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Haben die Deutschen noch Sibiriens eine Perspektive?

Verband der Deutschen tagte in Krasnojarsk

Die dritte Tagung des Verbandes der Deutschen Sibiriens hat kürzlich in Krasnojarsk stattgefunden. Die Versammlung wählte den Landrat des Deutschen Nationalen Rayons Asowo, zu ihrem Vorsitzenden. Das Treffen verabschiedete eine Reihe von Projekten, die man durchaus als ehrgeizig bezeichnen darf.


Krasnojarsk, im Februar 2009 – Vor zwei Jahren ist die Assoziation der Deutschen Sibiriens gegründet worden. Immrrhin leben in der Region heute noch etwa 350.000 Russlanddeutsche, also rund 60 Prozent aller Deutschen in Russland leben; es gibt zwei deutsche Rayons, drei Deutsch—Russische Häuser und 261 Kulturzentren. Die jüngste Verbandstagung fand in Krasnojarsk statt. Auf dem Programm stand auch eine Diskussion zum Thema „Die Deutschen Sibiriens – aktuelle Lage und Perspektiven“. Teilnehmer waren die Leiter russlanddeutscher Organisationen aus Sibirien und Fernost sowie Vertreter der regionalen Verwaltungen und von Organisationen aus Deutschland.

Die Bedeutung der Veranstaltung lässt sich bereits an der Teilnehmerliste ablesen: Alexander Tretjakow, Inspektor für die Verwaltungsregion Krasnojarsk im föderalen Bezirk Sibirien, Raschit Rafikow, Leiter der Abteilung Nationalitätenpolitik und Religion im Kulturministerium der Regionalverwaltung Krasnojarsk, Ewgenija Zajkowa, stellv. Direktorin der Entwicklungsgesellschaft Nowosibirsk, Viktor Adam und Georgi Klassen, die Direktoren der Russisch-Deutschen Häuser in Tomskund und Barnaul, Bruno Reiter, Landrat des Deutsch-Nationalen Rayons Asowo.

In der Verwaltungsregion Krasnojarsk leben heute noch 35.000 Deutsche. Der letzten Volkszählung zufolge ist die Zahl wegen der Abwanderung in den 1990er Jahren um 15 Prozent zurückgegangen. […] In der Verwaltungsregion gibt es eine Kulturautonomie der Russlanddeutschen, mehrere Sprachklubs, es finden regelmäßig Sprachlager statt, und es gibt eine rührige russlanddeutsche Jugendorganisation. Die Kulturautonomie pflegt enge Beziehungen zum Goethe-Institut, zum Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und zur Robert-Bosch-Stiftung. Beispielhaft für andere Regionen ist auch die gute Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und anderen Organisationen.

Zu Beginn der Tagung erläuterte Viktor Eichwald, Vorsitzender der Assoziation der Deutschen Sibiriens, die Vorstellungen des Vorstandes zur Arbeitsplanung für die nächsten fünf Jahre. Dazu gehört in erster Linie, das Fundament für die weitere selbstständige Entwicklung der Russlanddeutschen in der Region zu stärken. […] Die Assoziation möchte die Siedlungen, in denen Russlanddeutsche noch kompakt leben, erhalten und weiter entwickeln. Außerdem soll eine Wiedergeburts- und Entwicklungsstiftung mit einem eigenen Budget gegründet werden. Auch  will die Assoziation die Entwicklung einer russlanddeutschen Elite mit allen Kräften unterstützen. Die Teilnehmer der Konferenz sprachen sich dafür aus, ein überregionales Informations- und Bildungszentrum zu gründen.

Es wurde vorgeschlagen, weitere Russisch-Deutsche Häuser in Kemerowo, Krasnojarsk, Tjumen und im Rayon Asowo zu eröffnen. Zu den wichtigsten Fragen, mit denen sich die Assoziation auf ihrer Tagung befasste, gehörte die Unterzeichnung einer Vereinbarung über Zusammenarbeit bei der Unterstützung der deutschen Minderheit im Föderalen Bezirk Sibirien und im Verwaltungsgebiet Tjumen. An dieser Zusammenarbeit wollen sich neben der Assoziation der Deutschen Sibiriens auch die Gesamtrussische Assoziation der Russlanddeutschen „Sodruschestwo“ und der Internationale Verband der deutschen Kultur (IVdK) beteiligen.

An zahlreichen Projekten der Assoziation der Deutschen Sibiriens wird bereits praktisch gearbeitet. In vollem Gange ist derzeit die Akquirierung von Mitteln für die Herausgabe des Buches „Die Deutschen Sibiriens: Geschichte und Ethnografie“. Die benötigte Gesamtsumme beträgt 1,5 Mio. Rubel. Den Großteil hat man schon zusammenbekommen, es fehlen noch 330.000 Rubel. Die Mittel kommen aus unterschiedlichen Quellen, auch viele Privatpersonen haben gespendet. 70.000 Rubel hat die Gebietsverwaltung von Tjumen gegeben. Geplant ist eine Auflage von 1.000 Exemplaren.

[…] Die nächste Tagung der Assoziation der Deutschen Sibiriens soll im Oktober 2009 in Omsk stattfinden. Zur selben Zeit soll auch der Kongress der Assoziation stattfinden, zu dem 50 Delegierte eingeladen werden. Bruno Reiter, dem Vertreter der Assoziation im Verwaltungsgebiet Omsk, wurde der Vorsitz für das Jahr 2009 übertragen.

Quelle: Elena Vol’f: „Est‘ li perspektivy u nemcev Sibirii?“,
Deutsche Allgemeine Zeitung Nr. 41/2008, S. 7;
Übersetzung: Norbert Krallemann

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Josef Dukwen ist Direktor des Russisch-Deutschen Hauses in Nowosibirsk. Im ORNIS-Gespräch geht er auch auf gegensätzliche Auffassungen unter den deutschen Verbänden in Sibirien ein.


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