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Weihnachten im Gefängnis
Neuburg – Ganz still wird es im Jugendgefängnis Neuburg-Herrenwörth, wenn Bischof Walter Mixa aus Augsburg mit den jungen Leuten spricht. Unter den jugendlichen Häftlingen aus 15 Ländern befinden sich auch Spätaussiedler, die in diesem Jahr gemeinsam mit anderen Gefangenen für den Gast das russische Lied „Die Verlorenen“ eingeübt haben, berichtet der «Donau-Kurier» am 24. Dezember. Im Gespräch mit den jungen Russlanddeutschen berichtete der Bischof, dass sein Vater einst als Kriegsgefangener im kasachischen Karaganda festgehalten worden war.
Deutsch-russische Weihnachten
Wittstock – Für die zwölfjährige Tanja und ihren zehnjährigen Bruder Sergej wird es wieder einmal mehrere Weihnachtsfeste geben. Die beiden in Kasachstan geborenen Russlanddeutschen finden nicht nur am Heiligen Abend (24. Dezember) Geschenke unter dem Weihnachtsbaum, berichtet die «Märkische Allgemeine» am 24. Dezember, sondern noch einmal am Silvesterabend. Denn die Eltern Larissa und Nikolai Lezin begehen, wie es russisches Brauchtum ist, auch das „Jolkafest“, an dem Väterchen Frost und das Schneemädchen den Kindern Gaben bringen. „Wir pflegen stets beide Weihnachtstraditionen“, beschreibt die Mutter die deutsch-russische Tradition ihrer Familie. Seit Ende 2001 leben die Lezins im brandenburgischen Wittstock, und immer noch feiern sie wie viele andere Aussiedlerfamilien nach wie vor noch das „alte Neue Jahr“ am 13. Januar, wie es der Gregorianische Kalender einmal vorgegeben hat.
Russlanddeutscher Weihnachtskarpfen
Waldkirchen – Seit drei Jahren treffen sich russlanddeutsche Hobbyköche mit ihren bayerischen Nachbarn in Waldkirchen bei Passau, um gemeinsam zu kochen und Rezepte auszutauschen. Besonders beliebt aber, schreibt die «Passauer Neue Presse» am 21. Dezember, sind die Treffen, bei denen ein bayerisch-russlanddeutsches Weihnachtsmenü entsteht. Die Zeitung war dieses Jahr dabei und hat die Rezepte ihren Lesern zum Nachkochen vorgestellt. Sie stammten diesmal aus dem sibirischen Jakutien und aus Usbekistan, woher sie die Hobbyköche mitgebracht haben. Zu den Köstlichkeiten gehörten gebratener Karpfen, Fischsalat, das Auberginengemüse „Ikra“ und das Weihnachtsgebäck „Praniki“. In den Stunden am Herd und später am Tisch wird viel miteinander geredet und hinterher kennen sich die Waldkirchener Nachbarn wieder ein Stückchen besser.
Gedruckte Erinnerungen
Wittstock – Im März kommenden Jahres soll das rund hundert Seiten dicke Buch in Wittstock der Öffentlichkeit vorgestellt werden. In der brandenburgischen Kleinstadt sowie in dem nahe gelegenen Örtchen Niedergörsdorf leben die zwölf Autoren als Spätaussiedler, berichtet die «Märkische Allgemeine» am 20 Dezember. „Auf der Suche nach Heimat“ wird der Band heißen, in dem die russlanddeutschen Lebensgeschichten aus der ehemaligen Sowjetunion niedergeschrieben wurden. Großen Raum, schreibt die Zeitung, nehmen ihre Kriegserlebnisse, Repressalien und Zwangsumsiedlungen ein. Aber auch die Eindrücke aus der neuen Heimat Deutschland werden beschrieben.
Berufsperspektiven
Wolfen – Nicht selten kommen russlanddeutsche Kinder und Jugendliche nach Deutschland, ohne von ihren Eltern gefragt worden zu sein, ob sie überhaupt aussiedeln wollten. Irina Fuchs, die Vorsitzende des „Verbandes der deutschen Jugend in Kasachstan“, hält das für unverantwortlich, wie die «Mitteldeutsche Zeitung» am 19. Dezember berichtet. Frau Fuchs hielt sich in Bitterfeld-Wolfen/Sachsen-Anhalt auf, um mit Verantwortlichen der dort ansässigen Euro-Schulen über mögliche Kooperationen zu sprechen. Die Euro-Schulen, die für ihre Berufsausbildungen wie auch für ihre Bemühungen um die Integration von jugendlichen Spätaussiedlern mehrfach ausgezeichnet wurden, wollen den kasachischen Verband dabei unterstützen, seinen russlanddeutschen Mitgliedern eine Berufsperspektive in Kasachstan zu erleichtern. „Wir können uns vorstellen, unsere Türen für Praktikanten aus Kasachstan zu öffnen und Projektleiter sowie Lehrkräfte zu schulen“, so Heike Richter vom Integrationszentrum der Euro-Schulen.
Wiedereröffnung zum hundertsten Geburtstag
Moskau – Am 18. Dezember, genau hundert Jahre nach ihrer Einweihung, läuteten nach jahrzehntelanger Schließung erstmals wieder die Glocken der evangelischen Peter-Paul-Kirche in Moskau. Wie der Internet-Dienst «Russland Aktuell» am 20. Dezember berichtet, ist das Kirchenhaus nach Angaben von Gemeindepastor Dmitri Lotow „fast ohne Hilfe aus Deutschland“ aufwändig restauriert worden. Der letzte Pastor vor ihm, Alexander Streck, war 1936 erschossen worden. In die Kirche, deren Turm nach dem Zweiten Weltkrieg einfach abgesägt wurde, war nach Umbauten eine Filmfabrik eingezogen, die giftige Chemikalien und „tonnenweise Schutt“ hinterließ, wie der Nachrichtendienst schreibt. Die alte Orgel fand sich in einem orthodoxen Kloster wieder, das zu sowjetischen Zeiten als Krematorium diente. Doch wie viele andere mittlerweile restaurierte evangelische Gotteshäuser ist das Gebäude mit seinen ursprünglich 1.600 Sitzplätzen ein wenig groß für die geschrumpfte deutschstämmige Gemeinde. Mit regelmäßigen Orgel- und Chor-Konzerten sowie Ausstellungen sollen künftig die Kosten für den Unterhalt der Kirche bestritten werden.