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9. bis 15. Februar
“Beeindruckend wenig über die Russlanddeutschen bekannt”

Oranienburg – “Wir waren in der Sowjetunion Fremde, und wir sind es auch hier”, zitiert die »Märkische Allgemeine« am 10. Februar den Russlanddeutschen Jacob Fischer. Fischer äußerte sich als Leiter einer Wanderausstellung, die gerade im Bürgerzentrum Oranienburg-Mittelstadt eröffnet wurde, und die mit den Ressentiments gegenüber den Russlanddeutschen aufräumen will. Unter dem Titel „Volk auf dem Weg. Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland“ wolle die Schau über die Vergangenheit der Volksgruppe und ihre Integration in Deutschland informieren, heißt es in der Zeitung. Oranienburgs Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke bezeichnete es in seiner Eröffnungsansprache als „beeindruckend, wie wenig über die Geschichte der Russlanddeutschen bekannt ist“. Er machte als Ursache für das „spärliche Wissen“ die vom Stalinismus geprägte DDR aus. Gerade unter Stalins Herrschaft hätten die Russlanddeutschen besonders gelitten. Laesicke erinnerte daran, dass Oranienburg durch die Aussiedler zum Beispiel kulturell bereichert werde.


Selbstbewusstsein weitergeben

Kreis Höxter – Mit seinem neuen, auf 18 Monate angelegte Projekt ‚Perestrojka‘ will der Landkreis Höxter vor allem Spätaussiedler stärker in die Gemeinden und in den Arbeitsmarkt integrieren, berichtet die »Neue Westfälische« am 11. Februar. In seinem Rahmen werden so genannte Integrationslotsen ausgebildet, die selbst Spätaussiedler sind und ihre neu gewonnenen Kenntnisse an andere Zuwanderer weitergeben sollen. Unterstützt werde die Initiative der fundus-Arbeitsgemeinschaft für Berufliche Weiterbildung, der Kreis-Volkshochschulen, des ESTA-Bildungswerks und dem Verein für Generationen durch das Integrationsbüro des Kreises Höxter, die ARGE, die Arbeiterwohlfahrt und den Caritasverband. 

Die Finanzierung haben das nordrhein-westfälische Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, der Europäische Sozialfonds und die Kreis-ARGE übernommen. Auch die Kreise Paderborn und Lippe wollen sich beteiligen, schreibt die Zeitung. Später werde geprüft, ob das Modellprojekt in ganz Nordrhein-Westfalen übernommen werden können. Ansprechpartnerin für die Lotsenausbildung sei unter anderem Elena Kern, die selbst aus Kasachstan stamme. Für sie bedeute Integration, sich auf Deutsch verständigen und selbstbewusst mit Behörden umgehen zu können sowie deutsche Freunde zu haben. Die totale Aufgabe der Herkunfts-Kultur gehöre nicht dazu.


Hohe Arbeitslosigkeit unter Migranten in Bayern

München – Die wirtschaftliche Situation von Migranten gibt der bayerischen Politik Anlass zur Sorge, schreibt die »Süddeutsche Zeitung« am 12. Februar. Ein Viertel dieser 2,3 Millionen Menschen sei armutsgefährdet. Aus dem neuen bayerischen Sozialbericht gehe hervor, dass es in dem Bundesland die Zugewanderten erheblich schwerer haben, mit ihrem Verdienst ihre Familien zu ernähren, als einheimische Arbeitnehmer - das durchschnittliche Einkommen von Ausländern, Eingebürgerten und Spätaussiedlern liege um mehr als 20 Prozent niedriger. In dieser Bevölkerungsgruppe sei die Arbeitslosigkeit zudem zweieinhalb Mal höher als bei Bayern mit deutschen Wurzeln. 


Rückgang der Aussiedlerzahlen setzt sich fort

München – Im Jahr 2008 kamen noch rund 650 Spätaussiedler nach Bayern, ein Viertel weniger als im Vorjahr, berichtet der »Donau-Kurier« am 13. Februar. Nach Angaben der bayerischen Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) setzt sich damit „der Trend rückläufiger Zuzugszahlen bei Spätaussiedlern“ fort. 1990 habe das Bundesland noch rund 64.200 Menschen aufgenommen. 98 Prozent der Aussiedler stammten aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.


