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Kertsch, 23. November 2007 - Igor Migel ist sozusagen der wichtigste Ukrainedeutscher in seiner Stadt. Er ist optimistisch und engagiert. Davon, dass sich die wirtschaftliche und soziale Lage der 33.000 deutschstämmigen Ukrainer erheblich verbessert hat, ist der studierte Finanzwirt überzeugt. „Wir haben heute mehr Möglichkeiten, am Jugendaustausch teilzunehmen, um Kontakt mit deutschen Jugendlichen zu bekommen“, erzählt er. Seine Jugendorganisation zählt rund 250 Mitglieder. Nicht alle seien Deutschstämmige, auch viele Ukrainer würden mitmachen. So habe die Organisation einen ‚Klub der Lustigen und Findigen’, der Sketche und kleine Revuen auf Deutsch aufführt. Der Klub nehme regelmäßig an Wettbewerben des Goethe-Instituts in Kiew teil.
Aber auch die Sommer- und Wintersprachlager, die die Entwicklungsgesellschaft Odessa organisiere, seien sehr beliebt bei den jungen Ukrainedeutschen auf der Krim. Igor Migel ist überzeugt, dass die deutsche Minderheit in der Ukraine aktiver ist als jene in Russland und Kasachstan. „Ich glaube, dass wir europäischer, progressiver, jugendlicher und freier sind“, sagt er. Doch leider sei es so, dass die deutschen Minderheiten in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion noch zu wenig zusammenarbeiten würden. Man konzentriere sich lieber auf die bilaterale Zusammenarbeit mit Deutschland oder Österreich. Das werde sich in Zukunft aber ändern, hofft er.
Ohnehin unterscheide sich die Kultur der Deutschstämmigen in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten voneinander nicht so stark. „Wir in der Ukraine haben unsere eigene Kultur, aber sie ist der Kultur der Russlanddeutschen und der deutschen Minderheit in Kasachstan sehr ähnlich. Wir sprechen mehrheitlich Russisch, wir denken auf Russisch und wir haben dieselben Bräuche und Sitten“, erklärt der junge Ukrainer. (Wilhelm Siemers)