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7. bis 13. September
Integration durch interkulturelle Kleingärten

Berlin – Am Köpenicker Cardinalplatz befindet sich eines der erfolgreichsten Projekte zur Integration von Migranten in Berlin, schreibt das »Neue Deutschland« am 8. September. Es ist der ‚Interkulturelle Wuhlegarten‘, der zur Initialzündung für Integrationsaktivitäten in der Hauptstadt wurde, wie Sajjad Ahmad zitiert wird. Ahmad ist Leiter der ‚Interkulturellen Begegnungsstätte ISA‘ (ISA steht für Indische Solidaritätsaktion). Der Köpenicker Garten war 2003 auf einem brachliegenden Laubengelände entstanden. Heute werde er von 20 Zuwanderer-Familien gemeinsam bewirtschaftet.

Jede einzelne von ihnen habe eine eigene Parzelle erhalten, doch zwischen ihnen gebe es keine Zäune. Verabredungen und Konfliktregelungen fänden ausschließlich in deutscher Sprache statt. Mit dem Konzept sei garantiert, dass „einzelne Gruppen wie Aussiedler oder Vietnamesen nicht isoliert untereinander (blieben), sondern in Kontakt zu den anderen, auch zu den Einheimischen, die ebenfalls im Wuhlegarten Parzellen haben, (traten)“, heißt es in der Zeitung. Mittlerweile gebe es in Köpenick zwei weitere Interkulturelle Gärten, in ganz Berlin seien es bereits 20.


„Kämpfernatur hat sich durchgesetzt“

Rottweil – Katharina Binder war zwanzig, als sie von Nowosibirsk in Westsibirien nach Rottweil in Baden-Württemberg kam – mit wenigen Deutschkenntnissen und einer Ausbildung zur Köchin, berichtet die »Neue Rottweiler Zeitung« am 7. September. Heute spreche sie besser Deutsch als Russisch, und aus der Köchin sei nach heftigem Anrennen gegen sprachliche und bürokratische Hürden eine Steuerberaterin mit eigener Kanzlei geworden. Stets habe die Angst, Nachteile zu erleiden, sich wie ein roter Faden durch ihren Werdegang in Deutschland gezogen, räumt sie gegenüber der Zeitung ein.

Als Vorbild diente ihr die Mutter, die in Deutschland mit 46 Jahren noch einmal von vorne beginnen musste. Die Lehrerin und Schulleiterin, in Russland eine angesehene Person, stand plötzlich vor dem Nichts. Doch „ihre Kämpfernatur hat sich durchgesetzt“, erzählt die Tochter. Sie schulte erfolgreich zur Altenpflegerin um. Die Erfahrungen von Katharina Binder waren Thema des Internationalen Frauenfrühstücks, so die Zeitung, das einmal monatlich im Rottweiler Kutschenhaus das Schicksal von Migrantinnen zum Thema habe.


Größtes Problem ist die Arbeitslosigkeit

Seelow – Im brandenburgischen Seelow ist dieser Tage ein Integrationsverein gegründet worden, der von Spätaussiedlern hauptsächlich für die eigenen Landsleute aktiv werden will, heißt es in der »Märkischen Oderzeitung« am 8. September. Zur Vereinsvorsitzenden sei Ludmilla Michailow gewählt worden, die zwar seit fünf Jahren in Deutschland zu Hause lebe, doch immer noch ein wenig mit der deutschen Sprache kämpfe. Bei der Abstimmung zur Vorstandswahl, so die Zeitung, habe sie deshalb gefragt: „Wer enthält die Stimmung?“ Michailow sei eine von rund 160 Spätaussiedlern, die derzeit in Seelow lebten. Im Nachbarort Neuhardenberg seien es etwa 100. Das größte Problem der Russlanddeutschen sei die Arbeitslosigkeit, habe die Vereinsvorsitzende gesagt. Dazu trage vor allem bei, dass die Berufsabschlüsse vieler Aussiedler nicht anerkannt würden.


Beschämender NPD-Antrag

Bad Salzungen – Als kürzlich der Kreistag des thüringischen Wartburgkreises zusammentrat, fehlte auf der Tagesordnung ein Antrag der rechtsradikalen NPD, berichtet das »Freie Wort« am 9. September. Abgeordneter Tobias Kammler hatte beantragt, die Stelle der Gleichstellungs-, Aussiedler- und Ausländerbeauftragen umzubenennen in Gleichstellungs-, Aussiedler- und Ausländerrückführungsbeauftragte.  Aus formalen und verfassungsrechtlichen Gründen habe es Landrat Reinhard Krebs (CDU) abgelehnt, sich überhaupt mit dem Ansinnen zu befassen. „Ich hätte mich geschämt“, zitiert ihn die Zeitung, „wenn der Kreistag über einen solchen Antrag öffentlich hätte beraten müssen.“


„Das bringt die Branche mächtig unter Druck“

Frankfurt am Main – Rund 110 Liter Bier dürften die Menschen in Deutschland 2009 trinken, fast sieben Liter weniger als noch 2003, berichtet die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« am 8. September mit Hinweis auf Angaben aus der Brauerei-Branche. Mehrere Gründe seien für den sinkenden Absatz verantwortlich, glaubt man beim Deutschen Brauer-Bund. Zum einen werde die deutsche Gesellschaft immer älter, und ältere Menschen tränken weniger Bier als jüngere. Zum anderen schade das Rauchverbot in Gaststätten dem Absatz. Klar sei indes auch, zitiert die FAZ den Branchenverband, dass es die Brauer mit ihren Produkten in zwei Bevölkerungsgruppen, die in den vergangenen Jahren gewachsen seien, grundsätzlich schwer hätten: Bei den Aussiedlern aus Osteuropa und den Migranten mit muslimischen Wurzeln. Die einen griffen eher zu Spirituosen als zum Bier, die anderen konsumierten häufig gar keinen Alkohol. „Das bringt die gesamte Branche mächtig unter Druck“, zitiert das Blatt den Chef einer großen Brauerei.


