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Wer braucht Hilfe – wer kann helfen?

Russian-Fires.ru dokumentiert die Feuersbrunst in Russland
Wer braucht Hilfe – wer kann helfen? Foto: Esa Oksman/stock.xchng

Internet-Nutzer in Russland greifen zur Selbsthilfe: Russian-Fires.ru heisst die erste russische Website, die Informationen über die Brände sammelt, bündelt und auf Landkarten darstellt. So erhalten professionelle und freiwillige Helfer einen Überblick, wo bei den Wald- und Torfbränden Hilfsmittel, Logistik, Kleidung, Nahrung und Wohnraum fehlen.

Von Jürg Vollmer / maiak.info

Zürich, im August 2010 - Die anhaltenden Wald- und Torfbrände in Russland seit Juli 2010 forderten nach offiziellen Angaben mindestens 50 Tote, wobei Hilfsorganisationen von weit mehr Opfern ausgehen. Deshalb greifen Internet-Nutzer in Russland zur Selbsthilfe.
Russian-Fires.ru heisst die erste russische Website, die nach dem “Ushahidi”-Prinzip Informationen über die Brände sammelt, bündelt und auf einer Landkarte darstellt. So sehen professionelle und freiwillige Helfer, wo bei den Wald- und Torfbränden in Russland Hilfsmittel, Logistik, Kleidung, Nahrung und Wohnraum fehlen.

“In der Geschichte des Einsatzes von Internet-Technologie zu humanitären Zwecken sind Plattformen wie Russian-Fires.ru ein Meilenstein“, erklärt Daniel Stauffacher, Direktor der Genfer Stiftung ICT4Peace (Informations- und Kommunikationstechnologie für den Frieden), die den Einsatz moderner Kommunikationsmittel als Werkzeug des Krisenmanagements erforscht.

Gegründet wurde Russian-Fires.ru am 2. August 2010 von den russischen Bloggern Gregory Asmolov und Alexey Sidorenko, die mit freiwilligen Programmierern und der “Ushahidi”-Stiftung diese russischsprachige Internet-Plattform binnen weniger Tage auf die Beine stellten.
Screenshot: Russian-Fires.ru

Hunderte von Informanten sendeten per SMS, Twitter oder E-Mail rund tausend  Meldungen an Russian-Fires.ru, die in den ersten zehn Tagen von 150.000 Nutzern gelesen wurden.

Auf der Plattform ist zunächst eine Landkarte zu sehen mit Symbolen für die Wald- und Torfbrände in Russland. Beim Klicken auf ein Symbol kann man einzelne Augenzeugen-Meldungen lesen, in stark betroffenen Gebieten oft mehrere hundert Meldungen.

Russian-Fires.ru ist einerseits wichtig für Journalisten und andere Informationssuchende - Russian-Fires.ru ist aber vor allem eine Brücke zwischen Hilfesuchenden und Helfern.

Die Internet-Plattform hat zwei Haupt-Kategorien: Auf der Seite “Wir brauchen Hilfe” wird aufgezeigt, was konkret an welchem Ort in Russland gebraucht wird. Von Hilfsmitteln für die Löscharbeiten über Logistik bis zu Kleidung, Nahrung oder einem Dach über dem Kopf. Auf der Seite “Ich will helfen” bieten hilfsbereite Russen kostenlos Hilfsmittel, Logistik, Kleidung, Nahrung und Wohnraum an.

Für die Macher ist Russian-Fires.ru ein wichtiger Schritt zu einer verantwortungsvollen Zivilgesellschaft: “Die Wald- und Torfbrände in Russland zeigen, dass es ein großes Potenzial gibt für gegenseitige Hilfe in der russischen Gesellschaft. Dieses Potenzial realisieren viele Bürger jetzt zum ersten Mal, wo sie deutlich sehen, dass die Regierung unfähig ist, eine solche Katastrophe effizient und effektiv zu bewältigen.”

Auf Russian-Fires.ru werden auch Videos eingereicht, wobei mitunter dramatische Ereignisse zu sehen sind:


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Vorbild von Russian-Fires.ru: Ushahidi

“Ushahidi” entstand in der Krise nach den Wahlen in Kenia Anfang 2008 und ist eine Internet-Plattform, auf der kollektive Krisen-Informationen öffentlich zugänglich gemacht werden. Das Wort “Ushahidi” steht in der  Swahili-Sprache für “Zeugenaussage”.

“Ushahidi” sammelt Informationen direkt von Betroffenen vor Ort, welche sich meist über Mobiltelefon per SMS, Twitter oder E-Mail bei der Plattform melden. Diese Informationen werden von freiwilligen Mitarbeitern geprüft, gebündelt und auf Landkarten dargestellt.

Bekannt wurde “Ushahidi” nach den Erdbeben in Haiti, als 80.000 Nachrichten von der lokalen Bevölkerung eingingen und sogar die UNO und das IKRK ihre Arbeit mit dieser Plattform koordinierten. Nun wird das “Ushahidi”-Prinzip erstmals in Russland angewendet.

Wie erreicht man Russian-Fires.ru?


SMS:
Nummer 4440,
erstes Wort: FIRE
Twitter:
@russian_fires
E-Mail:
russian.fires@gmail.com