Alexander Malinin und andere Größen aus Film und Musik gaben sich am 5. Oktober ein Stelldichein, um noch einmal der Chansonette Anna German zu gedenken. In einem Bericht der ‚Moscow Times’ heißt es dazu: „Für Millionen Sowjetbürger war sie ein polnischer Star, der in Zeiten, als andere zum Ruhm des Kommunismus sangen, in melodischem Russisch Liebeslieder vortrug.“ Anna German – ursprünglich Hörmann – war am 14. Februar 1936 in dem Ort Urgench in Usbekistan geboren worden. Mit Mutter und Großmutter übersiedelte sie im Alter von zehn Jahren nach Polen. Über den Grund, die mittelasiatische Heimat zu verlassen, findet man erst in jüngster Zeit nähere Informationen. Sie selbst hüllte sich ebenfalls in Schweigen über ihre Herkunft.
Anna German entstammte einer deutschen Familie. Ihr Vater war als Buchhalter in einer Brotfabrik tätig und wurde in den späten dreißiger Jahren verhaftet und erschossen. Später nutzte ihre Mutter die Verbindung zu einem Polen dazu, ihre Familie vor weiterer Verfolgung in Sicherheit zu bringen und folgte ihren künftigen Mann nach Polen. Hier wuchs Anna auf, studierte Geologie in Wroclaw – Breslau – und entdeckte ihre Liebe zu Musik und Gesang. Die ersten Schritte zu einer großen Gesangskarriere tat sie im Breslauer Kalambur-Theater, nahm teil an Festivals in Sopot und Opole und faszinierte ihr Publikum mit ihrer starken und eindringlichen Stimme.
In der Sowjetunion hatte sie eine besonders große Anhängerschaft, und es heißt, Karten für ihre Konzerte seien in der Regel bereits kurz nach der Ankündigung ausverkauft gewesen. Anna Germans zweite musikalische Heimat war Italien, wo sie sich beim Festival von San Remo erfolgreich auch einem westlichen Publikum vorstellte. In Italien war es auch, wo ihre Karriere 1972 einen plötzlichen Einbruch erlitt. Bei einem Autounfall wurde sie so schwer verletzt, dass sie erst zwei Jahre später wieder auf die Bühne gehen konnte. Doch bald zeichnete sich ein weiterer Schicksalsschlag ab. Anna German erkrankte an Krebs, noch eine Konzertreise führt sie nach Australien. In ihren letzten Lebensjahren widmete sie sich vornehmlich der Komposition von Kirchenliedern. Seit ihrem Tod im Jahr 1982 kümmern sich ihr Mann Zbigniew Tucholsky und ihre Mutter um den künstlerischen Nachlass. (© ORNIS/us, 7. Oktober 2006)
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