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18. bis 24. Mai
Vertrauen durch muttersprachliches Angebot

Erlangen – Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat sich in der Eichendorffschule von Bruck über das Aussiedler-Integrationsprojekt ‚Sputnik‘ informiert, ist in den »Erlanger Nachrichten« am 20. Mai zu lesen. Nach Angaben von Hauptschulleiter Lorenz Winklmann stammten rund 50 Prozent der Schüler aus zugewanderten Familien. Durch ‚Sputnik‘ sei an drei Tagen pro Woche eine zweisprachige Betreuung der Kinder gewährleistet. Bürgermeisterin Elisabeth Preuß fügte bei dem Politikerbesuch hinzu, dass in Kooperation mit dem deutsch-russischen Verein ‚Brücken‘ in dem Integrationsprojekt auch die Eltern in die Förderung der Schüler einbezogen würden. Von zentraler Bedeutung sei das russische muttersprachliche Angebot, weil dadurch „Vertrauen erzeugt“ werde.


Kritik an Integrationspolitik in Nordrhein-Westfalen

Unna – Eine Brücke droht einzustürzen, berichtet die »Westfälische Rundschau« am 19. Mai und meint damit den Integrationsrat, der in Unna bislang als Brücke zwischen Zugewanderten und Einheimischen angesehen werde. Mit einem neuen Gesetz solle in Nordrhein-Westfalen die Mitwirkung der kommunalen Integrationsräte angetastet werden. Dagegen würden politisch aktive Migranten Sturm laufen, so Ksenija Sakelsek, die Vorsitzende des Integrationsrats. Kritisiert werde, dass es die Landesregierung künftig den Stadt- und Gemeinderäten überlassen wolle, ob sie überhaupt einen Integrationsrat als beratendes Gremium einrichten möchten. Ersatzweise könne auch ein Integrationsausschuss gebildet werden, der mehrheitlich aus Mitgliedern der Ratsfraktionen bestehe.


Kulturelle Unterschiede selbst bewerten

Umkirch –Kinder von Spätaussiedlern werden strenger erzogen als die aus einheimischen Familien, schreibt die »Badische Zeitung« am 20. Mai in einem Beitrag über Russlanddeutsche in Umkirch. Das treffe auch auf den 15-jährigen Arthur zu, „aber es stört ihn nicht“. Der Junge lebe seit zwölf Jahren in Deutschland, und es gefalle ihm sehr gut in Umkirch. Zu Hause, wo russisch gesprochen werde, gebe es eine andere Kultur als draußen, das sei ihm klar. Er bilde sich seine Meinung über die Unterschiede aber selbst, indem er sie sich genau anschaue. Übrigens habe er die Schule gewechselt, nachdem ihn ein Lehrer sogleich in die „Russenmafia“-Schublade gesteckt habe.


Lebenslange Haft für Holzklotz-Werfer

Oldenburg – Der 31-jährige Nikolai H. ist vom Landgericht Oldenburg zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Russlanddeutsche am Ostersonntag des vergangenen Jahres einen Holzklotz von einer Autobahnbrücke geworfen und damit Olga K. in einem zufällig vorbeikommenden Wagen vor den Augen ihres Mannes und ihrer zwei Kinder getötet hatte, berichtet der »Stern« am 20. Mai. Der Verurteilte habe sich, so der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann, des Mordes, dreifachen Mordversuchs und vorsätzlichen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr schuldig gemacht. Die Verteidigung wolle Revision gegen das Verfahren einlegen.

Die Familie des Opfers sei wie der Täter selbst als Spätaussiedler aus Kasachstan nach Deutschland gekommen, erwähnt noch die »Westfälische Rundschau«, die sich am 21. Mai neben vielen anderen Zeitungen mit dem Urteilsspruch befasst. Während sich die Familie K. in Deutschland voll integriert habe, sei H. hier „nicht richtig angekommen“. Ein Milderungsgrund sei das aber nicht, zitiert das Blatt den Richter.


