Im Bergedorfer Theater ‚Haus im Park’ fand am 9. September die Eröffnung der Kulturtage statt. Christian Wriedt Vorstandsvorsitzender der Körber-Stiftung, unterstrich in seiner Begrüßung die Bedeutung der bevorstehenden Veranstaltungen als Orte gegenseitigen Kennenlernens. In Bergedorf leben zahlreiche Deutsche aus der früheren Sowjetunion. Als Schirmherr der Kulturtage hatte Verwaltungsleiter Christoph Krupp zuvor darauf hingewiesen, das zu Nachbarschaft immer auch zwei Seiten gehören, „Einheimische, die sich für ihre neuen Nachbarn interessieren und Neubürger, die sich in ihrer neuen Heimat umsehen“.
„Heimatwege von Deutschen aus Russland“ lautete das Thema des Eröffnungsabends, eine multimediale Spurensuche mit Berichten, Interviews, Lesungen und Inszenierungen bei musikalischer Untermalung: Die Ankunft in Deutschland, die ersten Schritte in noch ungewohnter Umgebung, Schulalltag und das Leben in zwei Kulturen, die einander viel zu bieten haben. Besonders bewegt zeigten sich die 350 Besucher des Abends von dem Auftritt Ida Benders, die am eigenen Familienschicksal die kollektive Erfahrung der russlanddeutschen Bevölkerungsgruppe beispielhaft nachzeichnete: Deportation, Zwangsarbeit, Neubeginn und existenzielle Ungewissheit.
Frau Bender schloss ihren Beitrag mit einem Gedicht ihres Vaters Dominik Hollmann, der zu den namhaftesten russlanddeutschen Schriftstellern zählt. Im Jahr nach dessen Tod 1990 hat die heute 83-Jährige die Wolgastadt Kamyschin verlassen und war nach Deutschland ausgesiedelt, wo sie sich dem schriftstellerischen Nachlass ihres Vaters widmete.
Auf der Tagesordnung der noch bis zum 15. September dauernden Kulturtage stehen Ausstellungen, Theatervorführungen, Lesungen, Tanz- und Musikdarbietungen. Die Woche beschließt am kommenden Donnerstag Lilia Tetslau, laut Veranstalter „die einzige Spätaussiedlerin auf der Kabarett-Bühne“ mit ihrem Programm „Deutsch … aber nicht ganz – eine Reise durch das Labyrinth der Integration“. (© ORNIS, 10. September 2005)
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