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Tomsk im Oktober 2008 – Zuerst sieht man lauter bekannte Gesichter: den Gouverneur des Verwaltungsgebiets Tomsk Viktor Kress, den Landrat von Parabel Alexander Karlow, den Leiter der Abteilung für allgemeine Bildung Leonid Glock. Dann folgen Porträts unbekannter Personen: eine alte ehemalige Arbeiterin aus der Fischfabrik in Narym oder der ehemalige Leiter des Straßenbauamtes von Parabel. In den Biografien dieser Menschen gibt es eine Gemeinsamkeit: Sie sind Russlanddeutsche. Die Fotoausstellung, die die Jugendorganisation „Jugendblick“ anlässlich der Tage der deutschen Kultur Ende September im westsibirischen Tomsk gestaltet hat, trägt daher den schlichten Titel „Wir sind Russlanddeutsche“.
Die Schau ist noch im Heimatmuseum des Verwaltungsgebietes Tomsk zu sehen. Die Fotos stammen von den Mitgliedern der regionalen Jugendorganisation. „Unser Ziel ist, die Aufmerksamkeit auf die 14.000 Deutsche zu lenken, die hier im Gebiet Tomsk leben“, sagt Irina Kreismann. Sie gehört zur Leitung der Jugendorganisation und ist zugleich stellvertretende Vorsitzende des überregionalen Koordinationsrates des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur für Westsibirien. „Wir wollen mit unserer Ausstellung zeigen, dass unsere Bevölkerungsgruppe - ungeachtet der tragischen Momente in ihrer Geschichte - überlebt und sich wieder aufgerichtet hat, ihre Bräuche, ihre Traditionen und ihre Kultur pflegt."
der Nowosobornaja Platz in Tomsk
Foto: Chu |
Wer sich aufmerksam mit der Ausstellung befasst, kann etwas von der würdevollen Vergangenheit der Deutschen in Russland erahnen. Kreismann: „Ich glaube schon, dass die Zeit, da man wegen seines deutschen Namens oder wegen seiner deutschen Herkunft Spießruten laufen musste, endgültig vorbei ist. Das Kapitel, das wir heute schreiben, ist ein völlig neuer Abschnitt der Geschichte.“ Russlanddeutsche leben in Russland und werden auch in Zukunft in Russland leben. Sie tragen mit ihrer Arbeit, ihrem Wissen und Können dazu bei, dass die Regionen, wo sie zu Hause sind, blühen. Die Ausstellung ist ein Beleg dafür.
Das Material für diese Ausstellung wurde in Tomsk und zwei Landkreisen des Gebietes, in Parabel und Koschewnikowo, gesammelt. Die örtlichen Verwaltungen und die dort ansässigen deutschen Begegnungszentren haben dabei geholfen. Die Fotografen sind Andrej Kreismann, Viktoria Sinowjewa, Natalja Schlegel, Swetlana Raiska und Roman Karjukin. Bei der Gestaltung der Ausstellung hat das Deutsche Generalkonsulat in Nowosibirsk finanziell geholfen. […]
„Wir wollten versuchen, mit unseren Aktivitäten für mehr Toleranz einzutreten“, fährt Irina Kreismann fort. „Zur Eröffnung der Ausstellung ist eine ganze Delegation der deutschen Minderheit aus Koschewnikowo angereist. Am Vorabend der Ausstellung haben wir eine Umfrage auf dem Nowosobornaja-Platz durchgeführt. Wir wollten von Studenten, Lehrern, Schülern und Rentnern in Tomsk wissen, ob sie über die Ereignisse des 28. August 1941 Bescheid wissen. Wenn jemand überhaupt nichts damit anfangen konnte, haben wir es ihm erzählt und ihn ins Haus der Völkerfreundschaft eingeladen, in dem ein Film über die Deutschen in Sibirien gezeigt wurde.“
der Lenin Platz in Tomsk
Foto: Chu |
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