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19. bis 25. März

Rückkehr nach Sibirien

München – Seit drei Jahren lebt Konstantin Ostrezow wieder in Sibirien, wo er vor 23 Jahren geboren wurde. 2001 war der Russlanddeutsche nach Deutschland ausgesiedelt, wohin es schon seine Großeltern gezogen hatte. Mit Mutter und Bruder bekam er in Wuppertal eine Wohnung, und obwohl er tüchtig Deutsch lernte und auf einer Abendschule den Realschulabschluss  nachholte, reichte es nicht für eine Arbeitsstelle. „Ich habe wirklich gedacht, es sei leichter in Deutschland“, sagt er der «Süddeutschen Zeitung», die am 21. März über seine Rückkehr nach Russland berichtet. Nun lebt er auf dem Lande in einer neugebauten Siedlung am Rande von Nowosibirsk und hat eine Anstellung in einer Pelmenifabrik. Sein Bruder will, sobald er in Deutschland den Militärdienst beendet hat, ebenfalls in die frühere Heimat zurückkehren. Bauherr der neuen Siedlung mit dem romantischen Namen „Blaue Bucht“ ist Wladimir Rimmer, selbst Russlanddeutscher. Derzeit plant er weitere Häuser für Aussiedler, die zurückkehren wollen. Vor einigen Wochen sei er mit der zuständigen Bürgermeisterin durch Deutschland gereist, um sein Projekt vorzustellen. „Nie hätte ich gedacht, dass so viele zurückwollen“, stellte er fest. „Warum sollten sie auch in Deutschland von Sozialhilfe leben, wenn sie hier Geld verdienen können?“ Russlands Wirtschaft wächst, so die ´Süddeutsche Zeitung`, und damit die Chance, auch in Sibirien ein gutes Leben zu führen.


Zu wenig Aussiedler: Wohnheim geschlossen

Eisenstein – 1990 kamen noch über 12.000 Aussiedler nach Niederbayern; 2006 war ihre Zahl auf knapp über einhundert gesunken. Für Eisenstein hat das bittere Folgen: Das Übergangswohnheim für Spätaussiedler in dem Ort nahe der tschechischen Grenze wird geschlossen, berichtet der «Bayernwaldbote» am 21. März. Dabei habe man sich hier immer stark gemacht für das Haus mit seinen 64 Wohnungen, beteuert Bürgermeister Thomas Müller. „Diese Menschen sind wichtig für uns und die Einrichtungen in der Gemeinde.“ Kindergarten und Grundschule seien auf die Kinder der Spätaussiedler angewiesen. Schon heute stehen die meisten Wohnungen in dem Gebäude leer. Seit August 2006 kamen zwölf Russlanddeutsche nach Eisenstein. Die insgesamt 50 Personen, die jetzt noch in dem unter Denkmalschutz stehenden Haus leben, müssen bis Juli eine neue Bleibe gefunden haben. Nach Angaben der niederbayerischen Behörden wird bis 2008 für die ganze Region nur das Übergangswohnheim in Deggendorf übrig bleiben.


„Klasse, wir singen“

Braunschweig – 28.000 Kinder hat Gerd-Peter Münden zum öffentlichen Singen ermuntert. Der Braunschweiger Domkantor organisierte und begleitete zehn Auftritte von Schulklassen aus dem Raum Braunschweig in der Volkswagen-Halle und zog damit über 39.000 Besucher an, berichtet die «Braunschweiger Zeitung» am 20. März. „Da waren Menschen aus allen Schichten und viele Ausländer dabei. Hinterher haben mich russlanddeutsche Eltern umarmt: Die fanden gut, wie authentisch das rüberkam, was mir als Kirchenmann am Singen wichtig ist“, schildert Münden dem Blatt. Nun hofft der Domkantor, das Konzept des Liederfestes auch anderen Orten schmackhaft zu machen. Für Braunschweig ist eine Neuauflage von „Klasse, wir singen“ in drei Jahren vorgesehen.


Nachbarschaftliche Beziehungen

Wiehl – Wie unterscheidet sich das Leben in der ehemaligen Sowjetunion von dem in Deutschland? Was können die Spätaussiedler unternehmen, um ihre Integration zu erleichtern und zu beschleunigen? Solche Fragen standen im Mittelpunkt einer zweitägigen Fortbildung für russlanddeutsche Aussiedler, die sich im nordrhein-westfälischen Wiehl niedergelassen haben. Zu den Tipps, wie sich die Zuwanderer schneller vertraut machen können mit der neuen Umgebung, gehörte die Anregung, nachbarschaftliche Beziehungen zu den Einheimischen zu pflegen, eigene Interessenvertretungen aufzubauen und vor allem Deutsch zu lernen, heißt es im Online-Dienst «Oberberg-Aktuell» am 19. März. Um neuen Aussiedlern die Integration in Wiehl zu erleichtern, sollen sie künftig von einem Lotsen empfangen und in den ersten drei Monaten begleitet werden.


