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27. Oktober bis 2. November
Mehr Bedürftige an der Lüneburger Tafel

Lüneburg – Seit 1995 gibt die Lüneburger Tafel in der Ausgabestelle „Im Tiefen Tal“ Lebensmittel an Bedürftige aus. Bis zu hundert Menschen kommen pro Tag vorbei und suchen Hilfe, schreibt das »Hamburger Abendblatt« am 27. Oktober. Unter ihnen befinden sich Familien mit Kindern, Alleinerziehende, Spätaussiedler und andere Migranten. Eine Umfrage des Bundesverbandes Deutsche Tafel habe ermittelt, dass fast 25 Prozent der Hilfebedürftigen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren seien. In Lüneburg ist nach Angaben von Klaus Benecke, 2. Vorsitzender der örtlichen Tafel, die Zahl der Lebensmittel-Empfänger seit dem Vorjahr um 20 Prozent gestiegen.


„Die Armut steigt“

Waldkraiburg – In Waldkraiburg hat die Armut eine Adresse: Beethovenstraße 12, heißt es in den »Waldkraiburger Nachrichten« am 31. Oktober. Hier verteile das Bayerische Rote Kreuz (BRK) in einem Laden Lebensmittel und Kleidung zu günstigen Preisen an Bedürftige. „Die Zahl der Kunden steigt kontinuierlich“, so das Blatt. „Definitiv, die Armut steigt“, wird BRK-Kreisgeschäftsführer Marc Elsner zitiert. Derzeit seien 640 Bedürftige in den beiden Läden in Waldkraiburg und im benachbarten Mühldorf registriert. Ein weiterer Laden stehe vor der Eröffnung. Zu denen, die ein „höheres Risiko tragen, arm zu werden“, gehörten Alleinerziehende, Rentnerinnen, Arbeitslose, Ausländer und Aussiedler.


Zwei Jesuiten in Moskau ermordet

Rom – Als „schweren Verlust für die katholische Kirche Russlands“ hat der Jesuitenpater Lombardi, Pressesprecher des Vatikans, den gewaltsamen Tod von Pater Otto Messmer und Pater Victor Betancourt-Ruiz bezeichnet. Die beiden Patres warden Ende Oktober in Moskau ermordet worden, berichtet der Online-Dienst »Zenit« am 30. Oktober und zitiert den Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz Russlands, Igor Kowalewski, mit den Worten: „Diese beiden Morde an Geistlichen sind etwas Unerhörtes.“ Pater Otto Messmer ist vermutlich am 27. Oktober nach der Rückkehr von einer Deutschlandreise in seiner Moskauer Wohnung ermordet worden. Der 47-Jährige wurde in Karaganda/Kasachstan als Sohn einer russlanddeutschen Familie geboren. Zwei seiner Brüder sind ebenfalls Jesuiten, heißt es bei »Zenit«. Der eine lebe in Deutschland, der andere sei Bischof von Bischkek in Kyrgyzstan.


Zum Geldverdienen nach Kasan

Berlin – Das Leben in Kasan war für Thomas Schertwitis zunächst ein „Kulturschock“, berichtet die »Welt« am 30. Oktober. Den 36 Jahre alten Wasserball-Spieler habe es in die Hauptstadt Tatarstans verschlagen, „weil er in Berlin selbst als deutscher Nationalspieler von seinem Sport nicht leben konnte“. 282 Mal habe er für Deutschland „die Knochen hingehalten“. Dennoch musste er 2768 Kilometer weit in den Osten übersiedeln, um irgendwie zurecht zu kommen, schreibt die Zeitung. Der in Almaty geborene Schertwitis gewann mit der kasachischen Nationalmannschaft 1994 die Asienmeisterschaft, bevor er mit 21 Jahren als Spätaussiedler nach Deutschland kam.

Mit den ‚Wasserfreunden Spandau‘ wurde er Deutscher Meister und sechsmal Pokalsieger. Im Jahr 2004 wechselte er nach Kasan, blieb zunächst aber weiterhin Mitglied der deutschen Nationalmannschaft. In Kasan verdiene er sehr gut, schreibt die »Welt«, „weil die alten Systeme noch greifen“. Doch der Sportler vermisse die saubere Luft, das saubere Wasser, die Sicherheit, den Service und Freundlichkeit Berlins.


Spätaussiedler halten Boxsport hoch

Straubing – Dieser Tage endete im bayerischen Straubing die 86. Deutsche Meisterschaft der Amateur-Boxer. „Elf Titel wurden vergeben, zur Kenntnis genommen hat das in der Öffentlichkeit so gut wie niemand“, schreibt die »Junge Welt« am 27. Oktober. Der Boxsport befinde sich in einem dramatischen Niedergang. In Straubing habe sich zum wiederholten Male bestätigt, dass das deutsche Boxen ohne Einwanderer längst am Ende wäre. So habe der BC Straubing beispielsweise 100 Mitglieder, von denen 20 boxen. Von diesen stammen 18 aus der ehemaligen Sowjetunion, so die Zeitung. In den 1990er Jahren hätten noch türkische Jugendliche dominiert, heute seien es junge Spätaussiedler.


