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Berlin, 20. November 2007 - 15 Minuten las er vor, länger darf es nicht sein beim „Open Mike“ in Berlin, dem wichtigsten deutschen Förderwettbewerb für junge Nachwuchsliteraten. Noch nie zuvor hatte der 28-jährige Johann Trupp aus Lingen im Emsland öffentlich aus eigenen Texten gelesen oder je an Wettbewerben teilgenommen. Doch gleich beim ersten Mal gewinnt der junge Russlanddeutsche einen der drei Hauptpreise. „Parallelgestalten“ heißt die kurze Prosa, für die er ausgezeichnet wird. „Zärtliche Sprachgewalt, Sensibilität und Kraft“ bescheinigt die sechsköpfige Jury seinem Text. „Er macht glücklich ganz einfach beim Zuhören“, verbindet „auf scheinbar traumhaft sichere Weise existenziellen Ernst mit Humor“. Sprachlich hervorragend umgesetzt, lobt DeutschlandRadio die Geschichte, „sehr bildhaft, lakonisch, pointiert, mit Humor“.
Mit diesem Erfolg hatte Johann Trupp nicht gerechnet. Zwar schreibe er seit 15 Jahren und ausschließlich auf Deutsch, obwohl er damals als 13-Jähriger gerade erst mit seinen Eltern aus Kyrgyzstan nach Deutschland ausgesiedelt war. Die Auszeichnung habe ihn fast überwältigt, sagte Trupp zu ORNIS. „Es war berührend, bislang habe ich noch nicht so viel von außen über meine Texte erfahren.“ Der Überraschungssieger schreibt in seiner Freizeit. Den Arbeitstag verbringt der gelernte Bürokaufmann im Lager eines Großhandels - „nehme Ware an, so was, ganz normale Sachen“, berichtete er in Berlin, als er plötzlich im Mittelpunkt stand. „Eine beinahe märchenhafte Geschichte, die der Literaturbetrieb da geschrieben hat“, meint dazu die ‚Berliner Literaturkritik‘. Gelte doch das „Open Mike“ als Türöffner für literarische Karrieren. Der Sieger kann auf Anerkennung als Schriftsteller hoffen, heißt es unter Kennern.
Links zum Thema |
- Johann Trupp, „Parallelgestalten“ - LiteraturWERKstatt Berlin - Allitera Verlag |
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