Neue Beauftragte für Spätaussiedler in Hessen

Wiesbaden – Die 57-jährige CDU-Politikerin Margarete Ziegler-Raschdorf ist von der neuen hessischen Landesregierung zur Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler ernannt worden. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch habe erklärt, mit ihren schlesischen Wurzeln und der bereits gewonnen Erfahrung in der Arbeit mit Aussiedlern in Fulda sei sie für diese Aufgabe prädestiniert, berichtet die »Fuldaer Zeitung« am 11. Februar. Ziegler-Raschdorf ist in ihrem neuen Amt Nachfolgerin des 72-jährigen Rudolf Friedrich. In Hessen leben nach Angaben der Zeitung unter den insgesamt sechs Millionen Einwohnern rund 1,3 Millionen Vertriebene und Aussiedler.  


Blinde Ehefrau musste zurückbleiben

Hambüren – Ivan Michel, Spätaussiedler aus Russland, will mit Hilfe der Justiz eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung für seine russische Ehefrau Alla erzwingen, schreibt die »Cellesche Zeitung« am 13. Februar. Die blinde Frau habe 2007 nicht mit einreisen dürfen, als Ivan Michel mit seinen Kindern und Enkelkindern nach Deutschland kam. Dass sie kein Aufenthaltsrecht bekam, liege offensichtlich an ihren mangelnden Deutschkenntnissen. „Sie hat Probleme, deutsch zu lernen, da sie nicht lesen kann. Sie ist fast vollständig blind“, zitiert das Blatt ihre Tochter Nadezda. Alla Michel sei im Dezember 2008 über Polen dennoch eingereist und lebe derzeit illegal bei ihrer Familie in Hambüren. Um ihren Aufenthalt zu legalisieren habe ihr Mann nun beim Verwaltungsgericht Lüneburg Klage gegen den Landkreis Celle erhoben. 


„Viel Anerkennung unter den Russlanddeutschen“

Beilrode – Ende vergangenen Monats wurde Werner Friedrich 60 Jahre alt, und nach wie vor ist er ständig auf Achse: für alle Spätaussiedler in Beilrode, die seine Hilfe brauchen, heißt es in der »Torgauer Zeitung« am 13. Februar. Der gelernte Eisenbahner und Gesellschaftswissenschaftler beschäftige sich seit 1997 „salopp gesagt“ als Sozialarbeiter. „Soziales Engagement ist mir ungemein wichtig“, bestätigte er dem Blatt. Er helfe Spätaussiedlern, wo es nur ging: Durch Sprachkurse, Behördengängen, Gespräche mit Sportvereinen oder karitativen Einrichtungen. Nebenher habe er Interessenvertretungen der Spätaussiedler mit aufgebaut. 

Von mancher Lebensgeschichte der Russlanddeutschen war er so beeindruckt, dass er gemeinsam mit Reiner Wolf ihr Schicksal in einem Buch beschrieb, das 1999 unter dem Titel ‚Die Wahrheit muss raus!‘ erschien – „ein Riesenerfolg“, so die Zeitung, das ihm viel Anerkennung unter den in Torgau lebenden Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion eingebracht habe.


„Bester seines Jahrgangs“

Hamburg – Eugen Zitzer hat die Kurve gekriegt. Gerade beendete er seine Ausbildung zum Metallbauer als bester von 79 Gesellen seines Jahrgangs. Dieser Erfolg war dem 22-Jährigen wohl nicht in die Wiege gelegt, wie er selbst dem »Hamburger Abendblatt« vom 14. Februar erzählte. „Ich war echt ein Chaot“, erinnerte er sich. Vieles von dem, was er angestellt habe, „war nicht so toll“. 1994 kam er mit Großeltern, Eltern und dem älteren Bruder aus Minussinsk in Sibirien nach Hamburg. Seine Eltern hatten ihm damals vorgemacht, es ginge um eine Urlaubsreise. Irgendwann habe er sich damit abgefunden, in einem neuen Land zu leben. „Kinder können das ja gut“, sagte er, und: „Heute möchte ich nicht mehr zurück.“ Jetzt hoffe er darauf, ein Stipendium der Handwerkskammer zu bekommen. Er will seinen Meister machen.

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