„Integration bleibt Testfall für unsere Gesellschaft“
50 Jahre Einwanderungspolitik in Deutschland
Professor Bade in der Frankfurter Paulskirche
Die Integration von Zuwanderern in Deutschland ist eine gesellschaftspolitische Schlüsselfrage, sagt der Migrationsforscher Klaus J. Bade. Eine Rede in der Frankfurter Paulskirche.
Berlin, im Januar 2010 – Seit immer weniger Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland kommen, ist die Bundesrepublik von einem Zuwanderungs- zu einem Abwanderungsland geworden. Seit 2006 verliert Deutschland durch Auswanderung jährlich dauerhaft rund 50.000 Staatsangehörige, sagt der Migrationsforscher Klaus J. Bade.
In einer Rede, die er am 5. November 2009 in der Frankfurter Paulskirche gehalten hat und die ORNIS in einer vom Autor überarbeiteten Form vorliegt, nennt Bade den Rückgang der Aussiedlerzahlen eine „möglicherweise auch indirekt angestrebte“ Folge des Zuwanderungsgesetzes von 2005:
„Dies war absehbar und wurde auch vorausgesagt als Folge der Ausdehnung der nicht wiederholbaren Sprachprüfungen auch auf die mitreisenden Familienangehörigen nicht-deutscher Herkunft: Im Falle eines negativen Ausgangs der Prüfung wurde ein Zurücklassen von Familienangehörigen auf Zeit zur Beantragung von Familiennachzug von Deutschland aus nötig, was mit einer Familientrennung auf Zeit für zumindest einige Monate verbunden war.
Dies aber hat in der Erinnerungskultur russlanddeutscher Familien seit dem Ende der Wolga-Republik 1941 eine alarmierende Konnotation, weil seinerzeit viele Familien auseinandergerissen wurden und sich zum Teil, wenn überhaupt, erst nach Jahrzehnten wiederfanden. Deshalb war eine abrupte Veränderung im Wanderungsverhalten nach der Bekanntgabe dieser Maßnahme durchaus erwartbar.“