23. bis 29. März
„Rausgerissen wie die Bäume“Göttingen – Vor über 20 Jahren kam er aus dem sibirischen Nowosibirsk nach Deutschland, heute bedient er als Musiker Schlaginstrumente im Göttinger Symphonie-Orchester: Harry Bidlingmaier ist einer von mehreren Migranten, die in der Filmreihe ‚Globale Stadt Göttingen‘ porträtiert worden sind. Seine Vorfahren wanderten 1818 aus Schwaben nach Georgien aus. Später wurde die Familie unter Stalin nach Sibirien vertrieben, schreibt das »
Göttinger Tageblatt« am 26. März. In Nowosibirsk habe Bidlingmaier Schlagzeug studiert und beim Opernorchester der Stadt gearbeitet, bis er 1988 nach Göttingen kam. Über den Wechsel in den Westen sagte der Musiker der Zeitung, „Heimat ist der Ort, wo du geboren bis, wo man die Natur, wo man sich selbst kennengelernt hat. Wir wurden richtig rausgerissen wie die Bäume.“ Was ihn mit dem Leben in Göttingen versöhne, sei der Umstand, dass in seinem Orchester so viele Ausländer arbeiteten: „In einem Orchester machen alle Musiker gemeinsam Musik. So sollten die Völker miteinander umgehen.“
Zu viele Zuwanderer im Land?Golßen – Unter dem Motto ‚Jugend grenzenlos‘ hat der DRK-Kreisverband Fläming-Spreewald in Golßen einen Fachtag über Zuwanderung veranstaltet, berichtet die »
Lausitzer Rundschau« am 24. März. Sozialarbeiter, Lehrer und Jugendkoordinatoren hätten hier mit weiteren Fachleuten ihre Erfahrungen aus der Migrationsarbeit ausgetauscht. Unter anderem sei es darum gegangen, in den beiden beteiligten Landkreisen Netzwerke zu knüpfen, zitiert die Zeitung Rosemarie Schramm vom Vorstand des DRK-Verbands. Rainer Spangenberg von der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schulen (RAA) aus Trebbin habe die Zuwanderer in zwei Gruppen eingeteilt: Diejenigen mit deutscher Staatsangehörigkeit wie ehemalige Auswanderer und Spätaussiedler und solche mit ausländischem Pass wie Asylbewerber, Kriegsflüchtlinge, Studierende, Familienangehörige und Saisonarbeiter. Obwohl der Ausländeranteil in Brandenburg nur zwei Prozent betrage, seien rund 30 Prozent aller einheimischen Jugendlichen der Auffassung, es gebe zu viele Zuwanderer im Land. Deren Anteil auch noch sinke, wie Carsten Saß, Sozialdezernent im Landkreis Dahme-Spree, auf der Tagung berichtete. 2003 seien dem Kreis noch 250 Migranten zugewiesen worden, 2008 nur noch vier.
Erklären, wie das Leben hier gehtBacknang – Die 1950 in Russland geborene Erika Dorn weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, die Heimat zu verlassen, berichtet die »
Backnanger Kreiszeitung« am 26. März. 1958 zog ihre Familie nach Kasachstan, 1993 siedelte sie nach Deutschland aus. Heute helfe sie neu ankommenden Russlanddeutschen bei der Integration in die Bundesrepublik. Seit neun Jahren ist die Aussiedlerin im Vorstand der Backnanger Ortsgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland aktiv und erklärt, so die Zeitung, im Heim für Spätaussiedler und jüdische Migranten „wie das Leben hier geht“. Sie informiere über Gesetze und Rechte, über Behörden, das Sozial- und Bildungssystem und nicht zuletzt über Fragen der Familienzusammenführung. Erika Dorn: „Das Wichtigste ist, die Menschen in das Leben in der Stadt hineinzubringen.“
Russlandtag in DuisburgDuisburg – Multikulturelles Leben hat in Duisburg seit Jahrzehnten Tradition, es hat die Stadt geprägt, heißt es im Online-Dienst »
Der Westen« am 26. März. Am 29. März konnten sich die Duisburger beim Russlandtag in der Gesamtschule Hamborn/Neumühl ein Bild von der drittgrößten Kulturgemeinde nach Deutschen und Türken, den Bürgern mit russischen Wurzeln, machen. In den siebziger Jahren seien die ersten Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion gekommen; 20 Jahre später habe die Zahl der jüdischen Zuwanderer aus dieser Region stark zugenommen. In der jüdischen Gemeinde Duisburg/Mühlheim/Oberhausen lebe die russische Kultur bis heute weiter, so »Der Westen. In der Gesamtschule würden die Russischkenntnisse der Jugendlichen durch muttersprachlichen Unterricht gefördert.
