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Ein Leben für die deutsche Sprache

Der Journalist und Heimatforscher Johann Schellenberg wird 90 Jahre alt
Ein Leben für die deutsche Sprache Johann Schellenberg

Der Name Johann Schellenberg ist Generationen von Russlanddeutschen ein Begriff. Er steht für die Entwicklung der deutschen Presse und des deutschen Rundfunks in der Altairegion nach dem Zweiten Weltkrieg.

Bochum, im Februar 2010 – Johann Schellenberg wurde am 27. Februar 1920 in der Kulunda-Steppe geboren. Seine Vorfahren waren 1908 aus dem Schwarzmeergebiet nach Sibirien gezogen und hatten hier die Siedlung Grünfeld (später Tschertjosch) gegründet. Zur Schule ging der junge  Schellenberg allerdings nicht in seinem Heimatdorf, sondern in Engels an der Wolga – dem Zentrum der Autonomen Wolgarepublik. Nach seiner Rückkehr  absolvierte er 1937 im sibirischen Slawgorod das deutsche Pädagogische Technikum.

Lediglich ein Jahr war er als Schullehrer tätig, als 1938 alle nichtrussischen Schulen geschlossen wurden. Lehrer wurden verhaftet, Schellenberg 1942 zur Zwangsarbeit verpflichtet. Bis 1949 leistete er Schwerarbeit im Nordural.

Der Zeitungsjournalist

Zurück in Westsibirien kehrte er nicht in den Lehrerberuf zurück, sondern arbeitete zunächst als Baumeister in einem Presswerk. Nebenher gab er in einer Abendschule Deutschkurse für Erwachsene. Schließlich begann Schellenberg 1957 eine journalistische Laufbahn bei der deutschsprachigen „Roten Fahne“  (später „Zeitung für Dich“) in Slawgorod. Bereits nach drei Jahren wurde er zum Chefredakteur des Blattes ernannt. 1964 brachte die „Rote Fahne“ die Frage der Wiederherstellung der deutschen nationalen Autonomie an der Wolga auf und löste damit eine Welle von Leserbriefen aus.

1972 besuchte der Autor Johann Warkentin (Mitte) die Redaktion der Zeitung "Rote Fahne". Damals war Johann Schellenberg (Mitte)  Chefredakteur des Blattes. Foto: privat

Der Konflikt mit der Staatsmacht ließ nicht auf sich warten. „Der Partei-Obrigkeit in Barnaul und Slawgorod konnten wir nichts recht machen“, erinnert sich Schellenberg heute. „Immer hatte man etwas zu beanstanden, um die Redaktion und den Redakteur in die Zange zu nehmen.“ Es hieß, die Zeitung propagiere die Rückkehr der Deutschen an die Wolga. Schließlich musste Schellenberg im März 1975 sein Amt niederlegen und die „Rote Fahne“ verlassen.

Der Rundfunkjournalist

Acht Jahre arbeitete Schellenberg nun als Redakteur des deutschen Rundfunks in Barnaul, wurde nach dem Ende der Sowjetunion Sonderkorrespondent der „Zeitung für Dich“ und Referent im Deutsch-Russischen Haus Barnaul. Darüber hinaus verfasste er Chroniken deutscher Dörfer sowie ein Buch über die Geschichte des Dorfes Orlowo im Deutschen Nationalen Rayon Halbstadt, das 1996 in Moskau erschien und noch heute als Standardwerk gilt.

Als Redakteur des deutschen Rundfunks machte sich Schellenberg einen Namen in der Hörerschaft. Nach Jahren des verordneten Schweigens öffentlich wieder die deutsche Sprache zu hören, war für viele Zuhörer eine freudige Überraschung. Von der ersten Sendung an hatte Schellenberg Personen beschäftigt, die Texte in verständlichem Hochdeutsch vortrugen. Es gelang ihm sogar, aus den zunächst zugestandenen 30 Minuten wöchentlich eine 40-Minuten-Sendung durchzusetzen.

Erst in fortgeschrittenem Alter, 2001, siedelte der Journalist und Heimatforscher Johann Schellenberg nach Deutschland aus und lebt heute in Bochum. (nach Informationen von Nina Paulsen und Josef Schleicher)
 
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