Schutz vor Weißrussen- und Kasachensiedlungen“

Kelheim – Statt der geplanten 48 werden jetzt doch nur 20 Parzellen als Baugebiet ausgewiesen. Damit gewinnt das bayerische Thaldorf mit seinen 193 Wohnhäusern eben nur diese 20 hinzu, obwohl der Ort in den vergangenen drei Jahren von 678 auf 653 Einwohner geschrumpft ist und eigentlich größeren Zuwachs brauchte, berichtet der «Donaukurier» am 20. März. Die stark eingeschränkte Erweiterung des Dorfes gilt als Kompromiss zwischen der Bauverwaltung in Kelheim und einer Thaldorfer Bürgerinitiative, ausgehandelt auf einer aufgeregten Bauauschuss-Sitzung in Kelheim. Rupert Schlauderer von der Bürgerinitiative, die nur acht Parzellen bebauen lassen wollte, hatte die Verwaltung schriftlich aufgefordert, „uns vor Weißrussen- oder Kasachen-Siedlungen (zu) schützen“. Die Einwendung sorgte „für erheblichen Unmut“, heißt es dazu in der Zeitung. Mit der Reduzierung von 48 auf 20 Parzellen sei die „befürchtete Überfremdung“ nun ausgeschlossen, zitiert der ´Donaukurier` den Bauverwaltungsleiter Peter Dorfner. Auch Aussiedler hätten Anspruch auf angemessenen Wohnraum. Trotz der Entscheidung scheint in Thaldorf kein Friede eingekehrt. „Der Widerstand wird bleiben“, äußerte der Grünen-Politiker Franz Aunkofer. Es sei gegen die Mehrheit der Bevölkerung entschieden worden.
 

Raus aus dem Wohnheim

Kirchheim – An Arbeitsgruppen, die sich mit der Integration von Zuwanderern befassen, mangelt es nicht im baden-württembergischen Kirchheim. Es gibt sie unter dem Namen „Sprache und Information“, „Gemeinsam aktiv besser integriert“, „Altenhilfe für Migranten“ sowie „Orientierung in Ausbildung und Beruf“ oder auch „Suchtprävention für Jugendliche“, berichtet der «Teckbote» am 20. März. Sozialamtsleiter Roland Böhringer hat sie im Integrationsausschuss kürzlich vorgestellt. Daneben erwähnte er die Projektgruppe „Aussiedler beraten Aussiedler“, deren „wesentlicher Vorteil“ darin liege, dass sie nicht im Wohnheim angesiedelt sei, sondern im Rathaus der Stadt. „Wir sind der Meinung, dass die Leute auch mal raus müssen aus dem geschützten Raum des Wohnheims.“ Gleiches bezweckt auch das Integrationsprojekt „Familienpartnerschaften“, dessen Teilnehmer Nachbarschaft und Gemeinsamkeit mit den Migranten herstellen wollen. Die Initiative sei aber noch ein „zartes Pflänzchen“, räumte Böhringer ein.


Selbstverteidigungskurse für die Mädchen

Bühl – Das Jugendzentrum ist aus dem Bühler Stadtteil Weitenung „nicht mehr wegzudenken“, meint Wolfgang Jokerst vom Gemeinderat. Leiterin Christiane Ries sorgt mit den Angeboten des Zentrums, das zweimal wöchentlich bis in den Abend hinein geöffnet ist und einmal im Monat einer Disco Platz macht, für „interkulturelle Orientierung“ und „soziale Mitverantwortung“ der jungen Leute zwischen 14 und 17 Jahren. Wie das «Badische Tagblatt» am 23. März schreibt, setzen sich die jugendlichen Besucher zu 80 Prozent aus Spätaussiedlern und zehn Prozent aus anderen Migranten zusammen. Als Beispiel für Präventionsarbeit bezeichnet Ries Konflikttrainingsseminare, Verhaltensschulungen zur Vermeidung von Verkehrsunfällen oder Selbstverteidigungskurse für Mädchen. Immerhin sind rund 60 Prozent der Jugendzentrums-Besucher weiblich, berichtet das Blatt.


Unerklärliche Aggressivität

Lübeck – In sich gekehrt, blass und mit gesenktem Kopf – so saß der 28-jährige Landwirt während des gesamten Verfahrens auf der Anklagebank vor dem Lübecker Landgericht, berichten die «Lübecker Nachrichten» am 21. März. Ihm wird vorgeworfen, Ende 2005 vor einem Lokal in Eutin den 21-jährigen, in Kasachstan geborenen Spätaussiedler derart brutal zusammengeschlagen zu haben, dass das Opfer noch am Tatort starb. Eine Ärztin der Psychiatrie beschreibt den geständigen Täter in einer Zeugenaussage als „intakte Persönlichkeit“ ohne belastende Lebenserfahrungen, so die Zeitung. Sie habe bei ihm weder Alkohol- noch Drogenprobleme erkennen können. „Er ist ein Mann, den man sich nicht aggressiv vorstellen kann.“ Polizisten sagten aus, dass Schaulustige die Schlägerei offensichtlich ganz bewusst nicht beendet hätten. Täter und Opfer seien alkoholisiert gewesen. Das Urteil stand noch aus.


Drogenhändler schweigen

Ingolstadt – Auch sechs Wochen nach der Festnahme von drei russlanddeutschen Drogenhändlern aus Ingolstadt weiß die Polizei fast nichts über die Hintergründe der Tat. Die Festgenommen äußern sich nicht. Die 22 bis 25 Jahre alten Männer hatten bei ihrer Festnahme sieben Kilogramm Heroin bei sich, berichtet der «Donaukurier» am 19. März. Der Stoff habe im Straßenverkauf einen Wert von bis zu 700.000 Euro. Nach Polizeiangaben kontrollieren Spätaussiedler seit langem schon die Rauschgift-Szene in Ingolstadt. Da sie sich, wie die Zeitung schreibt, „äußerst bedeckt halten und nach außen abschotten“, habe die Polizei die Strukturen des Drogenhandels bislang nicht aufbrechen können. Die Behörden glauben, dass die Festgenommenen um Leib und Leben fürchten müssen, falls sie die Namen ihrer Hinterleute preisgeben. „Da herrschen knallharte Regeln.“


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