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Michail Suprun fühlt sich bedroht

Historiker erforschte das Schicksal der Russlanddeutschen

Der Historiker Michail Suprun aus Archangelsk fühlt sich vom russischen Sicherheitsdienst FSB bedroht. Nach einem missglückten Anschlag fürchtet er auch um die Sicherheit seiner Familie. Suprun hat zum Schicksal russlanddeutscher Deportierter im Norden Russlands geforscht. Sein Projektpartner in Deutschland sorgt sich um den Wissenschaftler.

Augsburg, im August 2010 - Der Historiker Michail Suprun aus Archangelsk fühlt sich vom russischen Sicherheitsdienst FSB verfolgt und bedroht. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz und dem Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Russland (HFDR) hat der Wissenschaftler im vergangenen Jahr zur Geschichte russlanddeutscher Deportierter sowie gefangener Soldaten des Zweiten Weltkriegs in der Region Archangelsk geforscht.

Im September war er kurzzeitig verhaftet worden. Der Vorwurf lautete, „Informationen mit geheimen und persönlichen Daten gesammelt und verbreitet zu haben“. FSB-Mitarbeiter durchsuchten die Wohnung Supruns sowie seinen Arbeitsplatz an der Pomorischen Lomonossow-Universität Archangelsk. Das gesamte Archiv des Wissenschaftlers, sämtliche Computer und Datenträger sowie ein Teil der Archivunterlagen wurden beschlagnahmt, teilte damals eine lokale Nachrichtenagentur mit. Nun droht ihm ein Gerichtsverfahren.

In einer Nachricht an seinen deutschen Projektpartner beim HFDR schrieb Suprun kürzlich, bei einem Anschlag auf sein Fahrzeug sei er "nur durch ein Wunder" nicht zu Schaden gekommen. Unbekannte hatten die Radmuttern eines  Vorderreifens gelöst. Suprun rechnet mit weiteren Provokationen und macht den FSB dafür verantwortlich, falls ihm etwas zustoßen sollte.

Anton Bosch, Projektpartner Supruns beim Historischen Forschungsverein in Nürnberg, fürchtet ebenfalls um die Sicherheit des Historikers: „Ich denke, er steht unter großer Gefahr.“ Aus Angst vor weiteren Provokationen wage seine Frau kaum noch, sich am Telefon zu melden.

Russlanddeutsche Organisationen in Moskau appellierten an die Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen gegen den Historiker unverzüglich einzustellen. Auch die Menschenrechtsorganisation „Memorial“ in St. Petersburg sagte Suprun nach seiner Verhaftung ihre Unterstützung zu.

Nach den ersten Vernehmungen in Archangelsk meinte Suprun, man prüfe, ob eventuell das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die Kosten für seine Verteidigung übernehme. Das DRK zeigt sich allerdings eher verschlossen. Daher ist unklar, ob und wie sich die Organisation für ihren Projektpartner in Russland einsetzt.
 
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„Trauerbuch Archangelsk“

2004 wurde das grenzüberschreitende Projekt „Gedenkstätte Friedhof Archangelsk“ ins Leben gerufen. Es sollte an den Beitrag der Deutschen in der nordwestrussischen Region in der Zeit vom 16. Bis 19. Jahrhundert erinnern und den Opfern der politischen Repression im 20. Jahrhundert gewidmet sein.

Anton Bosch, damals Vorsitzender des Historischen Forschungsvereins der Deutschen aus Russland, reiste erstmals 2007 in das Archangelsker Gebiet und recherchierte in Archiven. Mit der Historischen Abteilung der Pomorischen Lomonossow-Universität Archangelsk (Professor Michail Suprun) und dem Deutschen Roten Kreuz wurde vereinbart, ein „Trauerbuch Archangelsk“ zu schreiben.

In der Region kamen auf den berüchtigten Solowki-Inseln und in anderen GULAG-Stätten Zehntausende von verbannten Russlanddeutschen sowie deutschen Kriegsgefangenen ums Leben. Die Forschungsarbeiten sollten spätestens 2012 abgeschlossen sein. (Quelle: Volk auf dem Weg)