ORNIS-PRESS
ORNIS-PRESS
ORNIS-RSSORNIS-RSS|ORNIS InfoBriefORNIS InfoBrief|  

Sie sind hier: Startseite ›› Themen und Berichte ›› Wirtschaft

Schrift: kleiner | normal | größer

Schönheit für den russischen Markt

Versandhandel sucht Hilfe bei Russlanddeutschen
Schönheit für den russischen Markt Foto: loleia/stock.xchng

Schon auf den ersten Blick macht die Anzeige stutzig. Und neugierig. Jemand sucht Russlanddeutsche und andere Leute aus Russland, um ihnen eine Stelle anzubieten. Worum es geht, verrät das Inserat nicht. Klingt nicht seriös. ORNIS hat versucht, mehr herauszufinden.

Berlin (im Juli 2010) – Die Überschrift mutet ziemlich absonderlich an: „Biete Rußlanddeutsche und Menschen russischer Herkunft“. Wie kommt es, dass da jemand Russlanddeutsche im Angebot hat? Und zu welchem Zweck sollte man sie erwerben? Die Anzeige im Internet gibt dann doch noch weitere Auskünfte und es wird klar: Russlanddeutsche werden nicht angeboten, vielmehr gesucht, und zwar „für den Geschäftsaufbau im russischen Markt“.

 

Den russischen Markt sollte man sich nicht entgehen lassen, zumal die Stelle bei dem aufstrebenden Unternehmen schon sicher ist, bevor man sich überhaupt beworben hat („suchen wir genau Sie“). Zwei Bewerbungszeilen per E-Mail an den Anbieter und der Geschäftsaufbau kann losgehen.

Nach kaum drei Stunden ist die Antwort da. Silvia K. scheint angetan und möchte gleich telefonieren, „damit wir über einige Details reden können“. Noch lieber würde sie ein Treffen vereinbaren, denn „das macht vieles einfacher“. Die Sache scheint gelaufen, jetzt steht nur noch die Eroberung des russischen Marktes an.

Frau K. bietet gleich eine ganze Reihe von Internetadressen an, die von ihrem eigenen Geschäftsaufbau zeugen: die schöne Welt des leicht verdienten Geldes. Hinter all den Gelegenheiten, ein „perfektes Zweiteinkommen“ zu ergattern, beim Einkaufen enorme Rabatte einzustreichen und überhaupt „unkonventionelle Wege zu gehen“, steht Vitalvia. Der Internetauftritt von Vitalvia wird von Silvia K. betrieben, die sich hier als Vertriebspartnerin eines Versandhandels für Kosmetikprodukte zu erkennen gibt.

Ein Katalog von über 130 Seiten, garniert mit Namen Prominenter aus Film und Sport, macht Lust auf Wohlgerüche. Und was hat das alles mit dem russischen Markt und den Russlanddeutschen zu tun? Der im westfälischen Ahlen ansässige Direktvertrieb, für den Frau K. tätig ist, will seine Geschäfte auch in Russland starten. Dazu sind russischsprachige Menschen in Deutschland mit Verwandtschaft in Russland schon mal ein guter Anfang.

Wer die Erfahrungsberichte und Warnungen ehemaliger Mitarbeiter liest, der ahnt, dass das erhoffte Geldverdienen durchaus sperrig sein und sich zuweilen auch ins Gegenteil verkehren kann. Wer seine engere und weitere Umgebung von den Vorzügen all der Duftwässerchen überzeugen will, braucht zunächst ein paar Kenntnisse, die man erwerben kann. Und ein paar Produkte zum Anschauen und Riechen wären auch nicht schlecht

Was das kostet? Die einen sagen, über hundert Euro, andere stellen das in Abrede. Doch der Verkauf, besser: die Kaufempfehlung ist gar nicht das Wichtigste beim Geschäftsaufbau. Verdient wird erst, wenn man in der Hierarchie aufsteigt und selber Mitarbeiter gewinnt, an deren Einnahmen man beteiligt ist – und natürlich auch an den Einnahmen jener Mitarbeiter, die wiederum von den Mitarbeitern gewonnen werden. So geht das immer weiter, und die Leute an der Spitze reiben sich die Hände.

Über 200 Millionen Euro Umsatz machte das Unternehmen im vergangenen Jahr. Das lässt sich steigern. Man muss nur genügend Aussiedler finden, die der Verwandtschaft, früheren Freunden und Kollegen in der alten Heimat ein paar Schönheitsprodukte aus Deutschland aufschwatzen. Vielleicht werden am Ende sogar ein paar Euro hängenbleiben. Die Gewinne wandern nach oben - so ist das in diesem Geschäft. Und sie wandern sogar noch an Frau K. vorbei, die sich so fleißig um russlanddeutsche Mitarbeiter bemüht hat.
 
Ihre Meinung

L. Schulze, LR-Organisationsleiter, 14.01.2012 19:37:59:

Natürlich gibt es ein deutsches Direktvertriebsunternehmen, welches mit großem Erfolg zwischenzeitlich in mehr als 30 Ländern vertreten ist und nun endlich auch in Moskau eine Niederlassung eröffnet hat. Es handelt sich um unsere Firma, der LR-Health & Beauty Systems Ahlen, die mit Promis, wie Bruce Willes, u.a. zusammenarbeitet.

von Redaktion ORNIS, 12.08.2010 16:27:41:

im Kommentar von Eugen Dembeck sind die Links auf zwei Internetseiten unkenntlich gemacht worden. Wir können nicht prüfen, ob es sich bei den Adressen um seriöse Quellen handelt.

Eugen Dembeck, 12.08.2010 16:26:35:

Es bringt überhaupt nichts, bei diesen Geschäften mitzumachen. Verbraucherschützer haben eine Studie gemacht und festgestellt, die Chancen auf eine Einnahme liegen bei 0,05 Prozent. Das Risiko draufzuzahlen, liegen bei 99,95 Prozent. Sogar beim Roulette sollen die Gewinnchancen größer sein. Wer mehr wissen will, kann mal im Internet bei (XXXX) und bei (XXXX) nachforschen. Es gibt aber noch mehr.

Ute S., 12.08.2010 10:16:19:

Sehr geehrter Verfasser dieses Artikels, Ihr Artikel entbehrt offenbar jeder objektiv recherechierten Grundlage, denn dann hätten Sie auch die vielen positiven Aspekte dieses durchaus seriösen Geschäftskonzepts erkennen können. Man sollte doch immer objektiv berichten. Ich finde es unakzeptabel, dass durch solche eingefärbte Meinungsäußerung Menschen diskreditiert werden!

Tatjana Friesen, 10.08.2010 18:09:24:

Man kann nur wuenschen, dass unsere Landsleute darauf nicht hereinfallen. Viele haben bestimmt keine Ahnung, dass es so etwas ueberhaupt gibt.

Alex F., 04.08.2010 15:54:07:

Sehr geehrter Reporter, schade, dass Sie Ihre Beiträge so unzureichend recherchieren. Täten Sie dieses, dann wäre Ihnen nicht entgangen, dass es sich durchaus um seriöse Angebote handelt, und die vermeintlich irreführende Titelzeile der Anzeige eher eine technische Unzulänglichkeit des Anzeigenanbieter darstellt. Schade, dass auf diese Weise solche rufschädigende Artikel entstehen.


Nach oben
Artikel bookmarken:
Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen My Yahoo