Begegnung mit Spätaussiedlern im Museum

Potsdam – Der russische Kunst- und Religionswissenschaftler Andrej Tchernodarov wird neuer Leiter des Alexandrowka-Museums in Potsdam, berichtet die »Märkische Allgemeine« am 28. Oktober. Der 41-Jährige, der seine Lehrtätigkeit an den Universitäten von Erfurt, Jena und Leipzig weiterhin wahrnehmen will, lebt seit 1994 in Deutschland. Wie es in der Zeitung heißt, möchte Tchernodarov das Museum in der ehemaligen russischen Kolonie Alexandrowka auch zu einem Begegnungszentrum für Einheimische und Spätaussiedler ausbauen.


Ausländerbeirat auch für Aussiedler zuständig

Kempten – In der bayerischen Stadt Kempten soll der Ausländerbeirat künftig auch Ansprechpartner für Aussiedler sein. Damit werde das Gremium auf eine breitere Basis gestellt, schreibt die »Allgäuer Zeitung« am 29. Oktober. Die Änderung sei in der jüngsten Beiratssitzung beschlossen worden. In das Gremium sollen nun auch Aussiedler bestellt werden. Sie seien zwar deutsche Staatsbürger, bei der Integration gebe es allerdings ähnliche Probleme wie bei Ausländern. Im Kempten leben rund 8.000 Ausländer und genauso viele Aussiedler.


„Diese Leute werden uns fehlen“

Warendorf – Weil bald schon jedes zweite Kind in Deutschland aus einer Zuwandererfamilie kommt, müssen Kinder besser gefördert werden. Das forderte dieser Tage der Bremer Sozialwissenschaftler Meinhard Motzko in Warendorf auf einer Informationsveranstaltung des Regionalen Bildungsbüros zum Thema Sprach- und Leseförderung, berichtet die »Ahlener Zeitung« am 30. Oktober. „Aber oft geschieht das Gegenteil. Lehrer und Ingenieure aus Kasachstan haben bei uns oft über Jahre als Putzfrauen gearbeitet, weil sie sonst keine Chancen hatten“, zitiert das Blatt den Wissenschaftler. Viele Aussiedler kehrten Deutschland mittlerweile den Rücken. „Mit Blick auf Fachkräftemangel und Bevölkerungsrückgang werden uns diese Leute aber fehlen.“ An den Schaltstellen der Gesellschaft sollten mehr Migranten eingesetzt werden.


„Ungefiltert, nicht geschönt und damit echt“

Reutlingen – „Ich bin irgendwie schockiert von den Deutschen hier, weil die den Unterschied zwischen Ausländern und Aussiedlern gar nicht wissen“, sagt die 19-jährige Eleonora Dering, die vor neun Jahren aus dem russischen Sokol/Sahalin in die Bundesrepublik kam. „Ich habe große Sehnsucht, aber ich fühle mich gut hier“, meint Helena Kloster, die vor 13 Jahren aus Kamyschin an der Wolga nach Deutschland aussiedelte. Die 47-Jährige gehört mit Eleonora Dering zu den 43 Spätaussiedlern, zumeist aus Reutlingen, die jetzt in einem Buch zu Wort kommen, berichtet der »Reutlinger Generalanzeiger« am 31. Oktober. Es enthalte auf fast einhundert Seiten „43 Fotos, noch mehr Zitate, alle ungefiltert, nicht geschönt und damit echt“. Die Publikation trägt den treffenden Titel „50:50“: Halb Deutscher, halb Russe, Tadschike, Kasache oder Usbeke. Die Idee zu dem Buch hatte Jürgen Lehmann, Leiter des Reutlinger Jugendhauses in der Pestalozzistraße. 500 Exemplare wurden mit finanzieller Hilfe von Sponsoren gedruckt. Sie können im Jugendhaus bestellt werden.


Sexualmedizinische Ambulanz auch für Migranten

Frankfurt am Main – Zu Sophinette Becker kommen alle, die Probleme mit ihrer Sexualität haben, berichtet das »Darmstädter Echo« am 30. Oktober: „Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet.“ Die 58-jährige Psychologin führt die Sexualmedizinische Ambulanz der Frankfurter Universität. Zu ihren Patienten gehörten Vergewaltiger, Missbrauchsopfer, Traumatisierte, Fetischisten, Transsexuelle und Sexsüchtige, so das Blatt, oder deren Angehörige und Kollegen. Alle Gespräche hätten einen offenen Ausgang und seien streng vertraulich, versichert die frühere Aidsforscherin Becker. Zur Beratung kämen auch Migranten. In stundenlangen Gesprächen, oft mit Dolmetschern, versuche sie, deren Situation zu begreifen. Homosexualität zum Beispiel sei für zahlreiche Türken oder Russlanddeutsche ein Problem: „Sie haben Angst, aus ihrem sonst so starken Familienverbund ausgeschlossen zu werden.“
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