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Almaty, im Oktober 2009 - Kasachstan hat bis heute einen engen Bezug zu Deutschland: 1,2 Millionen Deutsche lebten um 1990 in dem zentralasiatischen Land, als es mit der Sowjetunion zu Ende ging. Sie hatten sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg dort angesiedelt. Dieser Bezug zu Deutschland ist einer der Gründe dafür, dass vor zehn Jahren in Almaty die Deutsch-Kasachische Universität (DKU) gegründet wurde.
Bei den Studierenden hat die DKU einen guten Ruf, auch deshalb, weil Deutsche in Kasachstan als seriös, tüchtig und vertrauenswürdig gelten, sagt Johann W. Gerlach, ehemaliger Präsident der Freien Universität Berlin und heutiger Rektor der DKU. DW-WORLD.DE hat mit ihm über die Entstehungsgeschichte der Hochschule gesprochen.
DW-WORLD.DE: Die Universität ist ja aus einer Privatinitiative entstanden. Wie sind Sie selbst nach Kasachstan gekommen?
Johann W. Gerlach: Ich bin in der Rolle als früherer Präsident der Freien Universität Berlin dahin gekommen. Ich war 2006 dort mit einer Gruppe zur Evaluierung der Deutsch-Kasachischen Universität, die sehr klein war und sehr viele Kosten hatte und irgendwie ihrem Ruin entgegen ging. Die Frage war: Müssen wir die Hochschule wirklich stützen und tragen oder lohnt es sich nicht? Wir kamen zu dem Ergebniss, dass es eigentlich ganz gut ist, was die da machen, aber da mussten deutsche Hochschulen kooperativ mitwirken, und es musste Geld investiert werden, damit aus dieser etwas kümmerlichen Pflanze eine Blume wurde.
Keine Diplome gegen Bares
Warum haben Sie denn gedacht, dass es sich lohnt, dort zu investieren?
Die Art des Unterrichts dort war viel westlicher, viel deutscher als es sonst dort üblich ist. Im ganzen Bereich der früheren Sowjetunion, nicht nur in Kasachstan, wird gelernt, was gelehrt wird, und das Gelehrte und Gelernte wird abgefragt. Während wir an der DKU, wie in Deutschland üblich, eine andere didaktische Komponente haben: Die Studierenden werden einbezogen, sie sollen Fragen stellen. Außerdem ist die DKU – ganz munter und kess gesagt – die einzige Hochschule, bei der man nichts kaufen kann, sondern Zeugnisse nur gemäß den Leistungen bekommt. Das ist auch der Grund, warum sie überhaupt sowohl Wachstum als auch besonders interessierte Studenten und Studentinnen hat.
DKU-Rektor Johann W. Gerlach
Foto: Deutsch-Kasachische Universität |
Warum ist man überhaupt auf diesen Standort in Kasachstan gekommen?
Vor zehn Jahren haben zwei deutsche Lektoren und eine kasachische Lektorin die Universität gegründet, weil es nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kein qualifiziertes Hochschulsystem mehr gab. Das Land war, was wir hier nicht wissen, wirtschaftlich völlig am Ende. Die Leute haben das Schlimmste durchgemacht, sie haben Büromöbel und Bücher verkauft, um zu überleben. Durch die Arbeitsteilung im Rahmen der Sowjetunion war Kasachstan der Teil der Schwerindustrie, und alle Verbindungen waren zusammengebrochen.
In dieser Zeit gab es auch keine qualifizierte Hochschulausbildung. Leute, die eine Verbindung zu Deutschland hatten, auch Leute, die selber Leistung wollten, wussten nicht, wohin sie ihre Kinder schicken sollten. 1999 haben sie dann aus der Not die Tugend der Gründung dieser Deutsch-Kasachischen Universität gemacht.
Doppeldiplom
Die Deutsch-Kasachische Universität verbindet in ihrem Studium kasachische und deutsche Elemente. Zu den deutschen haben Sie ja bereits etwas gesagt – was sind denn die kasachischen Elemente?
Die sind leider überwiegend, weil in Kasachstan die Ministerien unglaubliche Vorgaben und Kontrollen haben. Nehmen Sie zum Beispiel Studiengänge, die bei uns bereits sehr wichtig und attraktiv sind, wie etwa Wirtschaftsingenieurwesen - das gibt es gar nicht dort. Man hat nur Ingenieurwesen oder Wirtschaft.
Das heißt, die Ministerien sind noch sehr am gestrigen System fixer Studiengänge mit fixen Inhalten orientiert und für Neuerungen sind sie zwar im Prinzip offen, aber das zu konkretisieren ist sehr schwierig. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wir sind vor Kurzem attestiert worden. Das ist eine besondere Prüfung in akademischen, finanziellen und Verwaltungsdingen. Es ging um die Anerkennung von Doppeldiplomen, und dann fragte die Kommission, wie wir in Kasachstan denn anerkennen sollen, dass die Leute ein Jahr in Deutschland studieren. Wir wüssten ja gar nicht, was die dort lehren und studieren. Sprich: Die Internationalität, die sie auf der einen Seite betonen, wird dort noch ganz national bezogen verstanden.
Studentinnen an der Universität
Foto: Deutsch-Kasachische Universität |
Links zum Thema |
- zum Beitrag bei Deutsche Welle - Deutsch-Kasachische Universität |
Ihre Meinung |
Redaktion ORNIS, 20.10.2009 16:15:49:
Liebe Irina Hetsch, wo Sie Recht haben, haben Sie Recht! Doch gemach: Es ist eine nicht endende Debatte, ob man bei Übernahme von Texten Änderungen vornehmen darf oder nicht. Wir sind der Meinung, es kommt auf den Einzelfall an. Bei diesem Text haben wir uns aus zwei Gründen gegen eine Änderung entschlossen:
1. Der Originaltext ist mit nur einem einzigen Mausklick aufgerufen und kann mit der ORNIS-Version verglichen werden. Eine Änderung, die ja einer Korrektur der ursprünglichen Quelle gleichkommt, wäre sofort aufgefallen.
2. Der nachfolgende Text ist ein Interview, in dem zur Not die Fragen, nicht aber die Antworten hätten bearbeitet werden dürfen. Bei einer Veränderung des Einführungstextes hätte nun leicht der Verdacht aufkommen können, dass eventuell auch das Interview geändert worden sein könnte.
Doch der möglicherweise irritierte ORNIS-Leser bleibt nicht im Regen stehen. Am 22. Oktober erscheint bei ORNIS ein Kommentar aus Kyrgyzstan zum Fall des Historikers Michail Suprun, der die geschichtliche Wirklichkeit wieder ins Lot bringt. Herzlichst, Ihre ORNIS-Redaktion
Irina Hetsch, 20.10.2009 09:24:10:
Liebe Ornis Leute, muesst Ihr die falschen Worte der DW widergeben? Ihr kennt doch die Geschichrte der Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion. Was soll die Wiederholung des Unsinns "Sie hatten sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg dort angesiedelt." Geschichtsverfaelschung hat in einem Artikel zur Bildung nichts zu suchen und auf dieser Seite schon gar nicht, Gruss I.Hetsch, GTZ Almaty