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18. bis 24. April 2005 16. Kalenderwoche

Integration

„Gemeinsam (Er-)Leben“ heißt ein Projekt des Katholischen Jugendbüros Lingen im Emsland, das junge Leute – Aussiedler und Einheimische – einander näher bringen soll. Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet am 20. April, die Jugendlichen seien eingeladen, gemeinsam Herausforderungen etwa beim Floßbau, Klettern oder bei Geländefahrten zu bestehen. Das Blatt zitiert einen Verantwortlichen: „Unsere These ist, dass Menschen, die eine persönliche Bindung aufgebaut haben, ihre Konflikte miteinander konstruktiver lösen können.“

In Dresden leben über 10.000 Zuwanderer aus Russland, darunter viele Aussiedler. Um Kontakte zur angestammten Bevölkerung zu erleichtern, hat das „Deutsch-Russische Kulturinstitut“ zu einem „Internationalen Russischen Tag“ eingeladen, über den die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ am 17. April berichten. Zu den Besuchern zählte auch der Kosmonaut Juri Baturin, der 1998 und 2001 im Weltraum unterwegs war.

„Aufsuchende Elternschule“ heißt ein von der Europäischen Union unterstütztes Projekt, das in mehreren EU-Mitgliedsländern stattfindet. Für den deutschen Teil ist Stadtallendorf ausgesucht worden, eine Industriestadt im hessischen Kreis Marburg-Biedenkopf. Zehn Prozent der Einwohner sind hier Aussiedler. Die „Frankfurter Rundschau“ berichtet am 21. April, Lehrer und Erzieher besuchten zugewanderte Familien, um mit ihnen Bildungschancen ihrer Kinder zu erörtern. Erste Erfahrungen zeigen, dass die Eltern die Besuche nicht als Bevormundung empfinden. Vielfach herrsche unter den Zugewanderten in der Anfangszeit noch eine gewisse Scheu, selbst Informationen einzuholen oder sich an die zuständige Behörde zu wenden.

Auch im Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen liegt der Bevölkerungsanteil der Aussiedler bei rund zehn Prozent. Die „Neue Westfälische“ berichtet am 19. April von einem „Tag der Integration“, der vom Berufskolleg des Kreises veranstaltet wurde. Zugleich wird in den Räumen der Schule die Ausstellung „Volk auf dem Weg“ gezeigt, die die Geschichte der Russlanddeutschen dokumentiert. Rund zwei Wochen lang steht  im Politikunterricht des Kollegs das Thema ´Aussiedler` im Mittelpunkt.


Schulpflicht gilt für alle

Weil sich russlanddeutsche Eltern weigerten, ihr Kind an einem Schulausflug teilnehmen zu lassen, sitzt die 55-jährige Mutter derzeit für sechs Tage in Haft. Nach einem Bericht der „Neuen Ruhr-Zeitung“ vom 20. April hatten die strenggläubigen Eltern eine Geldbuße und mehrere Mahnungen der Behörden unbeachtet gelassen. Auch der Vater der in der Nähe von Gütersloh/Nordrhein-Westfalen lebenden Familie muss damit rechnen, nach der Rückkehr seiner Frau ebenfalls in Haft genommen zu werden. Die Eltern, Mitglieder einer Baptisten-Gemeinde, hatten verhindert, dass ihr Kind an einer Aufführung des Märchens „König Drosselbart“ teilnahm, weil das Stück ein „Werk des Teufels“ sei.

Der Fall ist Teil eines seit langem schwelenden Konflikts um die Einhaltung der Schulpflicht in Ostwestfalen. Der „Kölner Stadtanzeiger“ berichtet am 21. April, im Kreis Paderborn halte eine Gruppe von Aussiedlern aus Kasachstan ihre Kinder seit Oktober vergangenen Jahres von der Schule fern. Die Baptisten wollen erreichen, ihre Kinder im Heimunterricht zu erziehen. „Spiegel Online“ berichtet am 22. April, die Eltern, die sich auf Glaubens- und Gewissenfreiheit berufen, „nehmen Anstoß vor allem am Unterricht in Religion und Sexualkunde“. Der Landrat des Kreises Paderborn wird mit der Feststellung zitiert, der Schulbesuch sei eine staatsbürgerliche Pflicht, über die nicht verhandelt werden könne.