Wahlkampf: Politikerin lädt Russlanddeutsche ein

Ehingen – Eine Zielgruppe erreichen, die sonst nur schwer zu erreichen ist, das war das Ziel der SDP-Bundestagsabgeordneten Hilde Mattheis, berichtet die »Schwäbische Zeitung« am 7. September. So habe es nahe gelegen, dass die „Menschen russischer Herkunft“ von der Mattheis-Mitarbeiterin Luisa Reinbold – selbst aus Russland stammend – in ihrer „Muttersprache“ eingeladen worden seien. Dieses Konzept sei aufgegangen, so das Blatt. Trotz der starken Konkurrenz an anderen Veranstaltungen seien zu dem Familiennachmittag des SPD-Ortsvereins Ehingen viele Interessierte gekommen. „Es ist toll, dass auch Aussiedler integriert werden und man mit Politikern einfach mal schwätzen kann“, lobte die in der Ukraine geborene Zoryana Geprägs.


Ein Zeichen von Integration

Nürnberg – Wie zahlreiche andere Medien haben sich die »Nürnberger Nachrichten« am 9. September auch mit dem möglichen Abstimmungsverhalten von Zuwanderern bei den kommenden Bundestagswahlen befasst. Die größte Gruppe unter ihnen stellen die rund 2,5 Millionen Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion und anderen früheren Ostblockstaaten dar. In allen Untersuchungen habe sich gezeigt, dass insbesondere die Russlanddeutschen mehrheitlich der Union zuneigten. Allmählich aber, wie der Mannheimer Politikwissenschaftler Andreas Wüst herausgefunden habe, würde diese Partei-Präferenz aufweichen. Das gelte auch für türkischstämmige Zuwanderer, die bislang mehrheitlich die SPD gewählt hätten. „Außerdem“, heißt es in der Zeitung dazu, „macht sich von Wahl zu Wahl in der Gruppe der Migranten auch eine Angleichung an das Wahlverhalten der übrigen deutschen Bevölkerung bemerkbar. Ein Zeichen von Integration.“


Lahr „fast schon ein Wallfahrtsort“
 
Lahr – „So etwas nennt man Heimspiel“, schreibt die »Badische Zeitung« am 13. September und meint den Wahlkampfauftritt des Bundestagsabgeordneten Peter Weiß sowie des Aussiedlerbeauftragten Christoph Bergner (beide CDU) bei der Lahrer Ortsgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in der Walter-Kolb-Halle. Rund hundert vornehmlich Spätaussiedlerinnen, im Durchschnitt älter als 60 Jahre, seien der Einladung gefolgt. Knapp 74 Prozent der Russlanddeutschen am Lahrer Kanadaring haben bei der vergangenen Bundestagswahl ihr Kreuzchen bei der CDU gemacht, heißt es weiter in dem Blatt. Das wünschten sich die Wahlkämpfer auch dieses Mal. Als bedrückend würde allerdings die Wahlbeteiligung empfunden. An der jüngsten Kommunalwahl hätten sich nicht einmal 18 Prozent der Russlanddeutschen beteiligt. Wie die Zeitung weiter berichtet, habe Bergner in seiner Ansprache darauf hingewiesen, Lahr sei für jeden, der mit Spätaussiedlern zu tun habe, „fast schon ein Wallfahrtsort“. „Wenn es um Sie und Ihre Integration geht, dann haben die CDU und die Landsmannschaft ein Erbrecht“, so der Aussiedlerbeauftragte zu den Anwesenden.


„Nur Pilze verzehren, die man kennt“


München – Immer wenn die Pilz-Zeit naht, warnen Experten vor dem Verzehr von giftigen Exemplaren. So mahnte jetzt der Münchner Giftnotruf des Klinikums ‚Rechts der Isar‘, „nur Pilze zu nehmen, die Sie genau kennen“. Von den rund 6.000 in Europa wachsenden Arten seien zwar die allermeisten ungenießbar, aber nur rund 150 Arten wirklich giftig und davon 30 tödlich, berichtet das »Neue Deutschland« am 8. September und zitiert zur Abschreckung einen Fall des Toxikologen Siegmar Berndt von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, der sich im vergangenen Jahr in Norwegen zugetragen habe. Dort hätten acht Russlanddeutsche statt Pfifferlingen den tödlich giftigen Orangefuchsigen Raukopf erwischt. Der Pilz enthalte Orellanin, das sich manchmal erst nach 14 Tagen bemerkbar mache und die Nieren schädige. Fünf aus der Gruppe seien heute noch auf Dialyse angewiesen.
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