Wissenschaftspreis für Arbeit über Spätaussiedler

Augsburg – Der Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien in Höhe von 5.000 Euro geht dieses Jahr an den Frankfurter Erziehungswissenschaftler Marc Oliver Thielen; den Förderpreis (1.500 Euro) erhält die Eichstätter Kulturgeografin Olga Krahn, berichten die »Uni-Protokolle« am 20. Mai. Sie erhielt die Auszeichnung für ihre Diplomarbeit ‚Lokale Identitäten und Gemeinschaft. Beteiligung von Spätaussiedlern an „Soziale Stadt“-Programmen – dargestellt am Piusviertel in Ingolstadt‘. Die Preisträgerin wurde 1981 in Moskau geboren und kam als Zwölfjährige nach Deutschland. Derzeit arbeitet sie als Marktforscherin. Unter anderem hielt sie in ihrer Untersuchung fest, dass Spätaussiedler keine homogene Gruppe sind. Deutschland als neue Heimat bedeute für viele von ihnen auch, die interkulturelle Lebensweise der verschiedenen Menschen als Vorzug zu werten, heißt es in den Uni-Protokollen.


Theaterstück mit Lager-Atmosphäre

Göttingen/Friedland – Ein ungewöhnliches Theaterprojekt bringt die Geschichte des Grenzdurchgangslagers Friedland auf die Bühne an einem ungewöhnlichen Ort, berichtet die »Hessisch-Niedersächsische Allgemeine« am 21. Mai. Aufführungsort sei die Saline Luisenhall in Göttingen, die den Zuschauern eine Lager-Atmosphäre vermittele, auch indem sie zur Begrüßung Tee, Decken und Jacken aus der Kleiderkammer bekommen – so wie es Hunderttausende Menschen bei ihrer Ankunft in Friedland tatsächlich erlebten, schreibt die Zeitung. Über 60 Jahre sei Friedland Fluchtpunkt für Kriegsheimkehrer, Vertriebene, Aussiedler und Flüchtlinge gewesen. Die Zuschauer sitzen während des Theaterstücks in Decken gehüllt auf mehrstöckigen Schlafsaal-Betten aus Lagerbeständen. Dramaturgin Silke Merzhäuser und Regisseurin Julia Roesler haben für das Stück rund 20 ehemalige Friedlandbewohner interviewt und deren Aussagen zu „eindringlichen Monologen“ verarbeitet, heißt es in dem Blatt.


„Bin eigentlich ein schüchterner Mensch“

Ostrach – Bei der Vorstellung von zehn Frauen, die sich mit weiteren 54 Bürgern um einen Sitz im Ostracher Gemeindeparlament bewerben, geht es in der »Schwäbischen Zeitung« vom 22. Mai auch um Ljudmilla Schewitsch von der UL, einer Vereinigung unabhängiger Bürger. Die 37-Jährige sei 1994 mit ihrer Familie aus Kasachstan nach Deutschland ausgesiedelt. Anders als ihr Mann habe sie damals kein Wort Deutsch gesprochen. „Ich kam mir vor wie auf einem anderen Planeten“, schildert sie ihre ersten Eindrücke in er neuen Heimat. Nach einer Krankenschwester-Ausbildung arbeite sie mittlerweile in einem Altenpflegeheim. Im örtlichen Arbeitskreis Aussiedler und Asylbewerber sei sie, die sich als „eigentlich ein schüchterner Mensch“ beschreibt,  dazu angeregt worden, politisch mitzumischen, berichtet die Zeitung. In ihrer alten Heimat sei es für Frauen nicht üblich gewesen, sich in der Politik zu engagieren. Im Gemeinderat wolle sie sich besonders für die Integration von Spätaussiedlern und Ausländern stark machen.


Die Freiheit und nicht die vollen Schaufenster gesucht

Aschaffenburg – In der Sendereihe ‚60 Jahre BRD – meine persönliche Geschichte‘ stellt »Kanal 8« am 23. Mai den Juristen Willi Reiland vor, der 15 Jahre alt war, als das Grundgesetz in Kraft trat. In seiner Zeit als Oberbürgermeister von Aschaffenburg, so Reiland, habe er viele Spätaussiedler begrüßen können, „Menschen, die aus diktatorisch regierten Staaten kamen“. Da habe er sich sehr bemüht, „ihnen die Grundprinzipien unseres freiheitlichen demokratischen Rechtsstaates nahe zu bringen“. Er habe immer die Auffassung vertreten, dass die Aussiedler in erster Linie die Freiheit und nicht die vollen Schaufenster gesucht hätten.

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