2. bis 8. Februar
„Zum Rückfall kommt es dann im Migrantenumfeld“
Radevormwald – Hohen Besuch führte die Klinikleitung des Curt-von-Knobelsdorff-Hauses in Radevormwald durch die Einrichtung: die Professorin Rita Süssmuth, ehemals Bundestagspräsidentin. Sie schaute sich die Therapiestellen für Patienten an, die sich in einem benachbarten Krankenhaus einer Alkohol-Entgiftung unterzogen haben. Als Hindernisse für therapeutischen Erfolg bezeichnete Werner Brück von der Klinikleitung während des Rundgangs sowohl die Arbeitslosigkeit als auch den „Migranten-Hintergrund“, wie die
»Rheinische Post« am 2. Februar berichtet. Arbeit habe sehr wichtige Integrationskraft, bekräftigte Süssmuth. „Viele Russlanddeutschen sind damit groß geworden: wer keinen Alkohol trinkt, ist kein Mann.“ Nach Einschätzung von Brück kommt es zu den meisten Rückfällen der Patienten nicht während der Therapie, sondern später nach der Rückkehr in die Familie und das gewohnte „Migrantenumfeld“.
Schon in der Sowjetunion erfolgreichCelle – Thomas Rumpf hat der Ehrgeiz gepackt. Erstmals nimmt der Eisschnell-Läufer aus dem Skate-Team-Celle an der Deutschen Meisterschaft im Eisschnell-Lauf im rheinischen Grefrath teil, schreibt die
»Cellesche Zeitung« am 3. Februar. Seit 2001 arbeitet Rumpf an seiner Speedskater-Karriere. Sein Trainer ist der 45-jährige Spätaussiedler Olaf Hermann, der schon in den 1980er Jahren in der Sowjetunion erfolgreicher Eisschnell-Läufer war. Bei der Deutschen Meisterschaft in Grefrath zählt er zu den Favoriten, so das Blatt. Für den Wettkampf hat er sich, wie Rumpf, aus eigenen Mitteln mit neuen Schlittschuhen ausgestattet. Das Engagement hat sich gelohnt: Hermann holte sich den Meistertitel seiner Altersklasse. Rumpf wurde Vierter seiner Altersklasse.
Deutsche nur im juristischen SinnBerlin – Selbst die Bundeskanzlerin hat das Thema Integration zur „Top-Priorität“ erklärt, schreibt die Autorin Merle Hilbk in der Berliner
»Tageszeitung« vom 5. Februar. Deshalb gebe es für fast alle Migrantengruppen Pläne und wohl klingende Strategien, wie ihre Integration voranzutreiben sei. „Nur von der zuletzt größten Zuwanderergruppe, den Russlanddeutschen, ist dabei meist nur am Rande die Rede.“ Obwohl ihnen eine Studie gerade attestiert habe, sie seien überwiegend gut integriert, treffe das auf die meisten nur zum Teil zu, und für ihre Kinder noch weniger, so Hilbk, in deren eigener Familie es ebenfalls Spätaussiedler gibt. Viele Russlanddeutsche seien nur im juristischen Sinn Deutsche, mental aber Zuwanderer, die auf ein Land trafen, das nur wenig mit der erträumten Heimat zu tun hatte. Eine bittere Ironie sei, dass das, was die Neuankömmlinge aus der ehemaligen Sowjetunion für besonders „deutsch“ hielten, sie von den Einheimischen abhob. Für die seien sie schlicht „die Russen“, die sie in der Sowjetunion nicht sein durften.
„Wir nehmen euch ernst“München – Der CSU-Landtagsabgeodnete Martin Neumeyer will als erster Integrationsbeauftragter Bayerns kein „Grüßgottaugust“ sein, schreibt der
»Donaukurier« am 4. Februar. „Gutmenschenpolitik bringt uns nicht weiter“, sagte der 54-jährige Politiker im Gespräch mit der Zeitung. Er setze lieber auf Dialog: offen, ehrlich und informiert. Er sehe sich als Mittler, Ansprechpartner und Helfer vor Ort. Nicht nur für die Muslime im Freistaat wolle er ein offenes Ohr haben, sondern für alle Ausländer, besonders aber für die Spätaussiedler. Alle Migranten müssten erfahren, „wir nehmen euch ernst“, zitiert ihn das Blatt.
Viele Krebskranke aus dem sowjetischen AtomtestgeländeNürnberg – Anna Kloos ist Spätaussiedlerin, heißt es in der
»Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung« am 5. Februar. Die heute 60-Jährige stammt aus der Nähe von Kustanai in Kasachstan; im russischen Noworossijsk studierte sie Stadtplanung. Vor knapp zehn Jahren kam sie mit ihrem Mann und ihren Kindern nach Deutschland und fand sich schon nach einer Woche gut zurecht, erzählt sie der Zeitung in der schwäbischen Mundart vieler Russlanddeutschen. Zunächst kümmerte sie vor allem um die Pflege ihres an den Rollstuhl gefesselten Mannes, doch nach und nach habe sie auch anderen behinderten Spätaussiedlern geholfen, die wegen ihrer Gebrechen „zusätzliche Probleme bei der Integration“ hatten, wie die Zeitung schreibt.
Vor zwei Jahren gründete sie schließlich mit dem Diakon Friedrich Röttenbacher den Verein ‚Helfen von Herzen‘. Röttenbacher stellte ihr ein Büro in den Räumen der Martin-Niemöller-Kirche in Langwasser zur Verfügung, und von hier aus betreut sie heute rund 150 Menschen, viele von ihnen schwerbehindert. Fast die Hälfte der Ratsuchenden ist an Krebs erkrankt, von denen die meisten aus der Gegend um das ehemalige sowjetische Atomtestgelände Semipalatinsk in Kasachstan nach Deutschland gekommen sind. Anna Kloos macht regelmäßig Hausbesuche und übernimmt viele Ämtergänge. Fast alle Arbeiten erledige sie allein, heißt es in der Zeitung weiter. Die finanziellen Mittel reichten hinten und vorne nicht.
„Wir brauchen die Migranten“Hemau – Für Landrat Herbert Mirbeth wäre es wichtig, Migranten in die Arbeit von Stadt- und Gemeindeparlamenten einzubeziehen, berichtet die
»Donau-Post« am 7. Februar. „Wir brauchen diese Bevölkerungsgruppen – Gesellschaft und Wirtschaft profitieren enorm von ihnen. Aber es muss auch die Bereitschaft herrschen, sich zu integrieren“, zitiert die Zeitung den Landrat auf einer Veranstaltung zum Thema ‚Integration und Migration‘ an der Hemauer Hauptschule. Zu den Initiativen des Landkreises gehöre auch die ‚Mobile Jugendarbeit zur Integration von jugendlichen Spätaussiedler‘, die von Jelena Siebert, einer Russlanddeutschen aus Kasachstan geleitet wird. Rund 3.000 junge Spätaussiedler gebe es im Landkreis. Siebert verstehe es, auf die Jugendlichen zuzugehen, Kontakte zu Schulen, Kindergärten, Vereinen und den Eltern zu knüpfen, um Netzwerke aufzubauen.
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