Die Aachener Nachrichten“ erwähnen am 23. April ein von einem baptistischen Schulleiter veröffentlichtes Gedicht, in dem gedroht worden sei: „Gottes Volk steht zum Kampf bereit.“  Wegen weiterer Drohungen müsse der Mann womöglich mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen.


Tabu AIDS

Aussiedler in Deutschland sollten mehr wissen über Ursache und Wirkung der Immunschwächekrankheit AIDS. Aufklärung solle unmittelbar nach der Einreise sowie später im Deutschunterricht geleistet werden. Das forderten Teilnehmer einer Konferenz über AIDS in Osteuropa, die der Online-Dienst „Telepolis“ am 21. April thematisiert. Die Tagung an der Münchener Universität stellte fest, dass Behandlung und Vorbeugung von AIDS außergewöhnlich erschwert würden, weil das Thema unter Zuwanderern aus Russland und Kasachstan tabuisiert sei. Zwar würden Erkrankte innerhalb der Gemeinde fürsorglich betreut, eine Erwähnung der Krankheit finde jedoch nicht statt. Dadurch wachse die Gefährdung von Angehörigen Erkrankter in besonderer Weise. In Russland werde die Erkrankung mit unmoralischem Lebenswandel gleichgesetzt, AIDS bedeute soziale Isolierung und Diskriminierung.


Ruf und Wirklichkeit

Über 30 Einbrüche in Wohnungen kann die Polizei einem Täter aus Billstedt bei Hamburg offenbar nachweisen. Das „Hamburger Abendblatt“ berichtet am 22. April, Alexander P. sei stets nach der gleichen Methode vorgegangen. Der Serientäter, Sohn russlanddeutscher Eltern, ist gerade 16 Jahre alt.

In Karlsruhe hat die Polizei eine siebenköpfige Drogenbande festgesetzt, an deren Spitze zwei junge Russlanddeutsche standen. „ka-news.de“ berichtet am 22. April, auch die übrigen Mitglieder stammten aus Russland. Die Täter sollen Heroin aus Holland beschafft und in Karlsruhe verkauft haben.

Seit Januar 2004 führt die Polizei im nordrhein-westfälischen Remscheid eine Sonderstatistik über Straftaten, die von russlanddeutschen Zuwanderern begangen werden. Der „Remscheider Generalanzeiger“ berichtet am 18. April, die vermeintlich hohe Kriminalitätsrate unter Aussiedlern könne jetzt statistisch widerlegt werden. Knapp 14.000 Russlanddeutsche leben in der Region Remscheid, Solingen und Wuppertal. Ihr Anteil an den Tatverdächtigen des Jahres 2004 lag nach Erkenntnis der Kreispolizeibehörde bei 0,9 Prozent. Das ändere jedoch nichts an dem „gestörten Sicherheitsgefühl“ in der Bevölkerung.


Hoffnung

Bei der Wahl des Papstes Benedikt XVI. fehlten drei Kardinäle, zwei von ihnen aus gesundheitlichen Gründen. Der dritte ist unbekannt. Der verstorbene Papst Johannes Paul II. hatte einen Kardinal ernannt, dessen Name nicht mitgeteilt und über den im Nachlass des Verstorbenen kein Hinweis gefunden wurde. Jetzt wird darüber gerätselt, ob es sich bei dem unbekannten Kardinal um einen chinesischen Bischof oder um den katholischen Erzbischof von Moskau, Tadeusz Kondrusiewicz, handeln könnte. Der Theologe Thomas Bremer  von der Universität Münster vermutet in den jüngsten „Russlandanalysen“ (Nr. 62, April 2005), der Name könnte wegen der gespannten Beziehungen zwischen dem Vatikan und der Russisch-Orthodoxen Kirche nicht bekannt gegeben worden sein. In einem Beitrag unter dem Titel „Rom und die orthodoxe Kirche in Russland“ kommt Bremer zu dem Schluss, eine „allmähliche Annäherung“ beider Kirchen sei durchaus denkbar.


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