Mondlandung mit PolizeischülernSulzbach-Rosenberg – Schon drei Mal haben sich in Sulzbach-Rosenberg junge Spätaussiedler mit Auszubildenden der Bereitschaftspolizei im Rahmen eines Integrationsprojekts getroffen. Es waren „Begegnungen zweier unterschiedlicher Welten“, berichtet das »
Oberpfalz-Netz« am 28. März. Ziel sei es gewesen, sich kennen zu lernen, Vorurteile abzubauen und Verständnis für die andere Seite zu fördern. Zum Auftakt des Treffens wurde der Film „Mondlandung“ gezeigt, bei dem es um Probleme junger Spätaussiedler geht, heißt es weiter. Nach der Vorführung sei es zu lebhaften Diskussionen zwischen den künftigen Polizisten und den russlanddeutschen Jugendlichen gekommen. Beim gemeinsamen Essen russischer Spezialitäten hätten die Teilnehmer teils verwundert festgestellt, dass die jeweils Anderen „doch ganz normal“ sind.
Früh übt sichHamburg – Nach einer turbulenten Sitzung haben die Mitglieder der Jungen Union (JU) Hamburg einen neuen Vorsitzenden gewählt, schreibt das »
Hamburger Abendblatt« am 28. März. Abstimmungssieger wurde mit 159 Stimmen Jan Meyer. Sein Gegenkandidat Nikolaus Haufler, der nur 112 Stimmen erhielt, habe seine Niederlage eingeräumt und das Wahlergebnis als eindeutig und auf faire Weise zustande gekommen erklärt. Während der Veranstaltung sei durchgesickert, dass es dem Russlanddeutschen Haufler gelungen war, unmittelbar vor der Wahl noch 60 junge Spätaussiedler zum Eintritt in die JU zu bewegen. „Hier geht`s ja zu wie bei den Alten“, zitiert das Blatt einen Beobachter. „Na ja, früh übt sich.“
Russlanddeutsche Traditionen dokumentierenKaufbeuren – Behutsam zoomt Wladimir das Gesicht seiner Oma und ihrer Freundin Martha heran, die im Kreis anderer Russlanddeutscher eine Ansprache von Diakon Wolfgang Stock verfolgen, schreibt die »
Allgäuer Zeitung« am 29. März. Gemeinsam mit dem 17-jährigen Alexander sei der 16-jährige Wladimir Gast bei einer der Veranstaltungen gewesen, in der die älteren Aussiedler ihrer religiösen Tradition nachgehen. Die jungen Leute beteiligen sich am Projekt ‚In Deutschland zu Hause‘, das nach Regieanweisungen von Projektleiter Stock einen wichtigen Teil der russlanddeutschen Kultur dokumentieren soll, ehe er in Vergessenheit gerate.
Da die Ausübung von Religion in der Sowjetunion verboten war und deutsche Traditionen zerschlagen wurden, hätten sich die Russlanddeutschen in Privatwohnungen zu Gottesdiensten in deutscher Sprache getroffen. Noch heute würden sich ältere Aussiedler regelmäßig zu Hause treffen und aus alten Predigtbüchern lesen. Die jüngeren Russlanddeutschen hätten zu dieser Tradition keinerlei Bezug mehr. Mit der Dokumentation soll den Jugendlichen die Geschichte ihrer Vorfahren deshalb wieder nahe gebracht werden, hofft Stock.
„Vielleicht Schrebergärten bieten“Traunstein – Der Landkreis Traunstein will die Integrationsarbeit mit Migranten auch 2010 fortsetzen, berichtet das »
Traunsteiner Tagblatt« am 27. März. Die letzte große Zuwanderungswelle habe es vor 20 Jahren mit Aussiedlern aus der früheren Sowjetunion gegeben, „die rein rechtlich Deutsche waren, aber oft der Muttersprache und der deutschen Mentalität nicht mächtig waren“, wird Tobias Schedlbauer zitiert, der seit sechs Jahren die Integrationsarbeit im Landkreis leistet. Landrat Hermann Steinmaßl habe zum Thema Russlanddeutsche noch angemerkt, dass die meisten aus ländlichen Regionen kommen und zu Hause eine Datscha hatten. „Vielleicht sollten wir Schrebergärten bieten.“
Zurück