Brachliegende Potentiale
Vielen Lehrern ist der Weg in die Schule verbaut
Eine Mathematiklehrerin erläutert den Lehrstoff Foto: Eugen Eichelberg
Russlanddeutsche Aussiedler müssen häufig einen beruflichen Abstieg in Kauf nehmen, wenn sie nach Deutschland kommen. In besonderer Weise sind Lehrerinnen und Lehrer betroffen, deren Studienabschlüsse nicht den deutschen Anforderungen entsprechen. Der Soziologe Eugen Eichelberg hat dazu eine Befragung durchgeführt, deren Ergebnisse er jetzt für eine Konferenz in Omsk aktualisiert hat.
Düsseldorf, im August 2010 – Lehrerinnen und Lehrer, die aus Russland und anderen Ländern der Ex-UdSSR nach Deutschland kommen, sind durchweg motiviert, weiterhin im Schuldienst tätig zu sein. Dem stehen allerdings Hürden gegenüber, die überwiegend in unterschiedlichen Studienanforderungen liegen, teils aber auch in enttäuschten Erwartungen an den Schulunterricht und das deutsche Bildungssystem.
Der Soziologe Eugen Eichelberg, damals noch Mitglied im Düsseldorfer Ausländerbeirat, hat 2007 dazu eine Befragung unter Lehrern in Teilen Nordrhein-Westfalens gemacht. Für eine Konferenz, die sich im Juni in Omsk mit Geschichte und Kultur der Sibiriendeutschen beschäftigte, hat der aus dem Ural stammende Wissenschaftler die Ergebnisse seiner Befragung neu aufbereitet.
Eichelbergs Untersuchung legt den Schluss nahe, dass kaum ein Lehrer den Sprung in den Schuldienst schafft, selbst dann nicht, wenn seine Studienschlüsse von den Behörden anerkannt werden. Häufig wird ihnen ein Zusatzstudium nahegelegt, doch nur selten lassen die persönlichen oder familiären Umstände einen weiteren Ausbildungsgang zu.
So schätzen die Befragten ihre Chancen, jemals wieder vor einer Klasse zu stehen, durchweg als gering ein. Für eine Beschäftigung an Schulen, vor allem in Klassen mit einem großen Anteil an Schülern aus zugewanderten Familien, spricht jedoch der beachtliche Vorteil der Zweisprachigkeit russlanddeutscher Lehrerinnen und Lehrer.
Ihrem Beruf sind die meisten Lehrerinnen und Lehrer allerdings treu geblieben. Viele geben Nachhilfe im engeren Familienkreis, unterrichten in Migrantenvereinen oder geben Kurse an Volkshochschulen.
zum Vortrag Eugen Eichelbergs in Omsk
siehe rechte Spalte