trauriges Bild mit zertretenen Wippen und leeren Bierflaschen im Sandkasten. Und immer wieder kommt es unter den jungen Aussiedlern zu Schlägereien. 11.000 Spätaussiedler leben in Neu-Allermöhe-West, und für die Jugendlichen unter ihnen gibt es nur ein Jugendzentrum, das abends schließt.


Training gegen Aggressionen

Bielstein – Die 38 Mädchen der 9. Klasse prügeln auf Luftballons ein, die 69 Jungen üben Vertrauen, indem sie sich mit verbundenen Augen in die Arme von Mitschülern fallen lassen – in der Hauptschule der nordrhein-westfälischen Ortschaft Bielstein heißen die Übungen „Selbstsicherheitstraining für Mädchen“ und „emanzipatorische Jungenarbeit“. Gemeinsam mit der örtlichen Volkshochschule und der Polizei haben die Lehrer das Programm auf den Stundenplan gesetzt, um die Mädchen zu stärken und die Jungen vom gewohnten aggressiven Verhalten wegzubringen, erläutert die «Kölnische Rundschau» am 9. März das pädagogische Projekt. Rund 45 Prozent der Schüler seien Aussiedler und Ausländer, die oft versuchten, „sprachliche und soziokulturelle Defizite durch Aggression und Gruppenbildung zu kompensieren“. Das Klassenklima werde immer wieder von Versuchen von Jugendlichen belastet, sich durch Störung und Selbstdarstellung einen sozialen Rang zu erkämpfen. Mit dem Training soll das Verhalten verändert werden.


Ankommen im Westen

Osthofen – Seit kurzem erst gibt es Erzählcafés im Landesdurchgangslager für Aussiedler im rheinland-pfälzischen Osthofen, und die erste Veranstaltung fand, organisiert von der Caritas, im Café Drusja (zu deutsch: Freund) statt, schreibt die «Wormser Zeitung» am 8. März. Unter dem Motto „Im Westen angekommen – Willkommen im Westen“ las die Wormserin Irmgard Gerlach aus dem Buch „Spaziergang von Rostock nach Syrakus“ von Friedrich Christian Delius, in dem es um die abenteuerliche Flucht eines Paul Gompitz aus der DDR und sein Ankommen im Westen, zuletzt im ersehnten Italien, geht. Wie denn ihr eigenes Ankommen im Landesdurchgangslager ausgesehen habe, wollte Gerlach im anschließenden Gespräch von den Aussiedlern wissen. Als erstes müssen Formulare ausgefüllt werden, erzählten zwei Frauen. Sie stellten fest, so die Zeitung, dass es generell längst nicht soviel Interesse an dem Wie und Warum ihrer Einreise gebe, wie dies im Buch über Gompitz geschildert werde, als der endlich in Italien ankommt.


Zurück

Nach oben
Artikel bookmarken:
Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen My Yahoo