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12. bis 18. Dezember 50. Kalenderwoche

Webseite für Migranten

Frankfurt am Main – „Über das World Wide Web erreichen wir alle. Das ist besser als ein Buch oder ein Plakat“, schwärmt Andreas Luzuk von dem neuen Internet-Projekt, an dem er beteiligt ist. Der 20-jährige Spätaussiedler kam vor zwei Jahren aus Kasachstan nach Frankfurt und fühlt sich heute eher als einer von vielen jugendlichen Migranten denn besonders als Russlanddeutscher, berichtet die «Frankfurter Neue Presse» am 12. Dezember. Mit 13 Altersgenossen hat er dieser Tage eine Homepage als Gemeinschaftsprojekt vorgestellt. Auf den noch längst nicht fertig konzipierten Seiten berichten die jungen Leute, die aus Kasachstan, Italien, Tunesien, Brasilien, der Türkei sowie aus der Ukraine kommen, von ihrem Leben in Deutschland. Durch das Projekt hat Andreas Luzuk erfahren, dass auch andere junge Zuwanderer mit Vorurteilen zu kämpfen haben.


Irreführung

Borna – Als bekannt wurde, dass auf dem riesigen Gelände einer früheren Braunkohlegesellschaft in der sächsischen Kleinstadt Borna eine Begegnungsstätte für Russlanddeutsche entstehen sowie ein zwölf Meter hohes Kreuz für die Opfer des Zweiten Weltkriegs aufgestellt werden sollte, war der Oberbürgermeister zunächst sehr für das Projekt eingenommen, berichtet die Berliner «Tageszeitung» am 15. Dezember. Doch nach und nach stellte sich heraus, dass der vermeintliche Treffpunkt für Spätaussiedler nur Alibifunktion hatte. In Wirklichkeit will der Eigentümer des Geländes die „Gedächtnisstätte“ wohl eher für Zusammenkünfte von Rechtsextremisten nutzen, wie der Stadtrat von Borna mittlerweile herausgefunden hat. Nun soll das in einer örtlichen Werkstatt bestellte Kreuz „auf keinen Fall ausgeliefert“ werden, so der Oberbürgermeister. Ob allerdings verhindert werden kann, dass aus dem Gelände ein Zentrum für die rechtsextreme Szene genutzt wird, ist noch offen.


Reise nach Kasachstan

Wiesbaden – Rund 1.300 russlanddeutsche Aussiedler leben im Wiesbadener Stadtteil Dotzheim, und viele von ihnen kommen aus Kasachstan. Um den Alltag und die Lebenswelt der dort verbliebenen Deutschstämmigen sowie „ein Stück Identität vieler Gemeindemitglieder, die wir mit ihrem Brauchtum, ihren Sorgen und Nöten besser verstehen möchten“, kennen zu lernen, hat eine kleine Reisegruppe um die evangelische Pfarrerin Jutta Jekel kürzlich Kasachstan besucht. Wie der «Wiesbadener Kurier» am 12. Dezember schreibt, hat der Filmemacher Hajo Bergmann die Gruppe begleitet und den Teilnehmern jetzt seinen Film „Fern der Heimat Kasachstan“ vorgeführt. Die Dokumentation wird voraussichtlich im kommenden Frühjahr im Fernsehen gezeigt.


