Bei minus 40 Grad friert gern mal die Wasserleitung ein oder die Autobatterie versagt. Wenn dann noch einer kommt, der murmelt, das Weib habe in der Gemeinde zu schweigen, holt sie erst einmal tief Luft. Stefanie Fendler ist Pastorin und erlebt seit 2007 mit Mann und drei Kindern ihr sibirisches Abenteuer.
Ihre russlanddeutsche Gemeinde in Novosibirsk hat mit stoischer Knorrigkeit die langen Jahre der Verfolgung überlebt und merkt nun, dass sich im fernen Deutschland die Zeiten geändert haben. Stärkung erfährt die junge Pastorin von Rückkehrern, die das Leben im windschiefen sibirischen Holzhaus mit Plumpsklo und Kuh dem bequemen, aber anonymen Leben im 10. Stock einer deutschen Großstadt vorziehen.
Sie kennen das Deutschland von heute und unterstützen die Pastorin in ihrem Bemühen, die Gemeinde für die Zukunft fit zu machen, vor allem aber junge Leute für die Kirchengemeinde zu begeistern. Novosibirsk ist die drittgrößte Stadt Russlands mit einem großartigen Opernhaus, wo alle Klischees über Bären, Fellmützen und Filzstiefel obsolet werden. Ihr Gemeindesprengel ist so groß wie ganz Deutschland.
Einmal im Monat fährt sie mit dem Nachtzug ins 1000 Kilometer entfernte Krasnojarsk, um dort zu taufen, zu trauen, zu beerdigen. Oder sie kämpft sich durch Schneemassen und besucht winzige Dörfer, die "nur" ein paar hundert Kilometer entfernt sind. Dort in der Stube auf dem eilig sauber gewischten Wohnzimmertisch baut sie ihren Altar auf und hält Gottesdienst.
Dann trifft sie manchmal ein strafender Blick, weil warme, aber unziemliche Hosen an Stelle des standesgemäßen Rocks unter ihrem Talar aufblitzen. Sie nimmt es mit Humor, versteht, dass überkommene Werte und Regeln nicht auf einmal über Bord geworfen werden können. (ARD/EinsExtra)
Mein sibirisches Abenteuer
Eine deutsche Pastorin in Novosibirsk
Film von Rita Knobel-Ulrich
ARD EinsExtra
Donnerstag, 12. März 2010, 00.00 – 00.30 Uhr
Samstag, 20. März 2010, 19.30 – 20.00 Uhr