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30. Mai bis 5. Juni 22. Kalenderwoche

Vor Gericht

Mainz – Schöffen, die bei Gericht über das Strafmaß mitentscheiden, müssen deutsch sprechen können. Dass das nicht selbstverständlich ist, hat eine Gesetzesinitiative der Landesregierung von Rheinland-Pfalz deutlich gemacht. Nach einem Bericht von «Spiegel Online» (1. Juni) kommt es zuweilen vor, dass deutschstämmige Aussiedler aus osteuropäischen Ländern zu Schöffen bestellt werden, ohne dem Geschehen vor Gericht folgen zu können. Deutschkenntnisse sind bislang nicht als Kriterium zur Ausübung des Ehrenamtes benannt worden - die Laienrichter müssen zwischen 25 und 70 Jahre alt sein, seit mindestens einem Jahr in ihrer Gemeinde wohnen und dürfen keine schwere Straftat begangen haben.

Da alle Gruppen der Gesellschaft im Schöffenamt repräsentiert sein sollen, werden hin und wieder auch Aussiedler berufen. Offensichtlich mussten die angehenden Schöffen dazu bislang keine Deutschkenntnisse nachweisen. In dem Spiegel-Bericht werden Fälle erwähnt, in denen Dolmetscher hinzugezogen werden mussten, damit Schöffen überhaupt ihr Amt wahrnehmen konnten. Am 17. Juni soll der Gesetzentwurf im Bundesrat eingebracht werden.


Defizite

Berlin – Zur Integration von Aussiedlern in Deutschland müssen mehr Anstrengungen unternommen werden. Das sagte der stellvertretende Fraktionschef der Christdemokratischen Union, Wolfgang Bosbach, in einem Gespräch mit der «Berliner Zeitung» (30. Mai). Wegen der sinkenden Zahl an deutschstämmigen Zuwanderern müsse ein Mehr an staatlichen Integrationsleistungen nicht durch höhere Kosten zu Buche schlagen, meinte Bosbach. Im Übrigen sei es zumutbar, von Teilnehmern an Sprach- und Orientierungskursen einen Eigenanteil zu erwarten. Bosbach: „Fehlende Integration hätte jedenfalls einen höheren Preis.“


Horizont

Backnang - Nicht alle Jugendlichen, die ‚Horizont’ aufsuchen, tun dies freiwillig. ‚Horizont’, eine Drogen-Beratungsstelle im süddeutschen Backnang, Waiblingen und Schorndorf, will Jugendliche bis zum Alter von 27 Jahren vor dem Griff zu Drogen bewahren und Süchtigen die Rückkehr in den nüchternen Alltag erleichtern. Wie die «Backnanger Kreiszeitung» am 31. Mai berichtete, beriet ‚Horizont’ im Jahr 2004 vor allem junge Spätaussiedler. Die Mitarbeiter würden zunehmend an ihre Belastungsgrenzen stoßen. Hilfesuchende müssten bis zu drei Wochen auf einen Beratungstermin warten.


Angebot

Arzberg - Lilia Fahrenbruch hat es „nicht mehr ertragen, nur zu Hause zu sitzen“, schrieb die «Frankenpost» am 30. Mai. Ein Jahr lang war die 45-Jährige arbeitslos. Im Mai hat sie sich selbständig gemacht und im fränkischen Städtchen Arzberg einen Laden mit russischen Lebensmitteln eröffnet. Wie die Zeitung berichtete, hofft die gelernte Buchhalterin aus Kyrgyzstan, die 1992 als Aussiedlerin nach Deutschland kam, vor allem auf regen Besuch ihrer russlanddeutschen Landsleute. Mit süßem Gebäck wie Prjaniki und Suschki, mit Doktorskaja und geräuchertem Fisch will sie allen, die die russische Küche mögen, ein Stück Heimat zurückgeben. Auch einheimische Kunden möchte sie in ihren neuen Laden holen. „Vielleicht wollen ja doch viele Leute unser Essen kennenlernen.“


Wanderausstellung

Weiden - Dass die Wanderausstellung ‚Volk auf dem Weg’ Verständnis für das Schicksal der Russlanddeutschen fördert, hat sich auch im bayerischen Ort Weiden gezeigt. Wie der Internetdienst «Oberpfalznetz» am 2. Juni berichtete, hat der Weidener Bürgermeister Lothar Höher bei der Ausstellungseröffnung bestätigt, dass „die Geschichte der Deutschen in Russland eine sehr bewegende (ist)“. Sie erwarteten nicht viel, sagte dazu der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Adolf Fetsch, „nur dass wir akzeptiert werden“.


Karrieren

Hamburg – Ungewöhnliche Wege geht die Polizei im Hamburger Stadtteil Bergedorf, um jugendliche Aussiedler von noch mehr Straftaten abzuhalten. Ein russisch sprechender Beamter kann sich mit den jungen Leuten leicht verständigen, Eltern von Jugendlichen werden eingeladen, um die Polizeiarbeit kennen zu lernen und mögliche Vorbehalte zu überwinden. Nach einem Bericht des «Hamburger Abendblatts» vom 4. Juni kennt die Polizei hier wie anderswo das Ausmaß des Problems von Straftaten jugendlicher Aussiedler nicht, da sie statistisch nicht eigens erfasst werden. Daher plädiert das Blatt in einem Kommentar dafür, hier für Abhilfe zu sorgen und Polizei und Strafermittlern Daten an die Hand zu geben.

Ein Richter am Bergedorfer Amtsgericht geht ebenfalls neue Wege. Er schickt den Schulleitern von Straftätern die Anklagen und kommt auf diese Weise ins Gespräch mit den Erziehern. Zudem schlägt er vor, der Bezirk solle jungen Aussiedlern ein Anti-Aggressionstraining anbieten, um dadurch Gewalttaten vorzubeugen. Im Blick auf die soziale Lage zahlreicher Aussiedlerfamilien meint Richter Olof Masch: „Solche Karrieren wundern mich nicht, bei den Voraussetzungen, die diese Jugendlichen oft haben: keine Ausbildung, kein Geld, keine Perspektive.“


Mutiger Einsatz

Garching - Dem mutigen Einsatz des 18-jährigen Spätaussiedlers Alexander Fust im bayerischen Garching verdanken zwei Kinder ihre Rettung aus Lebensgefahr. Die beiden 11 und 14 Jahre alten Brüder drohten nach einem Sprung in den Fluss Alz zu ertrinken. Nach einem Bericht der «Passauer Neuen Presse» vom 31. Mai sprangen vier Jugendliche, darunter drei Russlanddeutsche, hinterher, um die Kinder aus dem Wasser zu ziehen, gerieten dabei aber selbst in Lebensgefahr. Allein den Anstrengungen des „körperlich sehr starken“ Alexander Fust gelang es, sowohl die Brüder als auch die Helfer zu retten. Erwachsene Zuschauer, die das Drama vom Ufer aus beobachteten, blieben tatenlos. Eine Augenzeugin, berichtete die Zeitung, habe sich gar geweigert, telefonisch Hilfe herbeizuholen.


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