Beruhigte Lage

Lahr – Vor drei Jahren wäre die Stimmung in der Bevölkerung beinahe gekippt. Zwei Wochen lang hatte die badische Stadt Lahr gewalttätige Auseinandersetzungen erlebt, die zu zwei Todesfällen und fünf Schwerverletzten führten. Die aufgeregten Zeiten sind endgültig vorbei, schreibt die «Stuttgarter Zeitung» am 17. Dezember. Auch Spätaussiedler waren damals beteiligt, und es waren vor allem sie, die für Aufregung gesorgt hatten. Denn innerhalb weniger Jahre war Lahr durch die russlanddeutschen Zuwanderer enorm gewachsen; heute machen die rund 8.600 Spätaussiedler 20 Prozent der Bevölkerung aus. Dass es wieder ruhiger zugeht in der Stadt, geht nach Angaben der Zeitung auf ein ganzes Bündel von vielfach preisgekrönten Integrationsprojekten zurück, in die jährlich eine Million Euro investiert werden. Einer der Sozialarbeiter, die sich vor allem um jugendliche Aussiedler kümmern, ist der 46-jährige Alexander Marker. Er kam vor fünf Jahren aus Omsk nach Deutschland. Mehr als zehn Prozent aller Mitarbeiter in der Stadtverwaltung sind mittlerweile Spätaussiedler.


Hepatitis

Neu-Isenburg – Rund 13 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind Zuwanderer. Von denjenigen aber, die insgesamt in der Bundesrepublik mit Hepatitis-B-Viren infiziert sind, machen Migranten aus Süd- oder Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion über 40 Prozent aus, berichtet die «Ärzte-Zeitung» am 13. Dezember. Betroffen von den hohen Krankheitszahlen sind insbesondere russlanddeutsche Spätaussiedler. In der Zeitung wird empfohlen, dass Ärzte dieser Bevölkerungsgruppe besonders dringend Impfungen und intensive Schwangerenbetreuung anraten sollen.


Aktenberge

Pinneberg – Durch das neue Zuwanderungsgesetz stapeln sich im „Diakonieverein Migration“ im norddeutschen Pinneberg die Akten. Die Mitarbeiter des Vereins, der sich mit öffentlichen Mitteln um die Integration von Ausländern und Spätaussiedlern kümmert, klagen über einen enormen Verwaltungsaufwand, seit sie die individuelle Integrations-Förderung dokumentieren müssen, wie das «Hamburger Abendblatt» am 17. Dezember berichtet. Im Jahr 2004 hat der Verein rund 6.500 Beratungsgespräche mit etwa 1.600 Zuwanderern geführt, bei denen es überwiegend um Arbeitsplatz und Wohnraum für die Ratsuchenden ging. Im Landkreis Pinneberg leben derzeit ca. 20.000 Ausländer und 6.000 Spätaussiedler.

 

Wohltat

Alfhausen – Klaus Wübbolding erinnert sich ungern an die Zeit, als die Jugendarbeit in seiner Gemeinde Alfhausen bei Osnabrück „am Boden gelegen hat“. Die Jugendlichen hätten nicht gewusst, wohin. Fast hätte dieser Zustand zu einer „Beeinträchtigung des subjektiven Sicherheitsempfindens im Ort“ geführt, zitiert die «Neue Osnabrücker Zeitung» am 15. Dezember den Bürgermeister. Dann habe sich aber eine Initiative aus Rathaus und katholischem Caritasverband gegründet, die Spender und Förderer gesucht und so die Voraussetzungen geschaffen hat für die Finanzierung einer Sozialarbeiterstelle. Die Integration junger Aussiedler und auch die Jugendarbeit der Gemeinde haben enorm profitiert, berichtet die Zeitung in einer ersten Bilanz. „Man merkt schon, dass es der Gemeinde gut tut“, so der Bürgermeister, „und Jugendliche tun der Gemeinde gut.“


Zu guter Letzt

Berlin – Über 90 Stunden hatten die beiden Fahrer abwechselnd hinter dem Steuer verbracht, als die Berliner Polizei dieser Tage einen Bus aus Kasachstan stoppte. 5.200 Kilometer hatten die 46 Passagiere ohne größere Pausen hinter sich. Nach einem Bericht der Tageszeitung «Rheinische Post» vom 18. Dezember waren die Polizisten fassungslos, als sie die Fahrzeiten des Busses kontrollierten. Den beiden Fahrern, 48 und 53 Jahre alt, wurde eine Ruhepause von 24 Stunden verordnet. Erst danach konnten die Reisenden ihre Weiterfahrt nach Düsseldorf antreten.


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